My Chemical Romance - May death never stop you - The greatest hits 2001-2013

Reprise / Warner
VÖ: 21.03.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Zu Grabe getragen

Kurzzeitig herrscht Irritation beim Öffnen der musikalischen Postsendung: My Chemical Romance? Neue Platte? Die werden doch nicht …? Eine halb verfallene Helden-Statue auf einem Friedhof, letzte Rauchschwaden umwehen die Grabsteine, als sei der letzte Kampf bestritten. Tatsächlich, auf dem Steinsockel steht geschrieben: "The end". Ja, ein derart übertrieben-morbides Artwork, wie man es My Chemical Romance – diesen ehemaligen Helden der weltweiten Kajalbewegung – eben zutraut. Doch bei näherem Hinsehen wird deutlich. Dieses "May death never stop you" ist kein Relikt und auch keine Auferstehung. My Chemical Romance laden genau ein Jahr nach ihrer Auflösung im März 2013 zur musikalischen Rückschau. Ein letzter Gruß der Band – vielleicht auch so etwas wie ihr eigener Grabstein.

Doch die Tränen wollen vielerorts nicht so recht rollen. Die letzte Veröffentlichung der Truppe um Emo-Posterboy Gerard Way lag zum Zeitpunkt der Auflösung auch schon zweieinhalb Jahre zurück. Und so toll war Danger days: The true lives of the fabulous killjoys natürlich auch nicht. Selbst die hartgesottene Kajalfraktion, von der man munkelt, dass sie noch immer irgendwo hinter Elend bei Sorge ausharrt, weil sie den Screamo-Nachfolge-Trend verpasst hat, würden neue Songs ähnlicher Güte eines "Na Na Na" oder "Planetary (Go!)" nicht wirklich taugen. Ein reales Abbild der lauen Spätform der Musiker aus New Jersey ist auch der neben drei Demo-Aufnahmen einzige bisher unveröffentlichte Song dieser umfassenden, aber auch etwas lieblosen Zusammenstellung: "Fake your death" wartet mit einem hübschen Pianolauf auf, kann aber selbst von den tausenden Handclaps nicht wirklich zum Leben erweckt werden. My Chemical Romance seit 2008? Mehr als verzichtbar.

Diese Best Of allerdings weckt auch andere, fast vergessene Erlebnisse. Damals, als viele dieser auf "May death never stop you" versammelten Songs der heiße Scheiß waren, standen die ersten beiden My-Chemical-Romance-Platten "I brought you my bullets, you brought me your love" und "Three cheers for sweet revenge" weit oben auf dem Emopunk-Altar – auch wenn man diesen wieder im Kleiderschrank verstaute, sobald Besuch kam. Höchstens in betrunkenem Zustand oder kurz vor besonders zweisamen Momenten mit dem Emo-Mädchen aus dem 3. Semester kam er heraus, dieser Satz: "Ja, ich finde My Chemical Romance ganz gut!" Nicht nur wegen des Erfolges entfremdete man sich im Laufe der Zeit so ein wenig von der Band miktsamt der Klischees, die sie geradezu magisch anzuziehen schien. Doch wenn man heute, mit gewissem Abstand, diese Songs hört, dann mischt sich unters Schmunzeln und Kopfschütteln ob der wirklich teilweise grenzwertig-kitschigen Todes- und Grabesromantik in Ways Texten auch immer wieder freudige Nostalgie darüber, dass diese Band zu wirklich großartiger Rockmusik in der Lage war. Man höre die rohe, düstere Wut der allerersten Single "Honey, this mirror isn't big enough" oder dieses "Vampires will never hurt you", als My Chemical Romance sich alles trauten – und Thursday-Mann Geoff Rickly an den Reglern stand.

Oder die vier Vertreter ihres brachial-eingängigen Klassikers "Three cheers for sweet revenge": "Helena" oder "You know what they do to guys to us in prison" sind wohl mit die größten Arschtritte, die dieses Genre hervorbrachte. Von dieser Platte vermisst man hier natürlich den ein oder anderen Song. Interessant aber auch die pompösere "The black parade"-Phase, als man sich nicht zu Unrecht sorgte, dass die Herren Rockstars nun vollends den Boden unter den Füßen verloren hätten. Trotz Schmalzpaketen wie etwa "Teenagers" gab es aber nach wie vor gute Songs wie das kitschige "Welcome to the black parade" samt Queen-Gedächtnis-Passagen, oder die wahrhaftig zu Recht so betitelte Midtempo-Hymne "Famous last words" beweisen. Über das, was danach kam, darüber erzählt man sich bekanntlich gerne mal klischeebehaftete Geschichten. Und auch My Chemical Romance scheinen irgendwo im amerikanischen Rockstar-Olymp – böse Zungen behaupten gar: dem Vorprogramm zur eigenen Beerdigungszeremonie – vergessen zu haben, was ihre Musik einst ausmachte. Und so weinen wir jetzt auch nicht, drehen lieber noch einmal richtig laut auf. Und schnappen uns dann den Mantel des Schweigens für eine letzte stille Andacht. Grabsteine soll man bekanntlich nicht verschandeln.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Honey, this mirror isn't big enough for the two of us
  • Vampires will never hurt you
  • Helena
  • You know what they do to guys like us in prison
  • The ghost of you
  • Famous last words

Tracklist

  1. Fake your death
  2. Honey, this mirror isn't bis enough for the two of us
  3. Vampires will never hurt you
  4. Helena
  5. You know what they do to guys like us in prison
  6. I'm not okay (I promise)
  7. The ghost of you
  8. Welcome to the Black Parade
  9. Cancer
  10. Mama
  11. Teenagers
  12. Famous last words
  13. Na na na (na na na na na na na na na)
  14. Sing
  15. Planetary (Go!)
  16. The kids from yesterday
Gesamtspielzeit: 73:58 min

Im Forum kommentieren

solea

2014-04-10 16:36:33

Dass "Drowning lessons" da nicht drauf ist... naja best of Alben habe ich mir ohnehin noch nie gekauft.

dodeld´dódel

2014-04-09 22:58:09

hubibubi.

Watchful_Eye

2014-04-09 22:51:49

Die kamen bei Plattentests ja sogar recht gut weg. Dabei fand ich persönlich wirklich kaum etwas so furchtbar wie deren Musik. Zumindest das, was ich so gehört hab. Deren Stil musste man echt mögen, und ich mochte ihn definitiv nicht.. ;)

Ooooh...

2014-04-09 22:37:21

Die haben existiert?

Oh...

2014-04-09 22:30:07

Die haben sich getrennt?!

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