Kate Tempest - Everybody down

Big Dada / Rough Trade
VÖ: 16.05.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Poesie und Alltag

Die Protagonisten heißen Becky, Harry, Pete oder Ron. Sie sind auf der Suche; nach Jobs, Anerkennung, Geborgenheit und einer Perspektive im Leben. Sie verschulden sich, legen Nachtschichten ein oder dealen mit Drogen. Sie kommen sich näher, entfernen sich wieder; streiten, hintergehen einander und feiern am Ende doch wieder gemeinsam Geburtstag. Ihre Geschichten erzählt Kate Tempest, eine Lyrikerin, Autorin und Spoken-Word-Künstlerin aus dem Süden Londons. Ihr neues Album "Everybody down" liefert Rohskizzen und kurze Einblicke in die Alltagswelt einer verlorenen Generation. Zwölf Tracks, zwölf Geschichten.

Die junge Engländerin hat sich mittlerweile einen Namen gemacht. Erst kürzlich gewann sie den begehrten Ted Hughes Poetry Prize, der "Guardian" lobt sie in den höchsten Tönen. "Everybody down" ist der musikalisch verpackte Vorläufer für ihren ersten großen Roman, der Anfang 2015 erscheinen soll. Tempest besitzt dieses besondere Gefühl für die Sprache, mit ihren vielfältigen Möglichkeiten für Intonation und Lyrik. Ihr Stil ist dabei klar an die mittlerweile weitverbreiten Poetry Slams angelegt und hat seine Wurzeln in der britischen Grime-Szene. Produzent Dan Carey liefert hierfür die Beats, die meist düster und im Dunstkreis von 2-Step, Dub und Downtempo die Stimmung der jeweiligen Geschichten melodisch als auch rhythmisch untermalen.

"Marshal law" spielt in einem Londoner Club, schneidende Synthesizer-Sounds und Industrial-Beats lassen die gesprochenen Wörter und ihr Setting lebhaft werden. Bei "Chicken" dröhnen bedrückende Ambient-Flächen, die Kick-Drum pulsiert, und Tempest erzählt von Harry, der über sein zerrüttetes Familienleben sinniert. Die Wörter nehmen auf "Everybody down" zum Teil eine enorme Geschwindigkeit an. Angepeitscht von den treibenden Beats, verlieren sie jedoch niemals ihre Klarheit. Tempest spielt mit ihrer Stimme, zeichnet abstrakte Charaktere und wechselt ständig die Perspektive. Die HipHop-Einflüsse sind ersichtlich, allerdings sucht man vergebens nach dem genre-typischen Flow; die Storytelling-Attitüde ist hierbei zu beständig und zu kompromisslos.

"Everybody down" ist aufgrund der dichten und unerbittlichen Lyrics nicht unbedingt leicht zugänglich. Sprachgewandt erzählt Tempest, fordert aber zugleich auch die Bereitschaft, ihr zuhören zu wollen. Gerne auch mehrmals. Erst dann werden die Charaktere greifbar und die Schauplätze musikalisch fühlbar.

(Alexander Klett)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lonley daze
  • The beigeness
  • Theme from becky

Tracklist

  1. Marshall law
  2. The truth
  3. Lonely daze
  4. Chicken
  5. The beigeness
  6. Theme from becky
  7. Stink
  8. The heist
  9. To the victor the spoils
  10. Circles
  11. A hammer
  12. Happy end
Gesamtspielzeit: 48:38 min

Im Forum kommentieren

Klaus

2020-10-26 17:11:37

Ja, muss jede*r (;)) selbst wissen. mir ging es nur um die "Nachricht" dahinter, dass man das in Zukunft halt vielliecht beim Benennen/ Beschreiben bedenkt.

Charlie Brown

2020-10-26 17:08:23

Das hat jetzt selbst die Plaudertasche zum temporären Schweigen gebracht :) Wenn's für sie Dringlichkeit besitzt, dann ist es natürlich vollkommen legitim. Kann das sogar ein klein wenig nachempfinden: Lawrence, anyways von Xavier Dolan ist einer meiner Lieblingsfilme..aber ich will hier nichts durcheinander bringen.

Klaus

2020-10-26 16:42:41

Vielleicht, weil es hier noch nirgends stand: Kate Tempest heißt mittlerweile Kae Tempest.

Wiki:
"Im August 2020 gab Tempest auf Twitter bekannt, fortan den Namen Kae zu tragen und statt der bisherigen Pronomen she/her (weiblich: „sie/ihr“) das geschlechtsneutrale they zu verwenden (im Deutschen nicht übersetzbar).[8] Diese Bekanntgabe wird in Medienberichten als Ausdruck einer nichtbinären Geschlechtsidentität verstanden.[1]"

Charlie Brown

2020-10-26 16:40:03

Ja, ich hab die auch über "Anke hat Zeit" kennengelernt. Hab auch ihren Roman gelesen und fand ihn toll. Was die Begeisterung leider ein wenig achmälert sind meine mediokren Englischkenntnisse, aber da kann sie ja nichts zu. Geniessen kann man das trotzdem..Sachen wie "Lonely daze" und The Beigeness" sind einfach der Hammer und ein paar Fetzen versteh ich natürlich auch aber sie flowt halt auch ziemlich schnell.

Frau Engelke

2015-04-30 17:39:55

Kate Tempest bei "Anke hat Zeit":

https://www.youtube.com/watch?v=KH7ZHVdAj94

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