Hamilton Leithauser - Black hours
Domino / GoodToGoVÖ: 30.05.2014
A Walkman alone
"Remember, remember / All we fight for": Als Ende März 2014 die neunte und damit letzte Staffel der US-Serie "How I met your mother" endete, gab es für nicht wenige Fans Grund zum Heulen. Vom recht umstrittenen Finale mal abgesehen – wir verzichten an dieser Stelle auf etwaige Spoiler – und der Tatsache, dass nach neun Jahren der Treue eine Lücke gefüllt werden musste, sorgte unter anderem auch der Titelsong des Albums "Heaven" der Band The Walkmen für Gänsehaut. Dieser wurde in den berüchtigten letzten Minuten von Ted Mosbys Geschichte gespielt, und nicht nur, dass es natürlich ein großartiges, hochemotionales wie euphorisches Stück ist, mit dem die Macher das Ende versahen – es weckte zudem die Erinnerung, dass es mit The Walkmen vorbei ist. Vorübergehend zumindest.
Ende 2013 verkündete das Quintett, dass es eine längere Pause einlegen wolle, "extreme hiatus" nannte man das, ein kleiner Trost folgte wenige Monate später, als drei der Mitglieder ihre Soloalben ankündigten: neben Peter Matthew Bauer und Walter Martin eben auch Hamilton Leithauser, dessen "Black hours" sicher mit der größten Spannung erwartet wurde. Als Leadsänger muss dieser sich wohl am meisten dem Vergleich mit der Band stellen, deren Stimme und Aushängeschild er quasi war. Daran könnte er scheitern. Tut er aber nicht, in keinster Weise. Unterstützt wird Leithauser dabei neben seinem Walkmen-Spezi Paul Maroon unter anderem auch von Rostam Batmanglij (Vampire Weekend), Amber Coffman (Dirty Projectors) oder auch von Hugh McIntosh, der mit ihm bereits bei The Recoys gespielt hat.
Mit der Single "Alexandra" geht Leithauser noch den sicheren Pfad: Ganz deutlich sind hier die Parallelen zu The Walkmen zu hören, während in der vermeintlich fröhlichen Uptempo-Melodie die melancholische Kehrseite der Medaille durchschimmert. Und doch erkennt man auch hier bereits den Einfluss von Batmanglij, der dem Song einen zumindest ähnlichen Vibe verpasst, wie man ihn auch schon auf dem letzten Vampire-Weekend-Album "Modern vampires of the city" erlebt hat. Mit "I retired", der zweiten von Batmanglij produzierten Nummer, wechselt Leithauser in der zweiten Hälfte von staubig-stampfenden Country-Pop zum DooWop der 50er – ein angenehmes Experiment, das bestens funktioniert.
Dass er sich auf "Black hours" von Frank Sinatra hat inspirieren lassen, merkt man etwa den subtilen Jazz-Klängen von "The silent orchestra" an, das neben einigen Streichern und Bläsern auch eine Marimba zu präsentieren weiß, während "St. Mary's County" die typische Walkmen-Ballade ist, wie man sie etwa auch auf deren 2008er Album "You & me" finden konnte. So mag auch das mit Zucker überzogene "Self pity" ein Highlight des Albums sein, erinnert aber ebenso hier und da mehr an die Ex-Band. Derweil ignoriert "The smallest splinter" den erwarteten großen Sinatra-Abschluss und signalisiert stattdessen, dass Leithauser mehr ist als nur Teil der Walkmen oder ein Nachahmer der Großen – sondern mittlerweile sein ganz eigener Herr, der sein volles Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The silent orchestra
- Self pity
- I retired
Tracklist
- 5 AM
- The silent orchestra
- Alexandra
- 11 o'clock Friday night
- St. Mary's County
- Self pity
- I retired
- I don't need anyone
- Bless your heart
- The smallest splinter
Im Forum kommentieren
captain kidd
2014-06-08 19:55:28
Das Album von Walter Martin ist besser.
Holden
2014-06-08 17:54:59
Interessiert! Wie ein Walkmen Album braucht auch das Leithauser-Album ein paar Durchgänge aber dann zündet es. Silent ochestra, Self Pity und Smallest Splinter habens mir sehr angetan. Deine Lowlights passen auch, dieser Vampire Weekend Sound passt einfach nicht zu ihm.
sugar ray robinson
2014-06-08 17:47:22
Solo-Debut vom Walkmen-Sänger ist am 30. Mai erschienen, scheint hier aber nur wenige zu interessieren...
Von P4K gab's letztens eine 7.4 und Alexandra (erste Single) wird in der Review als stärkster Song hervorgehoben.
Nachdem das letzte Walkmen-Album nach anfänglicher Hysterie leider doch nicht wirklich den Test der Zeit bestanden hat, war ich erstmal eher skeptisch. Inzwischen hat mich dieses neue Album, v.a. die 2. Hälfte aber richtig erwischt. Ist schon sehr Walkmen-lastig. Weniger rockig, aber rockig das war die letzte Walkmen auch nicht mehr.
Highlights: I retired, I don't need anyone, Smallest splinter & Self pity
Lowlights: Alexandra & 11 o'clock friday night
Gibt auch ein ltd. 2x-Vinyl mit 4 Bonustracks (noch nicht gehört).
Will den jetzt endlich auch mal live sehen & hören. Mit den Walkmen hat's leider nie geklappt.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Hamilton Leithauser - The Side Of The Island (2 Beiträge / Letzter am 08.01.2025 - 18:32 Uhr)
- Hamilton Leithauser - The loves of your life (3 Beiträge / Letzter am 06.12.2024 - 22:26 Uhr)
- Hamilton Leithauser + Rostam - I had a dream that you were mine (8 Beiträge / Letzter am 14.03.2020 - 17:51 Uhr)
- Hamilton Leithauser - Black hours (3 Beiträge / Letzter am 08.06.2014 - 19:55 Uhr)