Judas Priest - Redeemer of souls

Columbia / Sony
VÖ: 11.07.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Frischer Edelstahl

Nein, einen allzu großen Gefallen haben sich Judas Priest mit ihren letzten Alben nicht getan. Während "Angel of retribution" 2005 zwar durchaus als Ausrufezeichen einer vermeintlich dahinsiechenden Band zu sehen war, entpuppte sich das das drei Jahre später veröffentlichte "Nostradamus" als verkopfter Rohrkrepierer, völlig überambitioniert und auch musikalisch wahrlich nicht überzeugend. Und dann verließ auch noch der langjährige Gitarrist und Hauptsongwriter K. K. Downing 2011 die Band. Das Ende also? Möglicherweise mit dem Ruf, den Zeitpunkt des kontrollierten Abgangs verpasst zu haben? Mitnichten. Denn umgehend wurde mit Richie Faulkner ein Gitarrist verpflichtet, der bis dato nur mäßig in Erscheinung getreten war und mit dem Geburtsjahr 1980 die großen Klassiker der Briten bestenfalls aus dem Kinderwagen erlebt haben konnte.

Ein Risiko, durchaus. Insbesondere nach der umgehenden Ankündigung, dass Faulkner gemeinsam mit Glenn Tipton und Frontmann Rob Halford für das komplette Songwriting auf "Redeemer of souls" zuständig sein sollte. Doch nach wenigen Minuten wird klar, dass Faulkner eine wahre Frischzellenkur für die so lange eher uninspirierte Band ist. Bereits der Opener "Dragonaut" schlägt die ersten Pfosten ein und stampft sehr gediegen durch vorzügliche Riffs, inklusive breitem Kreuz und dicker Lippe in Halfords Lyrics: "Welcome to my world of steel / Master of my domain / Cower as the pain's unsealed / Disasters where I'll reign." Und beim folgenden Titeltrack weicht der skeptische Blick endgültig einem breiten Grinsen. Solche Melodien, solche Riffs, wenn auch nicht mehr in der früheren Geschwindigkeit, waren zuletzt tatsächlich auf dem legendären "Painkiller" zu hören.

"Halls of Valhalla" lässt dann zunächst stutzen, war Asgard doch bislang eher nicht das Sujet Halford'scher Lyrik. Doch der angesichts desaströser Performances auf den letzten Touren überraschend mächtige Schrei des Leadsängers zu Beginn und ein derbst treibendes Riff stellen erneut klar, dass Judas Priest immer noch Heavy Metal auf Höchstniveau liefern können. Schade nur, dass mit zunehmender Spieldauer dann doch noch die eine oder andere Kunstpause eingelegt wird. Songs wie "Sword of Damocles" oder "Secrets of the dead" gegen Ende des Albums sind zwar vollkommen okay, können mit der Wucht dieser ersten Viertelstunde jedoch nicht ganz mithalten. Und bei "March of the damned" klingt Halford gar wie Ozzy Osbourne, der zu eher lustlosen Riffs vor sich hin nölt.

Und doch: Über sehr weite Strecken lassen Judas Priest keinen Zweifel daran, dass sie die Scharte von "Nostradamus" oder gar den gähnend langweiligen Alben aus der Zeit mit Tim "Ripper" Owens am Mikrophon mit Macht auswetzen wollen. Auf "Metalizer" erweckt Halford doch noch einmal seine berühmte Kopfstimme zum Leben, während "Battle cry" derart fulminant peitscht, dass dieser Song ausschließlich mit gereckter Faust gehört werden darf. Auch wenn also nach wie vor berechtigte Zweifel daran bestehen, ob insbesondere Halford diese Leistung auch auf der Bühne umzusetzen imstande ist, kann "Redeemer of souls" durchaus überraschen, auch weil sich Faulkner als wahrer Glücksgriff entpuppt. Natürlich werden Alben wie "British steel" oder "Defenders of the faith" unerreichbar bleiben, natürlich nehmen Judas Priest das Tempo deutlich öfter als früher zurück. Aber die dicke Hose, die die Herren aus Birmingham im Vorfeld dieser Platte an den Tag legten, war letzten Endes berechtigt, ist "Redeemer of souls" trotz einiger verzeihlicher Längen ein würdiges Alterswerk einer der wichtigsten Wegbereiter des Heavy Metal. Willkommen zurück!

(Markus Bellmann)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Redeemer of souls
  • Halls of Valhalla
  • Battle cry

Tracklist

  1. Dragonaut
  2. Redeemer of souls
  3. Halls of Valhalla
  4. Sword of Damocles
  5. March of the damned
  6. Down in flames
  7. Hell & back
  8. Cold blooded
  9. Metalizer
  10. Crossfire
  11. Secrets of the dead
  12. Battle cry
  13. Beginning of the end
Gesamtspielzeit: 62:03 min

Im Forum kommentieren

rasheeda jones

2014-07-18 12:55:51

high
way
to
the

dangerzone
dangerzone

hiii way
to
the
danger zone

Telecaster

2014-07-18 12:48:02

Da ich das Album noch nicht auf Vinyl habe will ich mich über die Qualität des Gitarrensounds nicht voreilig auslassen, vielleicht liegt das ja an den MP3s...
Erster Eindruck: Bestes Songmaterial seit Painkiller, was aber angesichts solcher Alben wie Jugulator und Nostradamus nicht viel heißen muss. Muss mir die Angel of Retribution noch mal zum Vergleich anhören.
Dass K.K. Downing nicht mehr dabei ist - hm.

Schwuc.htel-Rock

2014-07-17 18:16:38

at it's best

Hell bent for leather

2014-07-16 13:22:14

PRIEST!PRIEST!PRIEST!

Günther

2014-07-15 23:31:37

Ja: scheiße.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum