Lykke Li - I never learn
WarnerVÖ: 02.05.2014
Alles in Balance
Wie leichtfüßig Melancholie klingen kann, hach, das hätte man ja fast schon vergessen. Denn selbst die dunkelsten Wolken klaren irgendwann auf und geben den Blick frei auf den strahlend blauen Himmel. Meisterin in der Vertonung des süßen Weltschmerzes ist Lykke Li, die bereits zwei tolle Alben veröffentlicht hat. Auf ihrer dritten Platte, "I never learn", entwickelt sie ihren Sound weiter, noch zarter, weniger tanzbar ist der Klang der neun neuen Stücke. Zuletzt war die junge Schwedin vor allem durch den Remix ihres Hits "I follow rivers" omnipräsent und man könnte meinen, die ruhigen, bedachten Songs der neuen Platte stellen eine bewusste Abkehr dar.
Unwahrscheinlich ist jedenfalls, dass sich Triggerfinger und Co. über die neuen Stücke hermachen, denn so viel Sanftmut und Grazie sollte man schon mit einer Menge Fingerspitzengefühl begegnen. "I never learn" ist mit einer Spielzeit von gut einer halben Stunde zwar recht kurz, doch die Intensität leidet darunter nicht. Großartig, wie die junge Schwedin im Opener und Titeltrack über eine atmosphärische Akustikgitarre ihr wehmütiges Klagelied anstimmt und dabei alles so verhuscht und unverbindlich klingt, so unfertig und skizzenhaft. Liebevoll hingeworfen. Begleitet wird dieser grandiose Song von Streichern, die später hinzustoßen und ihm eine angenehme Tiefe verleihen.
"No rest for the wicked" ist die typisch-dramatische Liebeskummer-Nummer, die von der ruinösen Gefühlswelt von Lykke Li berichtet. Natürlich ist vieles im Kosmos der Schwedin inszeniert, dick aufgetragen und meinetwegen auch befindlichkeitsfixiert. Doch ihre traurigen Lieder wirken nicht aufgesetzt oder falsch, sondern herzlich und wahrhaftig. Wenn man sich auf die Suche begibt und wirklich darauf aus ist, kann man in "Gunshot" dann auch so etwas wie den Hit der Platte erkennen, mit dem Lykke Li ein wenig das Tempo anzieht und in dynamischere Gefilde vorstößt. Dass die Dame ein feines Händchen für derlei Songs hat, stellt sie hiermit nicht zum ersten Mal unter Beweis.
Dennoch ist diese Platte, wie bislang kein Lykke-Li-Album zuvor, von Balladen geprägt, die sie mit der nötigen Leidenschaft interpretiert. "Love me like I'm not made of stone" klingt beispielsweise wahnsinnig zerbrechlich und berührt durch die eindringlichen Vocals und die zurückhaltende Instrumentierung. Dass ihr mit "Never gonna love again" dann doch ein zu schwülstiger Song durchgerutscht ist, sei ihr verziehen. Der ohnehin schwierige Tanz auf der Rasierklinge zwischen emotionaler Tiefe und defätistischem Kitsch ist der Schwedin zweifelsfrei gelungen. Zum dritten Mal in Folge. Ein Hoch auf die richtige Balance!
Highlights & Tracklist
Highlights
- I never learn
- No rest for the wicked
- Gunshot
- Love me like I'm not made of stone
Tracklist
- I never learn
- No rest for the wicked
- Just like a dream
- Silverline
- Gunshot
- Love me like I'm not made of stone
- Never gonna love again
- Heart of steel
- Sleeping alone
Referenzen
Spotify
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