Dakota Suite & Quentin Sirjacq - There is calm to be done
Karaoke Kalk / IndigoVÖ: 11.07.2014
Schwergewichtsschwankung
Uff, das geht ja wieder gut los. Da setzt man sich nichtsahnend mit den Kopfhörern vor das Notebook, drückt die "Play"-Taste, lässt die Fingerknöchel knacken, um gleich mit der nächsten Rezension loszulegen, da fällt der Blick auf die zu besprechende CD. Dakota Suite. Chris Hooson. Traurig. Niederschmetternd. Fast unerträglich ins Bodenlose fallend, mit schwerem Herzen, müden Lidern, fast ohne Pulsschlag. So ist das oft bei ihm, so wird das wohl auch auf "There is calm to be done" sein, nach "Valissa" von 2010 und dem zwei Jahre später veröffentlichten "The side of her inexhaustible heart" schon die dritte Zusammenarbeit mit Quentin Sirjacq. Oder?
Zumindest könnte man das annehmen, wenn man sich zuvorderst die Tracklist anschaut: "This is my way of saying I am sorry", "Committing to uncertainty", "The tears that bind us to this place", all das lässt erneut viel Kummer erahnen. Angesichts der ohnehin scheinbar allgegenwärtigen Traurigkeit in Hoosons Welt ist es womöglich auch unausweichlich. Oft schon hat er in der Musik ein Ventil für seine Depressionen gefunden, nicht selten handelten die wenigen positiven Stücke von seiner Frau Johanna. Und auch "There is calm to be done" ist teilweise so tiefschwarz, dass die Dunkelheit auch im eigenen Gemüt Einzug findet. Wäre da nicht immer wieder dieser kleine Hoffnungsschimmer – sicher, wenn Hooson im jazzig-countryesken "In the stillness of this night" beinahe beschwörend die Worte "I love you / Yes, I do" wiederholt, kann man das als Ausspruch der Verzweiflung ansehen. Oder eben als ein Zeichen purer Hingabe.
Natürlich wird es einem hier und da auch äußerst schwer ums Herz. Im instrumentalen "Nu dat deze dag voobij is" benötigt man weder Worte noch Grundkenntnisse der niederländischen Sprache, um zu wissen, wie qualvoll dieser nun endlich zur Neige gehende Tag gelaufen ist. Der Opener "This is my way of saying I am sorry" lebt nicht nur von Hoosons Melancholie, sondern vor allem auch von der wunderbar breiten Instrumentierung, die dem Stück die dramaturgische Krone aufsetzt. Und wenn wir schon bei bildlichen Formulierungen sind: Es ist bestimmt kein Zufall, dass die letzten Töne des Schlagzeugs wie ein erschöpftes, immer langsamer pochendes Herz klingen.
Es geht aber auch wieder aufwärts, Hooson findet schon einen Strohhalm, an den er sich klammern kann, das Licht blinzelt zaghaft durch den dunklen Raum. Das folkige "Be my love" ist wahrlich alles andere als eine euphorische Liebesbekundung, sondern beschränkt sich minimalistisch auf die Dinge, die wirklich zählen – wie passend, dass der Gesang hier im Vordergrund steht und sich jedes andere Instrument an ihm zu orientieren scheint. Das eigentliche Highlight sparen sich Dakota Suite und Quentin Sirjacq aber für den Abschied auf: Der wunderschöne Titeltrack verzichtet wieder auf jegliche Worte, schafft aber eine derart liebevolle, gar gemütliche Atmosphäre, dass die Traurigkeit vergangener Zeiten zumindest für einen Augenblick in Vergessenheit gerät. Und obgleich "I miss the dust" zwischen unheilvoller wie glückseliger Stimmung schwankt, bleibt am Ende dennoch ein gutes Gefühl – und das hatte wohl nicht nur Hooson mal dringend nötig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- This is my way of saying I am sorry
- In the stillness of this night
- There is calm to be done
- I miss the dust
Tracklist
- This is my way of saying I am sorry
- Flat seat
- In the stillness of this night
- Committing to uncertainty
- Nu dat deze dag voorbij is
- Dronning maud land
- Ask the dusk
- Be my love
- Nothing is gone
- The tears that bind us to this place
- The world touches me too hard
- There is calm to be done
- I miss the dust
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Sterker
2014-08-18 18:22:52
Atemberaubend innovatives Songwriting und glasklarer, staubfreier Audio-Klang. 9/10
Wolf
2014-08-18 17:37:43
Muss schon wegen der Bläser in Committing to uncertainty kaufen
Armin
2014-06-28 00:23:17
Frisch rezensiert! Meinungen?
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