Skrillex - Recess

Warner
VÖ: 14.03.2014
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Der Drop ist gelutscht

Sonny Moore alias Skrillex weiß zu polarisieren. Das Prinzip des amerikanischen Dubstep auf die Spitze zu treiben, war sein Schlüssel zum Erfolg. Das Schema war hierbei über Jahre identisch: sphärisches Intro, flotter Build-up, ein paar Ragga-Toasts hier, ein paar wirre Samples da, ehe das Unvermeidliche geschah: Bass-Drop! Phonetisch in etwa: "Wub wub bzzzz kraa kraa boing wub wub trööööt!" Was für viele wie ein atonales Potpourri aus kaputten Bohrmaschinen und explodierenden Laptops klang, war für andere eine Offenbarung. Eines stand allerdings fest: Trotz zahlreicher Trittbrettfahrer blieb der Skrillex-Sound einzigartig. Dass der Kalifornier seine Musik nur häppchenweise in EP-Form unters Volk streute, weckte allerdings Begehrlichkeiten. Die Frage, ob Moore auch dazu in der Lage sei, auf Albumlänge bei der Stange zu halten, machte die Runde. Die Antwort steht nun als Longplayer-Debüt in den Läden. Und polarisiert.

Großartige Überraschungen hat der Mann mit der merkwürdigen Frisur nicht parat. Subsonisches Brummen, bombastische Drops und die charakteristischen, leicht verspulten Synthiehooks geben sich die Klinke in die Hand. Apropos Klinke: Die der Studiotür dürfte blitzblank glänzen, sofern sich die zahlreich auf dem Album vertretenen Gäste die Hände gewaschen haben. Die Wahl der Features steht einigen Tracks dabei durchaus gut zu Gesicht. Besonders das hibbelige "Dirty vibe" mit Diplo an den Reglern sowie G-Dragon und CL am Mikrofon geht schwer in Ordnung. Auch die aus der Vergessenheit zurückgeholten Ragga Twins fügen sich gut in den Soundkosmos Moores ein. Die Penetranz, die unterdessen Chance The Rapper im eigentlich recht schnieken 2-Stepper "Coast is clear" ausstrahlen darf, weckt höchstens beim Pförtner der nächstgelegenen Nervenheilanstalt Glücksgefühle.

"Recess" ist stellenweise nah dran an der Selbstverarsche. Die ironische Distanz, mit der Skrillex bekannte Versatzstücke seines Stils neu anordnet und durch den Fleischwolf dreht, macht das Album zwar zu einer unterhaltsamen, aber auch reichlich anstrengenden Achterbahnfahrt. Gerade in der ersten Albenhälfte dominieren die erwarteten Elemente, auch wenn offensichtlich ist, dass durch die stärker in den Vordergrund gerückten Einflüsse aus Ragga und HipHop neue Hörerschichten erschlossen werden sollen. Dass es nicht immer mit Schwung ins Gesicht klatschen muss, zeigt das trashig-eurodancige "Ease my mind", das klingt, als hätte man Patti Smith mit einer Vorratspackung bunter Pillen eingesperrt und stundenlang mit Stroboskoplicht malträtiert. Das Ergebnis ist schauderhaft skurril und gerade deswegen hörenswert.

Was Moore allerdings bei dem jenseits der Debilitätsgrenze operierenden "Doompy poomp" geritten hat, wird auf ewig sein Geheimnis bleiben, wobei der Track in Schlumpfhausen wahrscheinlich der Partykracher des Sommers werden dürfte. Wohin die Reise für Skrillex in Zukunft gehen könnte, wird im Schlusstrack "Fire away" offenbar: Der stark an die britische - sprich: weniger aufdringliche - Prägung des Dubstep erinnernde Song nimmt sich die Freiheit, ganz ohne ohrensprengende Krachpassagen einfach nur hübsch zu sein. "Es geht doch!", möchte man ihm entgegenschreien. Allein hören wird er derlei Anregungen wohl kaum. Es scheint, als wollte Skrillex mit "Recess" es allen recht machen. Den Fans seiner zum Markenzeichen gewordenen Breitseiten ebenso wie den auf Innovation pochenden Kritikern. Gelandet ist er irgendwo im Niemandsland. Aber immerhin auf beiden Beinen.

(Christopher Sennfelder)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stranger
  • Ease my mind
  • Fire away

Tracklist

  1. All is fair in love and brostep
  2. Recess
  3. Stranger
  4. Try it out
  5. Coast is clear
  6. Dirty vibe
  7. Ragga bomb
  8. Doompy poomp
  9. Fuck that
  10. Ease my mind
  11. Fire away
Gesamtspielzeit: 46:30 min

Im Forum kommentieren

der typ

2014-04-08 14:58:46

war zuletzt gut als er mit "from first to last" noch MUSIK gemacht hat.

nanu

2014-03-21 11:35:58

wenn diesen schrott armin hier rezendiert wirds bestimmt AdW und 8/10....

Demon Cleaner

2014-03-21 10:48:13

5.7 von PF :-)

captain hipp

2014-03-15 12:54:38

so ein schmodder. da gucke ich viel lieber noch eine folge der europäischen serie "les revenants" von canal+. im rolling stone gibt es ein ziemlich interessantes portrait darüber.

Wubwub

2014-03-15 12:39:29

Hauptsache es wubbt ordentlich.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum