Floor - Oblation

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 02.05.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Die Erde bebt

Zehn Jahre bis zum ersten Album, zwölf weitere bis zum zweiten: Floor sind eine langsame Band und eine mit vielen Lücken in der Biografie. Da gibt es Aufnahmen aus den 90ern, die erst Jahre später veröffentlicht wurden, unzählige Trennungen und Reunion-Shows zwischen 1996 und 2011, aber auch ein festes Line-Up seit ungefähr 1997. Drummer Henry Wilson stieß als letztes zur Band, die beiden Gitarristen Anthony Vialon und Steve Brooks, der seit 2004 mit Torche musikalisch in eine ähnliche Kerbe schlägt, sind von Anfang an dabei. Einen Bassisten braucht es nicht, dafür sind die Gitarren eine gefühlte Oktave tiefer gestimmt.

Floor sind auf ihrem zweiten regulären Album aber auch musikalisch eine langsame Band. "Oblation" hat keine Angst vor Geschwindigkeit, bewegt sich aber meist genauso unerbittlich wie gemächlich nach vorne. Das Momentum, das Floor dabei mit ihrem massigen Sound entwickeln, ist beeindruckend und steht dem selbstbetitelten Debüt in nichts nach. Über den erdbebenartigen Riffs schwebt Brooks' klare und melodiöse Stimme, darunter gibt sich Drummer Wilson Mühe, sein Schlagzeug so effizient wie möglich einzusetzen. In "War party" zum Beispiel wuchten sich Gitarrenberge durch teilweise verloren wirkende Trommelschläge, die mehr Wegmarkierung als Rhythmusgeber sind. Und der Titeltrack eröffnet "Oblation" mit einem Riff, das so tiefgelegt ist, dass der letzte Akkord hörbar über den groben Asphalt schleift und mit den spartanischen Drums verschmilzt.

Man sollte Floors Musik allerdings nicht mit melancholisch-depressivem Doom verwechseln, der sich sonst in diesen Gitarrenlagen findet. Brooks' Pop-Affinität ist schließlich schon von Torche bekannt und die Grundstimmung ist auch bei Floor eher Dur. Die Gänsehautstimmung von Songs wie "Find away" oder der die Geschwindigkeit ordentlich anziehenden Don-Quichote-Hommage "Rocinante" entsteht vor allem durch die dynamischen Melodien der beiden stets fast körperlich spürbaren Gitarren, die sich immer gegenseitig komplementieren und meist auch ohne Soli zu packender, rhythmischer Komplexität neigen. Wilsons von Auslassungen geprägtes Schlagzeugspiel setzt dabei immer die richtigen Akzente und verwandelt klasse Songs wie "Sister Sophia" oder das adäquat betitelte "Love comes crushing" in absolute Brecher.

Dass sich kurz vor Schluss mit dem zurückgelehnten Melodiewunder "Homegoings and transitions" und dem in allen Farben schillernden "Signs of aeth" noch zwei der absoluten Highlights des Albums verstecken, spricht auch für die Klasse von "Oblation". Eine Platte aus dem Dunstkreis von Sludge und Doom mit 14 Songs ist normalerweise verdächtig, aber Floor bringen ihr Comeback in unter 45 Minuten nach Hause und bleiben ganz sicher nicht länger, als sie willkommen sind. Im Gegenteil: Die drei könnten sich gerne häufiger blicken lassen.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rocinante
  • Love comes crushing
  • Homegoings and transitions
  • Signs of aeth

Tracklist

  1. Oblation
  2. Rocinante
  3. Trick scene
  4. Find away
  5. The key
  6. New man
  7. Sister Sophia
  8. The quill
  9. Love comes crushing
  10. War party
  11. Homegoings and transitions
  12. Signs of aeth
  13. Raised to a star
  14. Forever still
Gesamtspielzeit: 44:39 min

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