Pixies - Indie Cindy

PixiesMusic / PIAS / Rough Trade
VÖ: 25.04.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Oldies but goldies

Ja, liebe Meckerrentner, ihr habt freilich irgendwie recht. Es gibt einige sehr plausible und berechtigte Gründe, wieso man das erste Pixies-Album seit 23 Jahren ziemlich blöde finden kann. Müssen wir sie aufzählen? Wirklich? Okay, dann für alle im Schnelldurchlauf: Die Pixies zählen völlig zu Recht zu den besten und einflussreichsten Indierock-Bands der späten 80er und frühen 90er, wobei sie sich diesen Status insbesondere mit den beiden Meisterwerken "Surfer Rosa" und "Doolittle" erspielt haben. Für diese Alben würde wohl selbst der härteste Plattentests.de-Schreiber die Höchstwertung ziehen. Doch dieses Vermächtnis wiegt schwer und für viele Aficionados leitet sich daraus auch schon der erste klare Einwand ab: Die Qualität der neuen Songs kann mit dem bisherigen Œuvre schlichtweg nicht mithalten. Der zweite Grund ist die höchst fragwürdige Veröffentlichungspolitik, schließlich ist die vorliegende Platte eher eine Compilation als ein Album, besteht sie doch aus den drei bereits bekannten EPs, die in den letzten sieben Monaten auf den Markt kamen. Viele wittern Geldmacherei und sind sauer. Zuletzt wäre dann natürlich noch der Albumtitel, der ziemlich bescheuert ist. Auch daran kann man sich aufreiben, wenn man denn möchte.

Trotz all dieser Punkte greift bloßes "Indie Cindy"-Bashing zu kurz, da noch nichts über die Songs an sich ausgesagt ist, also losgelöst von der großen Vergangenheit der Band und dem anderen Quatsch, der so diskutiert wird. Das fünfte Album von Black Francis und Co. ist schließlich eine grundsolide Platte, sicherlich ohne große Höhepunkte, aber doch mit den typischen Trademarks der Band, die alle so fest ins Herz geschlossen haben. Da wäre die wunderbare Nörgelstimme von Kugelfisch Black Francis, die variablen, recht verschrobenen Gitarrenläufe, das knochige Drumming – bis auf Kim Deal muss man im Prinzip auf nichts verzichten. Klar fehlen ihre Vocals, keine Frage, doch mit dieser Tatsache muss man sich nun mal abfinden. Wenn man sich der Platte also einmal wirklich mit fairen Maßstäben nähert, erscheint der Hohn, der im Feuilleton und auf Pitchfork den Pixies entgegengebracht wird, etwas überzogen und in der Form auch nicht unbedingt gerechtfertigt.

"Indie Cindy" ist – das kann man sicherlich festhalten – die bis dato schwächste Pixies-Platte, darüber muss man nicht weiter philosophieren. Die Schwächen weiter auszuführen und bis ins Kleinste zu exerzieren, wäre müßig. Richten wir also den Blick auf die Stärken dieser kurzweiligen Platte, die großen Wert auf knackige Melodien legt und damit durchaus einen gewissen Collegerock-Charme versprüht. "Greens and blues" ist beispielsweise eine beschwingte Nummer, die hoffentlich bald in sämtlichen Campus-Radios auf und ab gespielt wird. Der Vorwurf, die Pixies spielten Altherren-Rock, wird hier in knapp vier Minuten überzeugend widerlegt. Der Titeltrack geht mit dem Sprechgesang von Black Francis als Pixies-Blaupause durch und kann mit einem herrlich-kurzen Refrain punkten. Treffer versenkt!

"Ring the bell" ist die melodieverliebte Kalorienbombe, auf die mit dem lässigen "Another toe in the ocean" eine Nummer folgt, zu der man mit offenem Verdeck über kurvige Landstraßen sausen sollte. Das leicht verhallte "Andro queen" erinnert auf Grund der verfremdeten Vocals ein wenig an die Pet Shop Boys, was durchaus auch reizvoll sein kann. Diesen Songs stehen auf der anderen Seite rotzig rockende Rabauken wie der Opener "What goes boom" oder "Bagboy" gegenüber, die zwar keine Bäume ausreißen, aber ihren Zweck sicher nicht verfehlen. Das sollten auch die nörgeligsten Meckerrentner begreifen. Oder?

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Greens and blues
  • Indie Cindy
  • Andro queen

Tracklist

  1. What goes boom
  2. Greens and blues
  3. Indie Cindy
  4. Bagboy
  5. Magdalena 318
  6. Silver snail
  7. Blue eyed hexe
  8. Ring the bell
  9. Another toe in the ocean
  10. Andro queen
  11. Snakes
  12. Jaime Bravo
Gesamtspielzeit: 45:49 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2022-02-05 00:07:55

Das Quietus-Review trifft die Platte immer noch auf den Punkt. Außer vielleicht der letzte Satz, aber das wird ja grad im "Trompe le monde"-Thread geklärt. :)

Herr

2021-04-20 13:10:57

Gute Idee, in die Cindy muss ich mich auch mal wieder reinversetzen.

The MACHINA of God

2021-04-20 13:02:03

Ok, der eine Nachfolger ist doch ganz gut. Die hier bleibt aber die beste Post-Reunion-Pladde.

The MACHINA of God

2021-03-17 15:07:42

Mich stört der Compilation-Status (auch bei rym) immer noch sehr. Im Gegensatz zum immer noch guten Album. Da sind mit den Songs 2-4 und "Andro queen" ein paar Karriere-Highlights drauf. Paar Songs sind nur ok, aber schlimm finde ich hier nichts, auch wenn die erste Hälfte deutlich besser ist als die zweite. 7,4/10

Die zwei Nachfolger geben mir ja absolut nichts. Aber werd sie auch mal wieder probieren.

Telecaster

2016-10-20 11:53:19

Nein, das Album wurde gleichzeitig mit der 3. EP angekündigt.

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