Anti-Flag - A document of dissent 1993-2013

Fat Wreck / Edel
VÖ: 25.07.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Für ein paar Rohlinge

Erinnert sich noch irgendwer an die alten Sampler, die Fat Wreck und Epitaph um die Jahrtausendwende herausgebracht haben? "Fat music" und "Punk-o-rama"? Da waren jedes Mal so viele coole Songs von so vielen, zumindest dem Schreiber dieser Zeilen, vorher unbekannten Bands drauf, dass man sich kaum die Hälfte der zugehörigen Alben leisten konnte. Die andere Hälfte hat der große Bruder vom Schulkollegen dann für ein paar Rohlinge gebrannt. Wer ein ganz kleines bisschen zu spät für das große Punkrock-Revival 1994 geboren war, der konnte mit diesen Samplern das fehlende Wissen ganz schnell aufholen.

Eine der Bands, die in den Heydays des Millennium-Punkrocks ihren Durchbruch hatte, ist Anti-Flag. "Underground network" hieß das Album, "Seattle was a riot" auf "Fat music vol. V" der Song, der als erstes hängen blieb. Nochmals mehr als eine Dekade später feiert die Band ihren 20. Geburtstag mit einem Best-of-Album, dass in Sachen Umfang zunächst einmal ganz ordentlich ist. Die 26 Songs stammen von allen neun Studioalben der Band. Von den unzähligen B-Seiten, Split-Singles und -Alben, Benefiz-Veröffentlichungen und Bonustracks ist auf "A document of dissent 1993-2013" allerdings nichts zu sehen. Damit fallen einige der besten Songs der Band schon mal weg. So ist die Platte eher für Einsteiger als für alte Fans und Komplettisten interessant.

Da alles hübsch chronologisch geordnet ist, lässt sich die Entwicklung von Anti-Flag allerdings recht gut nachvollziehen. Viele gute Refrains fürs Pogen hatte die Band schon immer. So richtig, richtig gut wurden die Songs aber erst ab "Underground network". Das liegt auch an den krachenden Basslinien und waghalsigen Breaks, die ab diesem Zeitpunkt regelmäßig ihren Weg zwischen die politischen und politisierenden Texte der Band fanden. Anti-Flag hatten spätestens ab 2001 einen Lauf. Die Knüppelbeats in "Rank-n-file", die Groupshouts in "Turncoat", die unzähligen gereckten Fäuste in "Power to the peaceful" – all das spielen hauptsächlich Punkbands aus dieser Generation und für eine Zeit lang waren Anti-Flag einer der besten Vertreter ebendieser.

Allerdings kann man auch den Moment festmachen, an dem die Band ein wenig die Puste ausging. Irgendwann war es schlicht nicht mehr genug, einen Song "Underground network" zu nennen. Der zunehmenden Komplexität der Politik und dem einhergehenden Verschwimmen von Themen, Positionen und Meinungen setzten Anti-Flag Songs entgegen, die diversifizierter klingen, aber dafür einen Teil ihrer Durchschlagskraft einbüßten. Das allzu verspielte "Good and ready" oder die flaue "Hymn for the dead" von "For blood and empire" litten dazu genau wie die anderen hinteren Beiträge von einem allzu konsensfähigen Gesamtsound.

Zugegeben, die eine oder andere Perle findet sich auf dem hinteren Drittel der Platte auch noch. "The economy is suffering... let it die" drückt ordentlich den Finger in die Wunde. Und "The bright lights of America" hätte sich auch auf einem der älteren Alben gut geschlagen. Nach dem Hören von "A document of dissent 1993-2013" weiß man auf jeden Fall, welche Anti-Flag-Alben man sich leisten oder brennen lassen sollte und auf welche man verzichten kann.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Angry, young and poor
  • Underground network
  • 911 for peace
  • The bright lights of America

Tracklist

  1. Die for the government
  2. Fuck police brutality
  3. Tearing everyone down
  4. A new kind of army
  5. That's youth
  6. Angry, young and poor
  7. This machine kills fascists
  8. Underground network
  9. Spaz's house destruction party
  10. 911 for peace
  11. Turncoat
  12. Rank-n-file
  13. Power to the peaceful
  14. Death of a nation
  15. You can kill the protester, but you can't kill the protest
  16. The press corpse
  17. Hymn for the dead
  18. 1 trillion dollar$
  19. This is the end
  20. Cities burn
  21. Good and ready
  22. The bright lights of America
  23. Sodom, Gomorrah, Washington D.C. (Sheep in shepherd's clothing)
  24. The economy is suffering... let it die
  25. This is the new sound
  26. Broken bones
Gesamtspielzeit: 79:43 min

Im Forum kommentieren

eric

2014-07-30 14:04:48

Vielleicht ja, weil die Platte damals in Zusammenarbeit mit 'nem Majorlabel (RCA) erschienen ist. Ist aber schon ihre beste, ja. (Zumindest die beste von denen, die ich kenne.)

MartinS

2014-07-30 13:36:44

Joa. Die Beiträge aus "For Blood And Empire" kommen etwas zu schlecht weg. Schließlich ist selbiges ihr bestes Album. Mit Lichtjahren Vorsprung

Armin

2014-07-25 01:56:16

Frisch rezensiert! Meinungen?

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