The Felice Brothers - Favorite waitress

Dualtone / Rough Trade
VÖ: 13.06.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Heimkehr über Umwege

"Authentisch" ist wohl das meistverwendete Prädikat, mit dem Fans und Kritiker die Felice Brothers in der Vergangenheit versehen haben. Niemand torkelte schließlich so pur und ungeschminkt durch die Americana-Landschaft wie die beiden leiblichen Brüder Ian und James und ihre drei Mitstreiter. Und keine andere Band ist dem Spirit des ur-amerikanischen Songwritings zuletzt so nahe gekommen wie die Hudson River Pirates (so ihr Spitzname) auf ihren ersten Veröffentlichungen. Mit "Celebration, Florida" änderte sich das. Die düsteren Songs des 2011er-Albums stießen mit ihren Electro- und Breakbeat-Elementen den Traditionalisten harsch vor den Kopf. Sie befürchteten, die Band würde ihre Wurzeln kappen und sich in modernen Sounds verlieren. Andere wiederum sahen genau in dieser Entwicklung eine große Chance.

Entsprechend gespalten wurde nun die neue Platte erwartet, zumal diese erstmals außerhalb der eigenen Nachbarschaft und in einem professionellen Rahmen aufgenommen wurde, nämlich in Conor Obersts Arc Studio in Nebraska. Schon nach zwei Takten sind alle Zweifel verflogen: Die Saiten der Akustischen knarzen in Moll, im Hintergrund bellt ein Hund, Ian besingt angeknockt den Tod eines Freundes. "Bird on broken wings" heißt der Opener, der dem Folk-Übervater Pete Seeger gewidmet ist und der die Richtung der Platte vorzeichnet: Die Felice Brothers sind zurück in ihrem Hinterland-Americana. Manchmal muss man eben die Heimat verlassen, um zu wissen, wo man hingehört. Das folgende "Cherry licorice" ist ein gestampfter Uptempo-Singalong mit eingebauter Garantie für Bühnen-Ekstase.

Was auffällt: Die Band wirkt besser eingespielt denn je, verliert dabei aber nicht ihren unbefangenen Frontporch-Charme. Die Songs sind runder und ausgetüftelter als zuvor, aber immer noch mehr Bauch- als Kopfgeburt. "Katie cruel" mit seiner pianobetupften Strophe und dem gegrölten Refrain beweist, dass die Band sich immer noch neu erfinden kann und den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne quasi im Vorbeigehen meistert. Dass die Felice-Gang besondere Stärken im Tiefgang hat, belegt sie einmal mehr in dem rührenden "Constituents", in "Alien" und vor allem in dem von James Felice gefühlvoll gesungenen Rausschmeißer "Silver in the shadow".

Wer die Band schon mal live gesehen hat, weiß, dass ihre Tonträger die Versprechen ihrer Bühnen-Darbietung bislang nicht vollumfänglich einhalten konnten. Die schier unbändige Spielfreude, die trunkene Euphorie, die tiefen Seelenbuddeleien der Shows wurden von der Studioproduktion bislang nie angemessen eingefangen. Auf "Favorite waitress" ist das anders. Zum ersten Mal kommt die volle Wucht ihrer Musik auch im Wohnzimmer an. Und so ist das Debut für Dualtone ein weiteres Ausrufezeichen in der Discographie der Felice Brothers.

(Sebastian Meißner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bird on broken wings
  • Constituents
  • Katie cruel

Tracklist

  1. Bird on broken wing
  2. Cherry licorice
  3. Meadow of a dream
  4. Lion
  5. Saturday night
  6. Constituents
  7. Hawthorne
  8. Katie cruel
  9. No trouble
  10. Alien
  11. Chinatown
  12. Woman next door
  13. Silver in the shadow
Gesamtspielzeit: 46:16 min

Im Forum kommentieren

Son

2014-06-19 23:13:44

Nach der s/t gings immer weiter bergab. Das neue Album ist ein weiterer Schritt. Langeweile pur und simple Hipster-Zitate des Great-American-Songbooks. Die Stimme von Ian geht mir mittlerweile nur noch auf den Senkel. Live finde ich die Band übrigens seit Simones Abgang ebenfalls fad - hat was von Frat Boys die einen auf Dylan machen wollen.

kingsuede

2014-06-19 20:59:02

Großartiges Album und sehr schöne Rezension vom Kollegen.

Duff Duff

2014-06-10 09:23:18

auf spotify schon zu hören

die ersten 2 Songs sind mal absolute Kracher, gefällt mir gut

mal schauen wie es weitergeht

visionsofjohanna

2014-04-11 14:14:40

Neues Album kommt am 09. Juni.
_________

Oddly enough, The Felice Brothers' new album Favorite Waitress marks the first time the band has ever recorded in a proper studio. Produced by the band's longtime producer and collaborator Jeremy Backofen, the album is their most fully realized statement yet. After diligently working for a year, mining through a hundred songs worth of material, they took off last December for Omaha and knocked the whole thing out in a week.

Favorite Waitress is about fantastic escape from the terrifying realities of modern life. First single "Cherry Licorice" is an ode to never growing up, retreating from a domestic nightmare into a world of soda pop rivers and candy corn comas. “Meadow Of A Dream” feels like that perfect summer day in the woods lost in some primitive western shoot out with the neighborhood gang, when you wish you would never hear any parent cry for supper. “Saturday Night” describes the mythical properties of that magical time of the week when anything can happen, searching through the smoke and shit talk with a couple bucks in your pocket and a head full of teeth that could use loosening.

TRACK LISTING:

1. Bird On Broken Wing

2. Cherry Licorice

3. Meadow Of A Dream

4. Lion

5. Saturday Night

6. Constituents

7. Hawthorne

8. Katie Cruel

9. No Trouble

10. Alien

11. Chinatown

12. Woman Next Door

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