
Alexis Taylor - Await barbarians
Domino / GoodToGoVÖ: 13.06.2014
Die Stimme aus dem Nichts
Eigentlich ist es längst amtlich: Alexis Taylors Stimme gehört Hot Chip. Für immer. Da kann sich der umtriebige Brite noch so viele Zweit- und Drittprojekte zulegen; dieses filigrane, launische, unglaublich markante Falsett-Organ bleibt das wahrscheinlich wichtigste Markenzeichen seines Electropop-Quintetts. Umso schwieriger, Taylor zuzuhören, ohne direkt an "Ready for the floor", "One pure thought" und "One life stand" zu denken. Kein Wunder also, dass sich "Await barbarians" vor allem klanglich deutlich von Hot Chip distanziert.
Ganz neu ist dieses alternative Soundgewand derweil nicht – an Taylors Solodebüt von 2008 dürften sich aber die wenigsten erinnern. "Rubbed out" erschien in Kleinstauflage und war so etwas wie das Skizzenbuch eines Multitalents mit neu entdeckter Folk-Ader. Der Nachfolger klingt nun wesentlich aufgeräumter und weniger provisorisch. Das Skizzenhafte aber bleibt und trotz im Vergleich zum Erstling deutlich aufwändigerer Produktion klingt "Await barbarians" ab und an noch genauso sympathisch nach Wohnzimmerstudio.
Das Schönste dabei ist, zu hören, wie sich Taylor vollkommen in seiner musikalischen Bastelstube verliert und mit allem herumexperimentiert, woran er sich dort Kopf und Zehen stößt. Von den Streichern abgesehen, hat er alle Instrumente selbst eingespielt und nicht selten mit ungewöhnlichen Sounds und Kombinationen improvisiert. Konstant ist vor allem Taylors Hang zur Reduktion: "Lazy bones" ist zwei Minuten pures Klaviersolo, das mit einigen Effektgeräten Bekanntschaft gemacht hat, und "Closer to the elderly" reicht ein verqueres Synthie-Bett als Kontrapunkt zu Taylors Stimme, während die übers Älterwerden sinniert.
Gesang und Texte stehen die meiste Zeit im Mittelpunkt und werden liebevoll umgarnt von Gitarre und Mundharmonika, von Synthesizer und Panflöte. Wirklich viel passiert aber meist nicht. "Await barbarians" verlangt vom Hörer den erklärten Willen, sich mit all den feinen Kleinigkeiten eingehend zu beschäftigen. Das kann unter Umständen auch über mehrere Durchläufe Freude machen, zieht sich aber schnell gefährlich in die Länge. Im Endeffekt baut sich Taylor ein Fundament, das zu schmal ist , um ausreichend Spannung aufzubauen. Dem bekannten Hot-Chip-Sound mag das fast schon überdeutlich den Rücken zukehren, eben jene Band zeigt aber auch, dass deren Frontmann es eigentlich besser kann. Was "Await barbarians" dann doch zu einem guten Album macht, ist bezeichnenderweise wieder das, was daran gleich zu Anfang auffällt: Alexis Taylors Stimme.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Without a crutch (2)
- Where would I be?
- Am I not a soldier
Tracklist
- Lazy bones
- From the halfway line
- Without a crutch (2)
- Immune system
- Dolly and Porter
- Closer to the elderly
- Elvis has left the building
- Piano ducks
- New hours
- Where would I be?
- Am I not a Soldier?
- Without a crutch (1)
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Walenta
2014-06-07 17:40:30
Generell ein sehr ruhiges Album, verdammt angenehm zu hören ohne beliebig zu werden. Seine bisher stärkte Veröffentlichung unter eigenem Namen, gefällt mir auf Anhieb sogar besser als die letzen Hot Hhip Alben...
Demon Cleaner
2014-04-04 13:38:09
Der Frontmann von Hot Chip bringt im Juni sein 2. Soloalbum raus. "Elvis Has Left The Building" gibt es hier (mit Proxy) zu hören. Schöner, ruhiger Track.
Die Tracklist:
01 From The Halfway Line
02 Without A Crutch (2)
03 Immune System
04 Dolly and Porter
05 Closer To The Elderly
06 Elvis Has Left The Building
07 Piano Ducks
08 New Hours
09 Where Would I Be?
10 Am I Not A Soldier?
11 Without A Crutch (1)
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