Arthur Beatrice - Working out

Vertigo / Universal
VÖ: 28.03.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Satteln und setteln

Kurz hinter Haus bauen, Kind zeugen und Baum pflanzen: Eine Band nach einer der Golden Girls benennen. Haben Arthur Beatrice schon erledigt und vielleicht damit mehr Fragezeichen aufgeworfen, als der Musik zuträglich sind. Die ist weder in die Jahre gekommen, noch Utensil einer Oma-WG – und hat zudem erstaunlich wenig Falten. Vielleicht eine gute Creme. Mal fragen. Eigentlich aber ist die Namensdopplung ein unfreiwilliges Vorkommnis. Arthur und Beatrice, so muss die Band immer wieder berichten, sind zwei non-existente Charaktere, stellvertretend für eine weibliche und männliche Perspektive in der Musik des Quartetts.

Das ist durchaus nachvollziehbar, teilen sich doch Orlando Leopard und Ella Girardot das Mikrofon und sind sie besser mit Arthur Beatrice repräsentiert als etwa mit Alfred Birgit. Hartnäckig haftet dem Stimm-Duo auch der Vergleich mit The xx an, der nur zu, geschätzt, einem Zwölftel zutrifft. Die Songs der Londoner versprühen keine Kälte und sind zumeist dichter instrumentiert.

In "Midland" trällert Girardot "I'll never move I'll always be so still" und beschreibt damit die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, der Körper aber möchte sich durchaus dazu bewegen. Womöglich treibt es ihn auch nur einen Song weiter. "Carter (Uncut)" hat hier gerade nach ranschleichenden Drums den klarsten Beat der Platte präsentiert und jazzige Bläser mit Piano-House-Anleihen geeint – von einem Dance-Track aber sprechen nur die wenigsten.

Dafür sind Arthur Beatrice zu gesettelt und ruhig. Man könnte vielleicht von reflektierter Unaufgeregtheit im mitwippenden Sitzkreis sprechen. Zwar prescht da mal ein Bass nach vorne, zwar gibt die große Trommel den Takt vor, zwar steht da mal eine Gitarrenfigur im Zentrum, aber alles nur kurzzeitig, sie gliedern sich ebenso schnell wieder in die ebenbürtigen Struktur der Songs ein. Fürs grobe Hören stellt sich da ein Nivellierungsprozess ein, der "Working out" aber eigentlich nicht gerecht wird. "Grand Union" und "Charity" sind feine, geschickt arrangierte Indiepop-Nummern, die stellvertretend auch für Texte fern jedweder Plattitüden stehen.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum es gar nicht mal so einfach ist, Vergleiche für Arthur Beatrice heranzuziehen. Weil sie irgendwie so Achtziger sind, in "Fairlawn" R'n'B bedienen und gleichsam Anknüpfungspunkte finden zu London Grammar, Club 8 und The Sundays. Und betrachtet man den Aspekt des alternierenden Gesangs, gepaart mit cleverem Songwriting und Piano als Leitmotiv, sind in "Singles" oder "Ornament safeguard" auch Hjaltalín eine Referenzadresse. Die neurotischen Sortierungsspiele braucht es freilich nicht, weil "Working out" ein rundes Gesamtbild ergibt. Und weil man es problemlos seiner Oma vorspielen kann. Echt jetzt.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Midland
  • Carter (Uncut)
  • Grand Union
  • Ornament safeguard

Tracklist

  1. Councillor
  2. Late
  3. Midland
  4. Carter (Uncut)
  5. More scrapes
  6. Interlude
  7. Grand Union
  8. Singles
  9. Charity
  10. Fairlawn
  11. Ornament safeguard
Gesamtspielzeit: 42:07 min

Im Forum kommentieren

Pepe

2014-12-03 17:39:26

Bei mir war sie Anfang Oktober (s. Jahrespoll Vol. 3) sogar auf der 3. Ist seitdem zwar etwas abgerutscht (liegt vielleicht an der Jahreszeit), bleibt bei mir aber auf jeden Fall noch in den Top 10.

Cosmig Egg

2014-12-02 21:48:35

auch noch in der engeren wahl zu meiner jahres-top-ten

bwmw

2014-05-11 14:53:48

wunderbare platte.

ouah jaaa ah

2014-05-11 00:15:40

o ma hö nr tu nett

9/10

ok gut?

Leatherface

2014-04-07 18:42:57

Mag das Album auch ganz gerne.

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