
Statues On Fire - Phoenix
Rookie / CargoVÖ: 28.03.2014
Nicht zu fassen
Nur in Flensburg verschenken sie Punkte wie derzeit der VfB Stuttgart. Und genau dort würden sie sich die Hände reiben: Für meldungspflichtige 40 Minuten spielt der Schlagzeuger dieser Platte Uffta-Uffta in mindestens dem gleichen Ultraschall-Tempo, zu dem Punkfans schon vor zwanzig Jahren auf NOFX-Shows durchlauferhitzt wurden. Zwei gute Handvoll Songs lang drehen die Gitarristen ihre Saiten auf Vollanschlag, nehmen in all ihren Riffs und Soli rasante Kurven, behandeln Tempo-30-Zonen wie unverbindliche Geschwindigkeits-Empfehlungen, machen auch bei den nettesten Omis am Zebrastreifen nicht Anstandshalt, grinsen sich eins. Und für eine Platte lang, eine Rundfahrt mit dem Album "Phoenix" der Band Statues On Fire, sind alle Regeln des Spiels außer Kraft gesetzt, alle Bedenken beiseite gelegt, alle Sorgenfalten begradigt – oder zumindest die meisten davon. Eine Band versinkt im Rausch der Geschwindigkeit.
Statues On Fire bleibt vom ersten Takt an für die meisten von uns nachvollziehbar, trotz der schnellen Übergriffe am Flitzbrett, die man auf VHS-Kassette in Superzeitlupe abspielen müsste, um sie nachvollziehen zu können. Denn Statues On Fire sind hörbar Fans wie wir, hörbar große Fans sogar, solche der späten Propagandhi ganz sicherlich, solche der frühen Thrice wahrscheinlich auch. Schon im ersten Stück, das sie einfach so wie ihre Band genannt haben, spielen sie immer wieder Zeug, das auch auf einer Speedmetal-Platte niemanden vergraulen würde. Zwischen ihren Punk-Refrains, eingängig wie das Werbejingle der Telekom, bricht spätestens die Bridge mit dem Song, wendet sich ab, zieht die Handbremse und braust auf der Gegenspur wieder auf Start zurück. Genauso verwandeln Statues On Fire das nach bestem Wissen verpunkte Titelstück für eine zeitlang in einen halben Metalsong. Und obwohl das Album teilweise so geradlinig geschnitten ist wie der Skatepunk, der im Hintergrund von flotten Skater-Videos immerzu das neutrale Hintergrundrauschen mimen muss, bleibt es so doch unberechenbar. Statues On Fire können beides: ihr Publikum erhitzen und Haken schlagen und jeweils das Richtige davon zur rechten Zeit.
Zugegeben, auch wenn mit diesem Album der mögliche Soundtrack zum "Need For Speed"-Film verpennt wurde: "Phoenix" kommt nicht ganz ohne Spaßbremsen aus. Nicht immer halten die Songideen mit dem atemberaubenden Tempo der Platte mit. Genau dann, wenn der Sänger die Funken schlagenden Akkorde nicht mit einer Melodie überzeichnet die haften bleibt, fragt sich manch ein Leser und Nörgler vielleicht, warum es ausgerechnet für diese Platte mal wieder die 7/10 gibt. Einmal outen sich Statues On Fire gar auf eigenem Terrain, rumpeln, achteln im Affenzahn an ihren Saiten rum, bollern in Highspeed-Manier hinter ihrem Schlagzeug – und machen die Nummer "Rules on demand" trotzdem zu einer der schwächeren der Platte. Merkwürdig. Trotzdem sollte erst einmal jemand versuchen, sich vor diesem Album aufzubauen und ihm etwas anhaben zu wollen. Es wird nicht zögern und ihn einfach überfahren. Diese Band ist nicht zu fassen. Statues On Fire stammen aus São Paolo, Brasilien – dort ist Kraftfahrtbundesamt aus Flensburg nicht zuständig. Glück gehabt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Statues on fire
- World without kindness
- Sent you a letter
Tracklist
- Statues on fire
- You can't tell the reason
- By what you die
- Free sample
- Dear
- Rules on demand
- World without kindness
- Phoenix
- Flying boats
- Little remarks
- Sent you a letter
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eric
2014-04-08 10:16:49
Frisch rezensiert. Meinungen?
Ähm, ich habe noch keine, aber wow, das Album muss ich wohl haben.
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- Statues On Fire - Phoenix (1 Beiträge / Letzter am 08.04.2014 - 10:16 Uhr)