Kids Of Adelaide - Byrth

Green Elephant / Soulfood
VÖ: 02.05.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Hauptsache weg

Die Straßen Stuttgarts scheinen so weit weg, wenn die ersten Klänge von "Byrth" aufsteigen. Der Opener und zugleich erste Single "Dear old one" klingt international geprägt von Kalibern wie Bon Iver, Mumford & Sons, Fleet Foxes und Iron & Wine. Die Stimmen formen die Musik – manchmal jaulend, manchmal krächzend oder hauchend, manchmal sogar an Antony Hegarty von Antony & The Johnsons erinnernd ("The mountaineer"), aber immer stark, schön und individuell.

Kids Of Adelaide namens Severin Specht und Benjamin Nolle prägen ihren reduzierten Folk-Sound der ersten beiden Alben mit "Byrth" großspurig weiter. Ihre englischsprachigen Texte klingen immer noch nach ihrer eigenen Philosophie des Lebens. Allgemeingültige Floskeln haben hier keinen Platz. Persönliche Erlebnisse stehen im Vordergrund, die sich im Lauf von Sinn- und Heimatsuche formulieren. Dazu wurde die frühere Westerngitarre gegen Bassdrum und Fußschelle ersetzt. Mandoline und Banjoline geben den Takt für den dynamischen und erhaben klingenden Sound vor. Und schon ist man mittendrin im extrem eingängigen Indie-Rock-Spektakel von Kids Of Adelaide mit genug Zungen-Geschnalze und Vollmond-Gejaule, um den steppenden Wolf wieder ums Lagerfeuer zu fegen oder Rumpelstilzchen im Quadrat springen zu lassen. Man hört den Spaß in der Platte, die in DIY-Manier im Studio von Freund und Bruder Sebastian Specht eingespielt wurde. Alle Texte sind selbst geschrieben und unterstreichen den Wunsch des Duos, nachhaltig und möglichst eigenständig zu arbeiten. Diese Musik ist handgemacht, und dabei klingt sie professionell und ganz groß.

Die beiden Jungs traben auf "Byrth" los und lassen kaum Platz für eine erholsame Atempause. Die braucht aber auch keiner. Das Motto der Platte heißt: mit Vollgas voraus im Takt der großen Indie-Rock-Trommel. Dazwischen trumpft immer wieder das altbewährte Gejaule des nächtlichen Wolfs auf, das immer gut ankommt und jedes Indie-Herz höher schlagen lässt. Auch leise, melancholische Melodien finden sich mit Songs wie "Cornerstones" und "Winding roads", bleiben aber eindeutig in der Minderheit. Die Mundharmonika im Song "Mothers tears" lässt kurz wieder an die alten Westernmelodien ihrer reinrassigen Folk-Nummern denken, als die zwei Jungs 2010 noch auf den Straßen Stuttgarts um die Gunst der Fußgänger sangen. Doch auch diese Referenz hat Platz auf dem neuen Album und reiht sich stolz neben die neuen, selbstbewussten Klänge, die nach der großen weiten Welt rufen. Nach Adelaide! Nach Adelaide? Ja, dieser Ort symbolisiert ein fernes Ziel, das irgendwann erreicht wird, wenn man nur lang genug darauf zu läuft. Die Kinder ihrer Sehnsucht und Träume haben ihr Ziel klar vor Augen und sehr viel Spaß und gute Musik begleitet ihren Weg dahin. Wir kommen mit.

(Natalie Cada)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dear old one
  • The mountaineer

Tracklist

  1. Dear o
  2. ld one
  3. Ache
  4. No rest
  5. Cornerstones
  6. Mother's tears
  7. The mountaineer
  8. Sharing my blood
  9. Ornithologist
  10. A.Y.E.W.
  11. Winding roads
Gesamtspielzeit: 52:51 min

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