Guano Apes - Offline

Sevenone / Sony
VÖ: 30.05.2014
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Zum Haareraufen

Trägt die junge Person auf dem Cover der neuen "Apes", wie die Band liebevoll unter Anhängern genannt wird, tatsächlich einen Irokesen? Nein, nicht? Blonde Locken sind es? Okay. Konnte man bei flüchtigem Blick und ausschließlicher Konzentration auf die nach der Playtaste erklingenden Töne schon mal annehmen. Wegen des überraschend punkigen Refrains von "Like somebody". Hat übrigens auch einen guten, ein wenig post-rockenden Schlussteil, dieser Opener. Und einen Muse-Effekt auf der Gitarre. Da stellt sich eine Frage: Sind hier tatsächlich Guano Apes am Werk? Dieser durchaus energische Auftakt lässt dann schon ein wenig durchschimmern, warum ihr Debut "Proud like a god" Ende der 90er-Jahre tatsächlich ein bisschen relevant war.

Konzentrieren wir uns lieber auf die Gegenwart. Aus gottgleichem Stolz wird 16 Jahre später also schlicht "Offline" – welch provozierender Albumtitel im digitalisierten Zeitalter! Äußerst passend auch für einen Großteil der potentiellen Käufer, die in acht von zehn Fällen wohl über Internet-TV oder Smartphone, respektive durch die Pro7-App oder Werbung bei RTLnow, zum ersten Mal von der Geburt der fünften Guano-Apes-Platte erfahren. Nun gut, wo waren wir? Beim auffälligen Auftakt. "Hey last beautiful" bleibt ebenso hängen. Kloppt sich lyrisch zwar selbst in die nächste Tonne – wie übrigens ein Großteil der Texte auf dieser Platte – reitet aber zumindest im flotten Poppunk-Galopp hinüber zur Habenseite. Und sonst so? Nur böse Zungen würden sich jetzt auf die letzten Leistungsnachweise der Göttinger Rock-Institution berufen und behaupten, sie ahnten bereits, wie es mit "Offline" weitergeht.

Zu gerne würden wir sie wiederlegen, uns die Rolle als negatives Zünglein an der plattenkritischen Waage dieses Mal ersparen – ehrlich. Aber über die "Offline"-Songs Nummer vier, fünf und sechs können wir einfach nicht kommentarlos hinweghören. Da wären zunächst dieses zähe "Numen", und dann das pathetische "Cried all out" – beide haben sich im für gewöhnlich überschaubaren Guano-Apes-Kosmos leider trotzdem verirrt. Irgendwo zwischen bemühtem Girl-Poprock und Airplay versprechender Halbballade. Nicht nur diesen beiden Liedern, sondern auch dem schmalzigen, mit Synthie-Sprenkeln versehenem "It's not over" weht das hierzulande typische Formatradio-Lüftchen um die Nase. "Echte Gefühle!", meint da der Cascada-Hörer. Miefige, lauwarme Luft, meinen wir. Die gute Nachricht für alle tapferen Weiterhörer: Viel schlechter kann "Offline" nun auch nicht mehr werden.

Das kompakte "Fake" kocht die eingangs erträglich gewürzte Suppe dann wieder ein bisschen auf. "Water wars" lässt einen gut gelaunten Refrain und ein paar indie-kompatible Tanzflächen-Synthies herein, und nervt damit nicht annähernd so sehr wie die Rap meets Rock-Ohrfeige "Jiggle", eine Co-Produktion mit Sola Plexus. Was vergessen? Klar! Die erste Single natürlich. "Close to the sun" heißt die. Kennt aber sowieso schon das ganze Land. Nicht? Ok, dann wohl spätestens zur Fußball-WM. Beliebte Werbe… äh, Sportformate wie Ran.de oder Sport1 werden diesen melodischen, aber doch konstruierten Stadionrocker inklusive Kaugummi-Refrain in ihre "Olé, olé, olé, Schlaaaaand"-Trailer packen. Und ja, dieser vom "Offline"-sein bis hin zum Haareraufen genervte Lockenschopf auf dem Cover passt dann doch besser zu diesem zerfahrenen, nicht gerade mutigen Album. Den Iro in Schwarz-Rot-Gold wird man sowieso früher wieder erblicken, als einem lieb ist.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Like somebody
  • Water wars

Tracklist

  1. Like somebody
  2. Close to the sun
  3. Hey last beautiful
  4. Numen
  5. Cried all out
  6. It's not over
  7. Water wars
  8. Fake
  9. Jiggle
  10. The long way home
Gesamtspielzeit: 39:31 min

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Meine Fresse

2014-04-04 18:20:03

Nicht, dass die jemals auch nur einigermaßen akzeptable Musik gemacht hätten, aber Close To The Sun hätte mit minimal anderer Instrumentierung auch von Cascada, Groove Coverage etc. kommen können. Einfältig, belanglos, beliebig, untalentiert.

hubschrauberpilot

2014-04-04 17:24:04

wow, da schläft man ja bei ein.

Armin

2014-04-04 16:56:44

Video zu "Close to the sun":
http://www.youtube.com/watch?v=2FrJxzx3AWI

Watchful_Eye

2014-03-25 22:39:50

So mit 13 fand ich "Lords of the Boards" ja mal sowas von cool. Die Stimme klang so badass und diese Schrei-Vocals aus dem Refrain kannte ich von keiner anderen Musik.. :>

Armin

2014-03-25 13:30:49

die Veröffentlichung des GUANO APES Albums „Offline“ verschiebt sich auf den 30.05.14!

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