Joachim Witt - Neumond

Oblivion / SPV
VÖ: 25.04.2014
Unsere Bewertung: 1/10
1/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwere Geburt

"also, was der quaksalber über witt geschrieben hat ist doch echt der hit!!! so eine flachzange!! hat der sich auch mal die scheibe angehört??? wenn der mir mal über den weg läuft, poliere ich ihm mal sene dumme fresse!!!! der ist doch nicht ganz glatt!!! Was verstehst du vogel von musik??? arschmade!!!" Da soll noch mal jemand behaupten, synthetische Musik könne keine Emotionen auslösen! Fast ein Jahrzehnt ist es her, dass User "Bernd" diesen etwas satzzeichenlastigen Diskussionsbeitrag im Plattentests.de-Forum verewigt hat. Gegenstand der Auseinandersetzung war eine nicht eben wohlmeinende Besprechung des Wittschen Werkes "Pop", die dem damaligen Rezensenten Oliver Ding eine gehörige schriftliche Tracht Prügel einbrachte.

Völlig zurecht wohlgemerkt, denn der Herr hat damals eindeutig seine journalistische Sorgfaltspflicht verletzt, indem er eine grundlegende Hintergrundinformation vollkommen ignorierte. Nämlich den Umstand, dass Joachim Witt trächtig war und ist! Seit einem flüchtigen Stelldichein mit den düsteren Gesellen der Neuen Deutschen Härte in den späten 1990er-Jahren trägt der Künstler einen dicken Bauch voller Bedeutsamkeit vor sich her. "Neumond" ist nun der mittlerweile siebte Entbindungsversuch – und es ist zweifellos der aussichtsreichste! Denn Pater Pathos ist seinem Geburtshelfer, der totalen Selbsterkenntnis, nie zuvor so nahe gekommen wie hier.

Im Titelsong reflektiert er sprechsingend: "Wer spürt die Unwucht seines Ichs / Wer ist der Klotz mit Muttermal / Der Schüchterne mit Seelenqual: Ich glaube, das bin ich!" Ja, Joachim, da sind wir ganz bei Dir! "Das Chaos ist geboren / Und alles ist verloren", hatte der von Presswehen geschüttelte Poet eingangs in "Aufstehen" noch geschickt Nebelkerzen gezündet, um die langersehnte Niederkunft vor seinen ärgsten Feinden (dem fiesen Anspruch und dem unbarmherzigen Können) zu verschleiern. Im Hintergrund flirren nicht nur hier in etwa jene Synthesizer, die eben noch Helene Fischer atemlos durch die Nacht getragen haben. In der Folge vereinigt sich Witt mit sämtlichen Elementen und wandert unter hörbaren Schmerzen durch sein Metaphernreich. Im Feuerland, in dem die Sonne zu schwarzem Teer wird, steht er gleich mehrfach am Abgrund, wird von Wellen, Stürmen und sakralen Chören ins Nichts gesogen und kehrt am Ende doch, als schunkelndes "Strandgut", zurück ans rettende Ufer.

"Und da der nackte Zwang / Aus meiner Seele klang" ist es völlig verständlich, dass die Unwucht seines Ichs sich auch im Satzbau niederschlägt. Mit der Zeile "Ich weine über was ich bin" hat Witt endgültig in jeder Hinsicht zu sich selbst gefunden, die Empfängnis steht unmittelbar bevor. "Dein Lied" ist mit seinem zerrissenen Klanggebilde, das so gern Industrial wäre und doch eher Schlager ist, der opportune Soundtrack für einen von fürchterlichen Krämpfen begleiteten Geburtsvorgang. Und zu den instrumentalen Fanfarentönen von "Fahnenmeer", dessen Text noch einmal präzise jegliche inhaltliche Substanz seines Lebenswerkes zusammenfasst, entbindet Witt endlich. Es ist ein sehr lauter Furz, der da aus der Finsternis dringt. Und mit dem all der selbstauferlegte Druck entweicht, der den Unverstandenen all die Jahre gepeinigt hat. Eine Befreiung! Und die ist – um im Geiste der Versöhnung User "Bernd" das letzte Wort zu gönnen – zweifellos echt "arschmade!!!".

