Seether - Isolate and medicate

Spinefarm / Universal
VÖ: 04.07.2014
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schusters Leistenbruch

Natürlich ist es ein wenig ungerecht, Seether die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, dass die Musikszene so ist, wie sie ist. Die Südafrikaner sind nicht schuld daran, dass so viele junge Bands ihre ohnehin schon falschen Vorbilder nachahmen und sich dabei sturer an die althergebrachten Formeln halten als jeder bayerische Trachtenverein. Darunter kann dann schon mal der Ruf eines ganzen Musikgenres leiden – in diesem Falle wäre das der Alternative Rock. Das ist traurig, wäre aber durchaus zu ändern. Denn gerade schwer erfolgreiche Bands wie Seether könnten ihren Epigonen ein besseres Vorbild sein – ließen sie Schusters Leisten einfach mal Leisten sein und würden wenigstens zaghaft neues Territorium erobern.

Dass Shaun Morgan und seine Mitstreiter aber genau das aber nicht wollen, brachte beim Erscheinen von "Holding onto strings better left to fray" vor drei Jahren schon den Kollegen Drögemüller zur Verzweiflung. Seitdem ist viel Zeit vergangen, doch Seether denken immer noch nicht im Traum daran, ihren Sound mal auf eine Spazierfahrt durch andere Gefilde mitzunehmen. Warum auch? Verkauft sich doch die Mischung aus emotionalem Gebrülle, lauten (wenngleich glattproduzierten) Gitarren und dem einen oder anderen angetäuschten Metal-Riff ganz hervorragend. Zuletzt war sogar Platz zwei in den USA drin. Seether machen im Großen und Ganzen immer noch die gleiche Musik wie auf dem Durchbruchs-Album "Disclaimer" vor elf Jahren. Manchem mag diese Nachricht schon genügen, um an diesem Punkt das Lesen einzustellen.

Doch halt: "Isolate and medicate" ist dann doch nicht so schlimm, wie die Faktenlage vermuten lässt. Mag es der Einfluss von Produzenten-Guru und Pearl-Jam-Legende Brendan O'Brien sein, mag es einem kosmischen Zufall und der Konstellation der Sterne geschuldet sein: Irgendwie schaffen es Seether auf Album Nummer sechs dann doch, bedeutend frischer zu klingen als zuletzt. "See you at the bottom" wirft als Opener tatsächlich amtliche Riffs und beißenden Gesang in die Waagschale, und direkt im Anschluss darf "Same damn life" als netter Alternative-Pop-Ohrwurm aus dem Cabrio winken.

Die Single "Words as weapons" ist arg vorhersehbar, die unausweichliche Ballade "Crash" ziemlich doof und "Watch me drown" nicht mehr als der Versuch, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu verkleinern. Aber dennoch: Dank angenehmer Überraschungen wie dem düsteren Riff-Rocker "My disaster" ist "Isolate and medicate" zumindest nicht genau das – ein Desaster. Zu mehr als biederem Durchschnitt reicht es trotzdem nicht. Muss es aber auch nicht. Es werden auch so wieder hunderte Nachwuchs-Seethers dieses Album zur Blaupause ihres eigenen Sounds machen. Und wir werden auch in zehn Jahren noch Alben wie dieses rezensieren.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • See you at the bottom
  • My disaster

Tracklist

  1. See you at the bottom
  2. Same damn life
  3. Words as weapons
  4. My disaster
  5. Crash
  6. Suffer it all
  7. Watch me drown
  8. Nobody praying for me
  9. Keep the dogs at bay
  10. Save today
Gesamtspielzeit: 39:05 min

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Armin

2014-06-28 00:26:03

Frisch rezensiert! Meinungen?

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