Embrace - Embrace

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 02.05.2014
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Angriff der Klonkrieger

Ist schon eine Weile her, dass man Editors für ihre Sequenzer- und Synthesizer-Schmachtfetzen abfeierte. Längst hat die Band das Schlachtfeld geräumt und tobt sich jetzt in morbiden Stoßgebeten aus. Den britischen Herzchen von Embrace ist das aber noch nicht aufgefallen. Ihren einstigen hymnischen Piano-Gitarren-Pop hat das Quintett nun gegen Plastikschlagzeug, Pet-Shop-Boys-Melodien und Bono-Pathos eingetauscht. "Embrace", das Album, ist fett, aufgeplustert und manchmal sogar richtig eklig.

Die ersten "Oh oh oh"-Chöre hallen noch durch die Luft, da wähnt man sich bereits in Knebworth, mit 100.000 angetrunkenen Briten, Arme wedelnd, Bierbecher werfend. Kein schöner Ausblick, aber genau dort zieht es Embrace offensichtlich hin. Denn größer kann man keine Refrains aufziehen, fetter kann man die Gitarren nicht über den Bass legen. Das Schlagzeug humpelt in ausgedienter U2-Tradition, und Sänger Danny McNamara breitet zu seinen schmachtenden Melodien die Arme aus wie einst dieser seltsame Typ von Creed. Ein bisschen Hoffnung gibt's dennoch.

Denn Embrace haben sich offensichtlich ihren Humor bewahrt. Und bleiben konsequent: Ist die Band zu Beginn ihrer Karriere den großen Oasis hinterhergerannt, dann sind jetzt nun eben Editors, U2 und vielleicht auch The Killers dran. Embrace legen sich mit so viel Emphase in ihre neuen Songs, als ob sie in den Körper dieser mindestens angestaubten Bands hineinschlüpfen wollten. Sie machen das so gut, dass man manchmal gar nicht weiß, ob es sich hierbei nicht sogar um ein Tribute-Album handelt. Im Song "Follow you home" bekommen sie in vier Minuten sogar alle drei Bands parallel unter.

Im überdrehten Trauerspiel "Quarters" verhebt sich die Band am Autotune, klingt wie Skrillex auf einer Überdosis Baldrian und ist sich dann noch nicht einmal zu schade, um über das quälend stupide Synthesizer-Riff in den letzten Takten ein dämliches AC/DC-Lick zu legen. Embrace waren als Oasis-Klon besser, stilsicherer, angenehmer. Mit ihrem selbstbetitelten Album stoßen sie sich selbst nun in die Hölle der Belanglosigkeit. Und man hat noch nicht einmal Mitleid.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A thief on my island

Tracklist

  1. Protection
  2. In the end
  3. Refugees
  4. I run
  5. Follow you home
  6. Quarters
  7. At once
  8. Self attack mechanism
  9. The devil looks after his own
  10. A thief on my island
Gesamtspielzeit: 46:38 min

Im Forum kommentieren

Rainer

2016-04-03 21:59:22

@lego: Embrace habe ich bisher selten im Radio gehört, was ich generell schade finde.
@playmobil: Die Mehrheit der Leser von Plattentests schätze ich als leidenschaftliche Musikfreunde ein, die sich mehr für Musik interessieren als der gewöhnliche Radiokonsument. Daher denke ich in diesem Fall schon, dass die Meinung der Mehrheit hier auch eine gewisse Relevanz/Aussagekraft hat.

playmobil

2016-04-03 13:25:32

ist "weiterentwicklung" (egal wohin) per se gut?
ist eine hohe leserwertung ein kriterium bzw. hat die masse immer recht?

lego

2016-04-03 13:08:21

@rainer:

stadionrock ist also modernes soundgewand? ist 'modern' ein qualitätsmerkmal? findest du auch alles, was im radio läuft 'modern'?

Rainer

2016-04-03 10:06:24

Eingängige Songs in einem modernen Soundgewand lassen die Weiterentwicklung von Embrace erkennen im Vergleich zu anderen Bands. Nicht umsonst sind die Leser Bewertungen so positiv. Unverständlich ist mir dagegen die negative Rezension.

lego

2015-01-10 13:39:43

haha, ich bringe die beiden alben "drawn from memory" (embrace) und "drawn from the deep end" (gene) immer durcheinander.

"out of nothing" hatte zwar durchaus ein paar gute songs, aber insgesamt leitete leider der erfolg dieses albums den neuen sound ein, der die ganze fragilen feinheiten aus den anfangszeiten durch bombastischen stadionsound weggebügelt hat. und das finde ich schade. denn für die qualität der feinen töne habe ich embrace immer geschätzt.

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