(Andreas Beckschäfer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Aufstehen
  2. Die Erde brennt
  3. Bis ans Ende der Welt
  4. Mein Herz
  5. Es regnet in mir
  6. Strandgut
  7. Ohne dich
  8. Neumond
  9. Spät
  10. Dein Lied
  11. Frühlingskind
  12. Fahnenmeer
Gesamtspielzeit: 47:09 min

Im Forum kommentieren

IWS-Michael

2018-01-08 11:29:24

Diese "Rezi" zum Album "Neummond" - eigentlich sollte man Geschwurbel schreiben - ist unsachlich, unseriös und einfach geschmackslos.

Mit solchen Plattentests disqualifiziert sich diese Plattform von ganz alleine.

Fazit: Man kann diese Seite meiden ohne etwas zu verpassen.

Armin

2014-06-18 21:15:34

JOACHIM WITT Video „Die Erde brennt“ online

+ Single VÖ am 27.06.14



Video JOACHIM WITT „Die Erde brennt“:

MUZU: www.muzu.tv/joachim-witt/die-erde-brennt-musikvideo/2250492/

YOUTUBE: http://youtu.be/Lp1ZjMqoGs0



Joachim Witt / „Die Erde brennt“

Dieser Typ treibt uns noch alle in den Wahnsinn.



Bisher war es immer so gut wie ausgeschlossen bei Joachim Witt, dass bereits der Titel eines Stücks verrät, was dessen Inhalt eigentlich ausmacht. Und selbst die abgedruckten Lyrics waren recht schwer zu knacken. Wer hätte zum Beispiel beim ersten Hören gedacht, dass der „Goldene Reiter“ eine schwer depressive Phase des Meisters in den Endsiebzigern beschreibt? Oder dass sein clownesker „Herbergsvater“ in Wahrheit ein flammender Appell gegen Zwang, Disziplin und Uniformierung ist? Ganz zu schweigen von der harschen „Bayreuth“-Ästhetik… nichts als versteckte Botschaften hier, hintersinniger Humor da, und zwischendurch immer wieder bitterböser Subtext. Und jetzt das. „Die Erde brennt“ meint tatsächlich einfach nur: Die Erde brennt. Apokalypse. Schluss, aus, Feierabend, liebe Leute. Stühle hochstellen. So viel Klartext ist neu bei Witt. Aber… macht das nicht irgendwie auch die Faszination an Witts Gesamtwerk aus? Nie vor einer Veröffentlichung zu wissen, auf welche Reise uns dieser unruhige Geist da schicken will?



Genau.



Kurz zu den Fakten: „Die Erde brennt“ ist, was Melodie und Instrumentierung angeht, Martin Englers Sachverstand entsprungen, der, wie die meisten wohl wissen, als Frontmann der Band „Mono Inc.“ eine nicht unerhebliche Bekanntheit erreicht hat. Eben dieser hat den Song auch produziert, und das, wenn man das jetzt mal so sagen darf, mit – räusper - Tanzflächengarantie. Witts Text, so jedenfalls hat es Joachim durchsickern lassen, hat seine Ausrichtung durch ganz reale tägliche Nachrichtenbilder erhalten. „Die Erde brennt“ ist demnach eine Bestandsaufnahme ganz ohne Umschweife. Da hatte man schon wieder voller Enthusiasmus nach der eigentlich obligatorischen Meta-Ebene gesucht, und dann gibt´s ausnahmsweise gar keine.



Mann, Witt, du machst uns irre. Aber hey, geiler Song.



Web:

www.facebook.com/joachimwittmusik



Live:

01. - 03.08.2014 Hannover – Fährmannsfest

29. – 31.08.2014 Eisenhüttenstadt – Stadtfest

05. - 07.09.2014 Deutzen – NCN Festival / Kulturpark Deutzen

(Tour wird fortgesetzt).

k witt

2014-04-25 06:12:50

ich hole mir die FAN BOX für 30,99.
und die ltd. edition 2cd.
so stehts ja hier gleich rechts in dem amazon-banner.
danke für diese ständigen amazon-banner.

Mr. Piebelz

2014-04-25 04:08:43

Morgen ist ein Feiertag, an dem ich meine Anlage aufreiße und die Nachbarschaft mit Neumond beglücke.

Die Anlage wird dir einen Korb geben. Tja, und deine Nachbarn wahrscheinlich auch.

Demon Cleaner

2014-04-24 22:53:55

Für "Pop" hat er doch 2/10 bekommen. Sein Opus Magnum, sozusagen.

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