Lucius - Wildewoman

PIAS / Rough Trade
VÖ: 04.04.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Die Seifenbläser

Da braucht man gar nicht lange drum herum zu lamentieren: "Wir klingen wie eine Mischung aus Arcade Fire und B52", sagen die fünf Damen und Herren von Lucius. Stimmt, natürlich. Ist aber nur die halbe Wahrheit, weil die Band aus Brooklyn mindestens auch nach Gram Parsons, The Velvet Underground, Joni Mitchell, Teenage Fanclub und The Gourds klingt. Mit schepperndem Schellenkranz, beschwingten Polter-Drums und ganz viel Hippie-Vibe zimmert das Quintett auf seinem knapp 50-minütigen Sonnenschein-Debüt alles zusammen, was die amerikanische Popmusik von der amerikanischen Folkmusik bisher so abgeknappert hat. Macht aber trotzdem großen Spaß.

Vorteil zu vielen anderen Kleid-Haarband-Sonnenbrillen-Girlies: Die Sängerinnen Jess Wolfe und Holly Laessig können tatsächlich singen und finden nicht automatisch alles cool, was 40 Jahre vor ihrer Geburt auf eine Vinyl-Platte gepresst wurde. Ihre Geschmacksicherheit reicht vollkommen aus, um ein geschmeidiges, dichtes Folk-Pop-Album zu spinnen, mit kurzweiligem Spannungsbogen und der dankbaren Abwesenheit vom derzeit so gern beschworenen Nico-Gebrumme. Von dem bescheuerten Bandnamen und der Referenzlastigkeit sollte man sich dabei nicht irritieren lassen: "Wildewoman" klingt frisch, zeitgeistig und hält ein paar Knaller-Songs in seinen Reihen.

Da kann man ganz am Ende anfangen, mit dem Phil-Spector-Spektakel von "How loud your heart gets". Dort fliegen die Streicherfetzen, es schwingt sich ein Chor zu großem Pathos hinauf, und ein Kirchenchor-mäßiges "Ohoho" gibt's auch noch fürs Lagerfeuer-Schunkeln oben drauf. So ein sakrales Brimborium hätte Jenny Lewis auf ihren Alben zwar niemals geduldet, trotzdem kann man Lucius in diesen gepolsterten Momenten schnell mit der hübschen Grande Dame des California-Folks verwechseln. Kommt den Debütanten aus New York sicherlich auch ganz gelegen.

Die Hits heißen hier "Wildewoman" oder "Two of us on the run" und prahlen dabei vor allem mit ihren einlullenden Melodien, ihrem Sanftmut, ihrem Zigaretten-Dunst. Es ist das Kunststück von Lucius, trotz aller Abgehangenheit und den gewaltigen Mottenkugeln nicht wie eine Band von vorvorgestern zu klingen, sondern mit ihrer fluffigen Musik all die Seifenblasenmädchen, die Wayfarer-Jünger und die Haldern-Spezis einzufangen. "Wildewoman" ist eine schöne Sommerplatte für den Sommerblues im September.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wildewoman
  • Go home
  • Two of uns on the run
  • How loud your heart gets

Tracklist

  1. Wildewoman
  2. Turn it around
  3. Go home
  4. Hey, Doreen
  5. Tempest
  6. Nothing ordinary
  7. Two of us on the run
  8. Until we get there
  9. Don't just sit there
  10. Monsters
  11. How loud your heart gets
Gesamtspielzeit: 48:33 min

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