Lower - Seek warmer climes

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 13.06.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Körpertemperatursturz

Manchmal muss man eben ein wenig hinter die Fassade blicken, um den Kern einer Sache wirklich ergründen zu können. Auch im Fall von Lower bietet sich das durchaus an: Das Quartett um Sänger Adrian Toubro ist nicht nur aufgrund der gemeinsamen dänischen Heimat dicke mit den Schreihälsen von Iceage, sondern tourte mit ebendiesen auch schon des Öfteren rund um die Welt. Dass sie alle international bei Matador Records unter Vertrag stehen, ist sicher von Vorteil, und dass das Label aus New York nach wie vor eine gute Anlaufstelle für alle ist, die eben nicht mit dem Strom schwimmen wollen, bewies dieses Jahr nicht zuletzt "Glass boys", das krachige, wütende, vor Dreck und Schweiß stinkende vierte Album der Kanadier von Fucked Up.

Die Gemeinsamkeiten gehen noch weiter. So ist "Seek warmer climes", das erste Studioalbum von Lower, sicher keine einfache Kost, wenngleich die Band mehr in die dunkle Post-Punk-Richtung strebt, als sich dem ungestümen Punk ihrer Landsmänner hinzugeben. Dass die Kopenhagener auf ihrem Debüt auch vornehmlich eher unlustige Themen wie Depressionen oder Existenzängste anpacken, passt dazu bestens. Und dennoch: "Seek warmer climes" ist ein aufwühlendes Stück Arbeit, das bewältigt werden will. Das fängt bereits mit dem atemlosen Opener "Another life" an, der nicht nur in den Zeilen "Strive for another life / Open your arms / Invite it inside" nach Höherem greift, es aber noch nicht ganz erreicht. Deutlich gewaltiger kommt da "Bastard tactics" daher, in welchem die simple Annäherung eines anderen Menschen mit einer brutalen Tätlichkeit gleichgesetzt wird, die es abzuwehren gilt.

Einen Schritt weiter geht die hypnotische Single "Lost weight, perfect skin", die vor lauter Selbstzweifeln und -hass, vor der aufrichtigen Abneigung gegen den eigenen Körper kaum zu ertragen scheint. "Brutality is all you see / Through your glare / It's hardly conventional / To be this far out", deklariert Toubro auch alsbald im randalierenden "Unkempt and uncaring", später dann noch "So beat yourself / Relentlessly without hesitation", bis der Kampf gegen das Selbst kaum noch davon abhängt, ob man ihn nun gewinnt oder verliert. Stockfinster wird es in dem siebenminütigen Epos "Expanding horizons (Dar es salaam)", ehe es im Schlusslicht "Arrows" endlich so etwas wie einen Hoffnungsschimmer gibt: "Forget about your former self / And when you've philosophized / For a while / Found a mantra to live by / Then return to these shores" – und zum ersten Mal in gut einer halben Stunde wird einem wieder etwas wärmer ums Herz. Ein Glück.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lost weight, perfect skin
  • Expanding horizons (Dar es salaam)
  • Arrows

Tracklist

  1. Another life
  2. Daft persuasion
  3. Lost weight, perfect skin
  4. Unkempt and uncaring
  5. Expanding horizons (Dar es salaam)
  6. Bastard tactics
  7. Soft option
  8. Craver
  9. Tradition
  10. Arrows
Gesamtspielzeit: 34:30 min

Im Forum kommentieren

Jennifer

2020-01-04 18:50:24

Groschi

2014-06-29 19:33:46

Wirklich? Ich hab so schätzungsweise 2005 aufgehört Visions zu lesen, krieg deshalb nicht mit was die gerade so treiben. Ist der derzeitige Inhalt so langweilig wie es die Coverstories vermuten lassen?

Aber

2014-06-29 14:54:44

in der aktuellen Visions findet sich doch auch eine Rezi.

Groschi

2014-06-29 13:29:15

Wurde mal Zeit, das wer drüber schreibt. Bin aber etwas (positiv) überrascht, dass sich ausgerechnet Plattentests der Sache annehmen würde.

Armin

2014-06-28 00:24:40

Frisch rezensiert! Meinungen?

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