American Authors - Oh, what a life
Island / UniversalVÖ: 23.05.2014
Das Sommerhit-Syndrom
Es dürfte in der Frohnatur der Sache liegen, dass sommerhitverdächtige Fetenhits auch in Pillenform verabreicht werden könnten. Kostengünstig in der Herstellung, werden sie von allen sommertollen Spaßbereiten bedenkenlos eingeschmissen. Indirekte Nebenwirkungen bestehen allenfalls in einem späteren Filmriss oder erhöhtem Erklärungsbedarf gegenüber dem Partner. Im Prinzip also ein guter Deal. Im Prinzip können Globuli aber auch Krebs heilen. Ohne dauerhafte Dröhnung ist der eingebildete Effekt kaum zu erreichen; die Halbwertszeit der Heiterkeit verlängert sich nur bei permanenter Überdosierung. Songs, die sich für Sommerhits halten, müssen daher auf jeder Schallwelle reiten, um maximale Wirkung erzielen zu können.
American Authors brauchten zwei Versuche, um ins sonnige Bewusstsein der diesjährigen Freiluftfetengänger gespült zu werden. "Believer" versackte noch im Alternative-Radio, während "Best day of my life" mit Erfolg durch so ziemlich alle akustischen Medien gereicht wurde. "Believer" jedoch ist die launigere Luftnummer. Naiv bis in die Spitzen, negiert sie zwar alles, was man Gutes über Indie-Pop zu wissen glaubte, kann im Gegensatz zu der aus lauter Uhuhuh's und Aaah's bestehenden Nervenprobe "Best day of my life" aber tatsächlich Spaß machen. "Believer" ist als Opener jedoch auch eine Enttäuschung – zumindest für alle unvorbereiteten Gemüter, bei denen das Cover die Assoziation zu The Gaslight Anthems "American slang" weckte. Diejenigen müssen sich jäh von ihren Hoffnungen auf griffigen Gitarrenrock verabschieden, können nach dem ersten Schock aber durchaus ihre Freude mit "Oh, what a life" haben, insofern sie einschlägig belastetem Sommerpop nicht grundsätzlich abgeneigt sind. Denn zwischen diversen überlangen Jingles wie "Best day of my life", "Think about it" und dem Titeltrack finden sich auch ein paar überraschend geschmackvolle Beiträge.
Mit "Trouble" etwa fabrizierte die Band einen auch länger wirksamen Stimmungsaufheller. Unerwartet, zwischen dem zu oft generisch-kommerzgeilen Upbeat-Einerlei einen Song zu entdecken, der (vielleicht etwas zu stark) an The Lumineers erinnert. Überhaupt werden American Authors immer dann zu einer auf einmal ernstzunehmenden Indie-Band, wenn sie das vorherrschende Schema aufbrechen und kurzzeitig nicht die große Händeklatsch-Hymne im Hinterkopf haben. Das durchaus mitreißende "Home" ist dafür ein ebenso gutes Beispiel wie das energische "Heart of stone". Insgesamt leidet die Platte jedoch zu deutlich am typischen Sommerhit-Syndrom, als dass eine rezeptfreie Empfehlung möglich wäre.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Trouble
- Heart of stone
Tracklist
- Believer
- Think about it
- Best day of my life
- Luck
- Trouble
- Hit it
- Home
- Love
- Heart of stone
- Ghost
- Oh, what a life
Im Forum kommentieren
Armin
2014-05-20 21:26:55
Frisch rezensiert! Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- American Authors - What we live for (3 Beiträge / Letzter am 30.05.2017 - 10:45 Uhr)
- American Authors - Oh, what a life (1 Beiträge / Letzter am 20.05.2014 - 21:26 Uhr)