De Lux - Voyage
Innovative Leisure / Al!veVÖ: 04.04.2014
Warum liegt hier eigentlich Groove?
Kuh Elsa steht auf der Weide und schluchzt. Dem herbeigerufenen Bullen erklärt sie unter tränenreichem Muhen, dass sie ja schon öfters des nachts von Betrunkenen umgeschubst wurde, aber Diebstahl, das hat dann doch noch einmal eine andere Dimension. Da, wo gestern noch an ihrem Hals die schmückende Glocke ihrer Großmutter baumelte, herrscht blanke Leere. Nur zwei Kilometer weiter dreht der kleine Benjamin in der Einfahrt seines Elternhauses apathisch auf dem Dreirad seine Kreise: Die Klingel ist weg. Und im benachbarten Hotel streichelt der Portier kreidebleich eine Zimmerpflanze und wiederholt mantraartig "Aber gestern war sie doch noch da." Doch nun ist der Platz der Rezeptionsklingel verwaist.
Unterdessen fahren Sean Guerin und Isaac Franco durch ihre Heimat Los Angeles. Auf ihrer "Voyage" bimmelt und klöppelt es bei jeder Bodenwelle. Das Duo ist unterwegs, die just durch die Trennung von The Rapture entstandene Lücke zu schließen. Zumindest erfüllen sie bereits deren discoiden Auftrag bestens. Und wenn es wahr ist, dass De Lux bei den Aufnahmen ihrer Songs lediglich den ersten Take nehmen, Fehler hin oder her, dann ist das noch mehr Anerkennung wert. Denn es spielt keine Rolle, ob sie sich nun mehr im Post-Disco-Punk austoben, im Boogie oder Funk, näher bei LCD Soundsystem oder Talking Heads sind – es groovt aus jeder verdammten Pore, bis die Synapsen zum High-Five ansetzen.
Das Orakel verrät, dass "Better at making time" die Initialzündung für ein komplettes Album gewesen sein dürfte. Der Song war bereits Teil der kostenlos ausgegebenen EP Ende 2013 und schon seinerzeit nach dem ersten Hören Garant für Dauergrinsen. Die zuckende Bassline, die Snare am Schnüffeltuch, in den Raum fahrende Gitarrenlicks und tänzelnde Synthies. Vier Minuten lang wäre man auch mit einer Endlosschleife einverstanden gewesen, dann aber holen De Lux noch einen satt paukenden Beat aus der Schublade, lassen den Bass galoppieren und rütteln Elsas Glocke, bis die gegossene Signalschelle selbst bereit ist, eine Runde Milch auszugeben.
"I started to wonder how I get here / Then I remember, I remember", besinnen sich De Lux im lässigen "Moments", das nach einem kurzzeitigen Ausflug ins All das Rezeptions-Fahrrad-Klingel-Duo penetriert und ein Riff verschmiert wie Kleinkinder Wachsmalkreide. Beileibe nicht der letzte Hit. "I've got to make solide statements (No more likes or ums)" hat nicht nur einen extrem langen Titel, sondern auch Funk, Daft Punk, Scott Grooves sowie Anleihen von Piano-House im Rucksack. Es hat eben jeder sein Päckchen zu tragen. Im bowieesken Rausch "Love is a phase" türmen sich zwickende Synthies auf, für "Sometimes your friends are not your friends" frühstücken Prince, James Murphy und David Byrne Nierensteine, der Schlusstrack zitiert Chic, "On the day" klopft mit dem Specht um die Wette und ein von The Rapture ad absurdum geführter Patrick Hernandez fühlt sich in "Make space" bestimmt wieder "Born to be alive". Und Groove, überall Groove. Wer hier nicht tanzt, riecht schon komisch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Better at making time
- On the day
- Make space
Tracklist
- Better at making time
- Moments
- I've got to make a solide statement (No more likes or ums)
- Love is a phase
- On the day
- Make space
- Sometimes your friends are not your friends
- Brighter end of dark
- It all works all the time
Im Forum kommentieren
Rockonaut
2014-06-27 06:03:38
Die Rezension trifft voll ins schwarze...die Wertung hätte höher ausfallen können, verdammt gutes Tanzalbum mit Tiefgang
Stephan
2014-04-13 19:24:45
Hast du es auch schon mit "On the day" probiert?
http://de-lux.bandcamp.com/releases
nörtz
2014-04-12 00:41:39
Eigentlich gar nicht so meine Mukke, aber die beiden Tracks haben es mir dann doch angetan:
http://www.youtube.com/watch?v=pRDclACr9NA
http://www.youtube.com/watch?v=oP5oGCtGNH0
Cpt. Obvious
2014-04-10 15:31:44
Nö.
Armin
2014-04-07 18:25:35
Frisch rezensiert! Meinungen?
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