Perfect Pussy - Say yes to love

Captured Tracks / Cargo
VÖ: 14.03.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Viel Spaß beim Googlen

Ist gute Musik eigentlich besser, wenn sie politisch ist? Diese Frage stellt sich angesichts des Hypes um Perfect Pussy durchaus. Die Band um Frontsängerin Meredith Graves spielt zwar eine ganz wunderbar verschrobene Mischung aus atemlosen Hardcore und dreifach übersteuertem Noiserock, leidet aber auch ein wenig an ihrer kurzen Aufmerksamkeitsspanne. Da vor allem Graves aber eben nicht nur auf Platte sehr meinungsstark auftritt - was sich für eine Punkband schließlich auch gehört -, sondern ihre Standpunkte zum Feminismus und über den Zustand der Hardcore-Szene auch überall anders mit vollem Einsatz verteidigt, gehört dieser Aspekt auch zur Wahrnehmung von Perfect Pussy. Und die Band verdankt ihrer leidenschaftlichen Sängerin zweifellos einen großen Teil ihrer Dynamik.

Ist gute Musik wichtiger, wenn sie politisch ist? Oder anders: Kann man "Say yes to love" auch ohne das Drumherum gut finden? Klar, die Texte der siebeneinhalb Songs versteht sowieso niemand ohne sie nebenher zu lesen und der Rest ist in seiner Konsequenz beeindruckender Hardcore. Der Lofi-Noise-Sound geht keine Kompromisse ein. Man würde fast wetten, dass einer der beiden Gitarristen nur damit beschäftigt ist, diverse Störgeräusche aus seinen Saiten zu quetschen, während Graves' verzerrter Gesang und das Holterdipolter-Schlagzeug abwechselnd das Tempo vorgeben. Ach ja, und irgendwo klappert auch noch ein Keyboard. Entscheidend ist, dass die Band all den Lärm trotz aller Explosionsgefahr im Zaum hält und griffige Songs daraus zaubert.

Wird alle Musik gut, wenn sie politisch ist? Sicher nicht. Das wäre in diesem Fall auch ungerecht den großartigen Songs gegenüber. So einen Anderthalbminüter wie "Dig" bekommen auch Touché Amoré oder Off! nicht jeden Tag hin. Die Einstiege in das euphorisch polternde "Driver" und in die wütende Abbruchhymne "Bells" sind zwei der aufwühlendsten musikalischen Momente der letzten Zeit. Der einzige Makel ist, dass das quantitative Verhältnis zwischen Songs und Statements bei Perfect Pussy ein wenig im Ungleichgewicht ist. Nach acht Songs ist Schluss und gegen Ende übertreibt die Band es etwas mit dem musiklosen Rauschen. Insgesamt haben beispielsweise Touché Amoré in derselben Zeit, also etwas über 20 Minuten, mit "Parting the sea between brightness and me" eine wesentlich kompaktere Platte zustande gebracht. "Say yes to love" könnte also ein bisschen mehr Speck vertragen, aber angesichts der enormen Energie, welche die Band versprüht, ist das zu verschmerzen.

Ach so, und was soll eigentlich dieser Name? Zu behaupten, der Name wäre das Cleverste an Perfect Pussy, ist übertrieben. Aber dass es 2014 tatsächlich noch eine Diskussion um einen Bandnamen mit Genitalvokabular gibt, ist durchaus entlarvend (und spielt dem Hype zusätzlich in die Hände). Der Band mag es recht sein, schließlich geht es auch dabei um Sexismus und Doppelmoral. Denn wer hat sich bei Fucked Up, Anal Cunt, Alabama Thunderpussy, Limp Bizkit und Butthole Surfers aufgeregt? Und nebenbei: Little Richard klingt plötzlich auch nicht mehr so unschuldig. Wir hoffen also, in der Google-Bildersuche in Zukunft mehr Konzertbilder und Bandfotos unter dem Stichwort "Perfect Pussy" zu finden.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Driver
  • Bells
  • Dig

Tracklist

  1. Driver
  2. Bells
  3. Big stars
  4. Work
  5. Interference fits
  6. Dig
  7. Advance upon the real
  8. VII
Gesamtspielzeit: 22:55 min

Im Forum kommentieren

bluter

2014-05-15 15:13:08

hat jemand von euch die limitierte vinyl-version, mit menstruationsblut? ist ja leider schon lange ausverkauft...

ich verwette meinen hut

2014-05-15 14:47:25

dieses album wird savages-fan jenni depner wohl zu laut und abgedreht sein.

ganz zu schweigen von den japandroid-fans!

Demon Cleaner

2014-03-17 09:31:44

Klingt wirklich ganz gut. 23 Minuten reichen allerdings tatsächlich.

Brmin

2014-03-17 08:54:12

Kann auf Plattentests leider nicht rezensiert werden, da der Bandname nicht durch den Fi.lter geht.

humbert humbert

2014-03-10 19:55:19

Richtig schönes schäbiges Album. Zudem hört es nach 23 Minuten rechtzeitig auf bevor es anfängt zu nerven. Habe ich wahrscheinlich nach drei Monaten vergessen, aber jetzt machts doch ziemlich Spaß.

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