Kuolemanlaakso - Tulijoutsen
Svart / CargoVÖ: 14.03.2014
Aas vivendi
Was macht ein wohnungssuchender Finne mit Geiernase, latenter Sauna-Allergie und zu wenig Geld zum Saufen auf der Parkbank? Richtig, er besetzt das nächstbeste Mausoleum, gründet dort ein Doom-Metal-Projekt und nennt es grimmen Mutes "Tal des Todes". Aber nicht, dass das genug gewesen wäre. Nein! Er sammelt weitere durchgelegene Friedhofsgestalten um sich, denen jedwede bürgerliche Vorgartenidylle oder gar Anbiederei an den Massengeschmack zuwider ist. Zusammen geht es in den benachbarten Baumarkt, um sich mit dem nötigen Zubehör einzudecken: Hackebeil, Kettensäge, Reißwolf, Klappspaten und Kabeltrommel. Die fünf fangen also gemeinsam an, in aller Grabesstille darauf zu musizieren – und hören gleich wieder damit auf, als es tatsächlich wohlig zu scheppern beginnt.
Wohlgemerkt werden dabei nur Hoffnungen auf eine Karriere im großen Stil beerdigt, nicht auf erlesen schwermütige Musik. Schließlich hat sich das Quintett aus der metallverarbeitenden Industrie das nötige Lot Todesblei mit hinzu ins Grab geschaufelt, um wenigstens dem Sensenmann ein ersticktes Lachen entgegenschleudern zu können. Nun kann es ans Beschälen der geschändeten Leichen gehen, die Knochenraspeln stehen bereit. Kuolemanlaakso sind binnen eines vorausgehenden Albums mit dem lautmalerischen Titel "Uljas uusi maailma" mal eben auf Kühlfachtemperatur. Der Eisregen mag kommen, die toten Tulpen sind gesteckt.
Den Finnen jedoch einzig und allein Winterkälte zu unterstellen, wäre vollkommen falsch. Kuolemanlaakso tragen vor allem eine bodenlose Melancholie in sich. Mehr noch: Sie schämen sich ihrer Gewissensbisse in Form harmonischster Strukturen nicht, auch wenn die im Genre sonst nur wenig Platz bekommen. Und sie nehmen sich ausgiebig Zeit, um aus ihrer Welt des furchtbar schönen Schmerzes zu berichten. Schmücken ihre Geschichten emsig mit Zierrat verschiedenster Art aus. Ein stimmiges und plausibles Bild entsteht, keine zu befürchtende Lachnummer mit albern geschminkten Hackfressen. Dieses Album wächst an seinen Aufgaben, wie auch Kuolemanlaakso bei aller Sperrigkeit der Sprache unmissverständlich ernst zu nehmen sind. Es macht überraschenderweise sogar echte Freude, ihrem Leid zu lauschen.
Kaum ertönt die slayereske Schicksalsgitarre in "Aarnivalkea", benannt nach den verwunschenen Irrlichtern aus der finnischen Mythologie, die die Schätze der Feen markieren und zugleich schützen sollen, geht es auch schon kopfüber in eine siechende Welt ohne Freude, in der die Sonne niemals scheinen wird. Gleich einem Galeerentreiber zwingt der einsetzende Rhythmus jeden Ohrenzeugen in die Knie, der fortan demutsvoll dem tobenden Fegefeuer aus depressivsten Gitarrenlayern und Unheil verkündenden Grollgesängen lauscht. Die sogleich nahtlos in klare Gesangsspuren übergehen, denen sich im nächsten Moment wieder ein waidwundes, vor Schmerzen brüllendes Ungetüm aus walzenden Doomriffs und plästernden Doublebass-Gewittern entgegenstellt. Abwechslung wird bei Kuolemanlaakso ganz, ganz groß geschrieben und ist alles andere als ein blutleeres Versprechen. Diese Zusammenkunft von altgedienten Profimusikern aus der finnischen Schwermetallszenerie weiß, wovon sie drischt.
Somit ist es kein Wunder, dass die Dramaturgie eines jeden Songs sitzt und in sich stimmig ist, selbst in jedem noch so morschen Detail. Wenn es überhaupt so etwas wie verkündbare, aufrichtige Liebe im Bereich des Death Metal gibt – hier tropft sie aus so mancher Wunde. "Me vaellamme yössä" ist dabei ihr von Pest und Niedergang zerfressenes, wunderschönes Antlitz, das Dir mit blutenden, leeren Augenhöhlen entgegenstiert. Ein Albtraum von einem Hit. "Arpeni" steht dem nur wenig nach und ringt in jedem von dumpfem Glockengeläut eingeleiteten Takt mit dem nahen Erstickungstod, der sich in wütenden Growls über jenseitigen Chorälen Luft macht. Dazu geifern die Saiteninstrumente nach neuen Opfern, dass es eine düstere Freude ist. Aber was noch schöner ist: Das Album wechselt seine Leichengewänder munter weiter durch und dürfte im Grunde niemals enden. "Tulijoutsen" ist beispielhaft kurzweilig, originell und von endloser Tiefe. Ein Schlund in Sachen Sterbenskunst, fürwahr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Aarnivalkea
- Me vaellamme yössä
- Arpeni
- Tuonen tähtivyö
Tracklist
- Aarnivalkea
- Verihaaksi
- Me vaellamme yössä
- Arpeni
- Musta
- Glastonburyn lehto
- Tuonen tähtivyö
- Raadot raunioilla
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Kuillelriueriennenrooo
2014-04-05 18:33:44
Uhfgdfgttttttrrwen rbehbrrrrrggg geeegegeg gffdfddfdeeewqwqw 7/10!
Armin
2014-04-01 19:13:58
Frisch rezensiert. Meinungen?
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- Kuolemanlaakso - Tulijoutsen (2 Beiträge / Letzter am 05.04.2014 - 18:33 Uhr)