The Orwells - Disgraceland
Atlantic / WarnerVÖ: 06.06.2014
Die kleinen Strolche
Als The Orwells aus Illinois im Januar 2014 ihren ersten Besuch bei David Letterman absolvierten, war schnell klar, dass die fünf Jungs Anfang 20 alles andere als kleinlaut sind. Bei jenem mittlerweile berüchtigten Auftritt wälzte sich Sänger Mario Cuomo wild auf dem Boden, machte noch während der Performance ein kleines Päuschen auf der Couch und zeigte geradezu offensichtlich, dass ihm das alles gehörig am Allerwertesten vorbeigeht. Das Ergebnis? Sowohl Letterman als auch Paul Shaffer, der hauseigene Bandleader, waren derart begeistert, dass sie lautstark um eine Zugabe baten.
Doch was passiert, wenn man mal ein wenig an der Oberfläche kratzt und The Orwells statt auf die großen Posen auf eben das reduziert, worum es wirklich geht – also ihre Musik? Anhand von "Disgraceland", ihrem ersten Album beim Majorlabel, offenbart sich, dass Cuomo & Co. gar nicht zu Unrecht das Maul aufreißen, der Satz "We ain't the worst / We ain't the best" im Song "Dirty sheets" aber auch kaum wahrer sein könnte. Trotzdem: The Orwells dürfen, müssen, sollten sogar breitbeinig vor den Leuten stehen und auf dicke Hose machen – auch wenn ebendiese ihnen noch ein wenig zu groß sind.
"Who needs you", der Song, mit dem sie sich bei Letterman vorerst verewigen würden, ist dementsprechend auch einer der besten des Albums, was sicher nicht zuletzt an der unverkennbaren Ähnlichkeit zum Strokes'schen "Last nite" liegen dürfte. Die jugendliche Euphorie, gepaart mit einem rotzigen Vorwurf an die Kriegseinsätze der US-Regierung, sorgt hier vorab für einen gelungenen ersten Eindruck. "Norman", der Hit nach dem Hit, zeichnet ein horrorartiges Bild mit den Worten "House full of whores / House full of people / You're not gonna make it to the sequel" und diversen Beschreibungen blutbespritzter Gegenstände, bleibt aber dank eben jenem Schockeffekt und den The-Jesus-And-Mary-Chain-Anleihen sofort hängen.
Mit "Bathroom tile blues" erkennt man aber auch recht schnell das eigentlich größte Problem des Quintetts: Die zumeist besungenen Themen rund um alkoholgetränkte Partynächte und Probleme mit Frauen sind schnell erschöpft und halten nur mit viel Wohlwollen durch. In den Soul-Punk von "The righteous one" lohnt sich es dennoch allemal reinzuhören, während das fuzzige "Let it burn" zunächst etwas deplatziert wirken mag, mit seinem eingängigen Refrain dann aber wieder ein paar Sympathiepunkte sammeln kann. Mit dem finalen "North Ave." erreichen The Orwells nach dem hochdramatischen, aber starken "Blood bubbles" leider etwas enttäuschend die Zielgeraden – zum Schluss geht Cuomo und seinen Kollegen wohl doch noch die Luft aus. Aber keine Panik – die nächste Couch ist sicher nicht fern. Und bis dahin sind sie in ihre Hosen sicher auch reingewachsen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The righteous one
- Who needs you
- Norman
Tracklist
- Southern comfort
- The righteous one
- Dirty sheets
- Bathroom tile blues
- Gotta get down
- Let it burn
- Who needs you
- Norman
- Always N forever
- Blood bubbles
- North Ave.
Im Forum kommentieren
john
2015-05-12 14:04:55
klasse rock alben, eins der besten der letzten jahre
pfzt
2014-09-26 15:27:58
Ach, nicht aufregen, hier wird nur düster Shit gefeiert, für gradlinige Gitarren Bands mit Fun Appeal war hier noch nie der richtige Ort.
black_sheep_boy
2014-06-27 22:35:30
die pt-rezensentin muss eine andere platte im player gehabt haben. die review ist ein schlechter witz
black_sheep_boy
2014-06-27 22:32:19
eine der besten rock-alben, die mir in letzter zeit zu ohren gekommen ist. meine favoriten: the righteous one, always n'forever, blood bubbles und north ave.
Gordon Fraser
2014-06-07 17:59:35
01 Southern Comfort
02 The Righteous One
03 Dirty Sheets
04 Bathroom Tile Blues
05 Gotta Get Down
06 Let It Burn
07 Who Needs You
08 Norman
09 Always N’Forever
10 Blood Bubbles
11 North Ave
Meinungen?
Wenig subtiler, aber sehr catchy Garage Rock. Erinnert mich sehr an "Exhibit A" von den Features.
Beste Songs: Southern Confort, Bathroom Tile Blues, North Ave.
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