Liam Finn - The nihilist
Yep Roc / CargoVÖ: 09.05.2014
So raffiniert unfrisiert
Die bärtigste Frau im Musikbusiness stammt aus... Falsch! Nicht Österreich. Sie stammt aus Neuseeland und ist weitaus bärtiger als jede Alpenland-Wurst. Zugegeben, Chris Martin oder Prince kommen stimmlich noch viel eher von der Venus als Liam Finn, aber die haben auch keinen ausgewachsenen Grizzly im Gesicht sitzen. Jenen Prince hört auf "The nihilist" seltsamerweise derjenige heraus, der die Reviews für stern.de schreibt und sie dann auf T-Online kopiert (oder vice versa). Bei Plattentests.de denken wir da ja eher an John Frusciante oder die Klischee-Referenz Nummer 1 – Radiohead –, wenn es um die wirren Arrangements des 30-Jährigen geht. Mit seinem 2011er Album "FOMO" hatte Finn ja bereits ordentlich unordentlich vorgelegt, und auch sein drittes Studioalbum präsentiert sich reichlich durcheinander. Doch es ist ein Durcheinander voller Ordnung.
Der Titelsong "The nihilist" bewegt sich schleichend durch den Dschungel, um seiner Beute aufzulauern. Galant wie eine Raubkatze schlingelt sich der Song durchs Synthie-Dickicht, macht niemals halt und geht schließlich in die tumultartige Hetzjagd über. Die darauffolgende Erstauskopplung "Snug as fuck" ist näher am klassischen Singer-Songwriter-Genre, dennoch aber experimentell genug, um dieses Album nach vorne zu treiben. Mit einer feinen Damenstimme auf zweiter Ebene und begleitender Querflöte wirkt das Arrangement wie ein Besuch in Alices Wunderland oder ein Happy-Trip auf Magic Mushrooms.
"Wenn ich einen Tumor hätte, würde ich ihn Marla nennen... Marla! Der kleine Kratzer am Gaumen, der abheilen würde, wenn man nur aufhören könnte, mit der Zunge dran rumzufummeln. Aber man kann nicht!" Wunderbar, ein Fight-Club-Zitat in einer Plattentests.de-Rezension! Mit "Helena Bonham Carter", welches den Namen der Darstellerin der zitierten Figur "Marla" trägt, gelingt Finn der beste Song auf "The nihilist": Mit aktivierenden Chor, spaßbringendem Piano und dem ein oder anderen Elektro-Tusch, macht der Sänger einen Ausflug durch die Irrungen der Scheinwelt Hollywoods, auf welches obiges Zitat wohl genauso anzuwenden wäre wie auf Marla selbst. "Burn up the road" macht in der Folge noch mal richtig Tempo und überzeugt mit seinem überaus eingängigen Elektro-Rock-Riff in Chorusnähe. Das völlig asynchrone "4 track stomper" stampft seinem Namen entsprechend noch mal ordentlich im Disco-Rhythmus, gliedert metaphysisch anmutende Klänge ein und setzt "The nihilist" auf seine seltsame Weise die Krone auf.
Neil Finn, was macht denn Dein Söhnchen da? Hart so ein Leben als Sprößling einer Berühmtheit – Papa Finn war Teil von Crowded House und Split Enz. Von der Meinung der anderen scheint sich Finn junior indes endgültig freigemacht zu haben, allzu souverän geht der Neuseeländer spätestens seit "FOMO" musikalisch voran. "The nihilist" beschreibt ein Lebenskonzept der ewigen Verneinung, der Glückfindung innerhalb des Ausbrechens, und genauso hört sich die Platte auch an. Sie ist ein Manifest an den gepflegten Rabatz, unfrisiert wie ihr Schöpfer selbst. Trotz Mädchenstimme, oder gerade deswegen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The nihilist
- Snug as fuck
- Helena Bonham Carter
- 4 track stomper
Tracklist
- Ocean Emmanuelle
- The nihilist
- Snug as fuck
- Helena Bonham Carter
- Burn up the road
- Dreary droop
- Miracle glance
- 4 track stomper
- Arrow
- I
- Wild animal
- Wrestle with dad
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crowded house
2014-07-09 11:58:47
tim ist der sohn von neil finn.
Schlimmer Name
2014-07-09 11:23:28
Klingt wie Finn Lukas
Castorp
2014-07-09 11:16:35
Die schrägen Sachen hauen am meisten rein: "4 track stomper" und "Wrestle with dad". :)
Armin
2014-07-07 18:39:18
Frisch rezensiert! Meinungen?
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