Alte Sau - Alte Sau

Major / Broken Silence
VÖ: 15.07.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das Zwiebelprinzip

Jens Rachut wieder! Alben seiner unzähligen Bandprojekte verfahren meist nach dem Prinzip "durch die Brust ins Auge". Heimtückisch rödeln sie vorläufig an einem vorbei, bis sie sich irgendwann wie eine Zwiebel Schicht für Schicht häuten und die bizarren, unverdaulich rohen Texte erst nach mehreren Hördurchläufen ihre Intentionen preisgeben. Dahingehend unterscheidet sich auch "Alte Sau" nicht von anderen Veröffentlichungen des Punkrock-Großmeisters. Ein paar Unterschiede sind dann aber doch offenkundig.

Vor allem Gitarren, die auf der letzten Kommando-Sonne-Nmilch-Platte "You pay I fuck" noch beherzt in die Riffkiste gegriffen haben, wird man auf "Alte Sau" vermissen. Raoul Doré am Schlagzeug und Rebecca Oehms an Orgeln und Synth-Bass sind dieses Mal die einzigen Unterstützer. Die Dame, die gemeinsam mit Rachut schon bei N.R.F.B. elektronischere Pfade beschritt, darf dabei nicht nur an den Tasten etliche Hauptrollen übernehmen, sondern auch allerlei Brocken Gesang beisteuern. Dieser Masterplan geht auf, und Rachuts lyrisches Krakeelen tritt dadurch wiederum noch etwas mehr ins Rampensaulicht.

Rachut vermeidet auch weiterhin den Zirkus des sogenannten Business und beobachtet aus seinem gedachten Exil scharf die genormten Verhältnisse: "Das Gerede der Leute ist wie ein Geschwür." Es folgen Kritik an politisch korrekten Sozialstrukturen in "Druck", an Exklusivitätsverhältnissen in Paarbeziehungen in "Besitz" und der etwas andere, lauthals pöbelnde Umgang mit der kleinen Hexe und Religion in "Hexenjagd": "Braucht man wirklich Götter / Glauben ist jetzt Pflicht / Schmeiß' einen Stein ins Wasser / Schwimmen wird er nicht."

Das alles wird nimmermüde vom Drum-Radau vorangetrieben, während die Tastenbegleitung mal disharmonisch und bedrohlich-wavig, mal heiter karikierend Beistand leistet. Und einen Frauenchor gibt es natürlich auch wieder, der beispielsweise in "Lausanne" NDW-artig über ach so schlaue Kommentare aller Anderen mitwettert. Ansonsten ist "Alte Sau" aber vom Vorwurf der Artigkeit freizusprechen, weil es Rachut erneut originell gelingt, in Alltags- und Beziehungsszenen Rüffel an den vorherrschenden Ordnungen anzubringen und auszuteilen. Da kann einem die geschälte Zwiebel auch schon mal Pipi in die Augen treiben. Oder im Falle von Jens Rachut und Alte Sau vielleicht sogar echten Morgenurin.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Böse Winde
  • Druck
  • Besitz

Tracklist

  1. Böse Winde
  2. Druck
  3. Das Gerede
  4. Paula Scheiße
  5. Besitz
  6. Lausanne
  7. Hexenjagd
  8. Schleifenkönig
  9. Verkackte Grillen
  10. 3
  11. Fast
  12. Am Strand
Gesamtspielzeit: 39:58 min

Im Forum kommentieren

ko€ko€

2014-07-08 03:00:30

Begründung: Es wird dort nicht rumgetrutht.

koekoe

2014-07-08 02:03:13

Brauch ich nicht ein einzigen Ton von zu hören, das ist einfach ein kleiner Haufen Überflüssiges.

terrorgruppe

2014-07-07 19:02:58

das letzte album vom kommando-sonne-nmilch war irgendwie besser.

Christopher

2014-07-07 18:07:04

oma hans liebe ich noch immer. blumen am arsch der hölle war auch ne gute band.
mir persönlich auf jeden fall 100x lieber als z.b. but alive, auch wenn rachut natürlich schon gut nerven kann. hin und wieder trifft er den nagel aber auf den kopf.

Rachut-Devotee

2014-07-07 18:00:14

Wow. Ich durfte am Wochenende beim Pre-Listening des neuen Albums in einer von 5 ausgewählten Großraumdiscotheken dabei sein.

Nachdem ich mich durch die Massen gekämpft hatte, musste erstmal das neue Tour-Shirt (35€)her.

Neben den tollen Songs des Albums feierte das "Wir um 40"-Publikum vor allem alte Dackelblut-Lieder ordentlich ab.

Supergut.
Freu mich auf die großen Open-Air-Konzerte, von denen gerüchteweise eins für die vor Weihnachten veröffentlichte Live-DVD mitgeschnitten wird.

Also unterstützt die Band und kauft das fett produzierte neue Album.

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