Guttermouth - Gusto
Epitaph / ZombaVÖ: 12.08.2002
Geschmacksverirrung
Gusto, der; -s,-s 1. Geschmack, Neigung 2. (öster.) Verlangen, Appetit.
Langenscheidts Fremdwörterbuch weiß es wie immer ganz genau und bietet somit den perfekten Einstieg in das mit eben jenem Titel versehene achte Album von Guttermouth. Zunächst mag man es kaum glauben, daß die vier Blödelbarden aus dem kalifornischen Huntington Beach bereits eine derart große Anzahl an Silberlingen auf die punkrockenden Kids losgelassen haben, was aber andererseits bei dreizehn Bandjahren für das Genre doch keine Seltenheit darstellt.
Um guten Geschmack - um beim Thema zu bleiben - scherten sich Guttermouth in ihrem bisherigen Schaffen stets einen Dreck, reckten den Moralaposteln, Szenepolizisten und sonstigen Lästermäulern den Stingefinger entgegen und drehten trotzig weiter ihr eigenes Ding. Punkrock eben. \"We were just one out of many little bands who sang songs from the heart and did it because we weren\'t into the status quo bullshit that was going on musically. We chose to sing about real stuff\", läßt uns Sänger Mark Adkins wissen. Leider sind von dem ganzen \"real stuff\" mittlerweile fast nur noch die banalen Texte vergangener Zeiten übrig geblieben. Geistige Ergüsse und lyrische Meisterleistungen á la \"Just because I live like an animal / Room smells like a petting zoo / Sometimes I go pee in the shower / Does not mean I don\'t love you\", zu denen selbst Blink & Co. die Nase rümpfen würden, kamen zwar auch schon zu seligen Nitro Records-Zeiten Mitte der 90er vor, doch damals gab es wenigstens musikalisch noch voll auf die Zwölf.
\"Gusto\" folgt der Route weg vom rotzigen, tierisch schnellen Punkrock von früher hin zur poppigeren und massenkompatibleren Variante. Gerade mal ein Drittel der Songs bewegt sich in oberen Tempogefilden. Demgegenüber stehen Stücke wie der Titeltrack, \"Foot-long\", \"Looking out for #1\" oder \"Twins\", die mal entspannter, mal beschwingter in einem country-lastigen Singalong-Gewand vorbeischlendern, dem Gehörgang eine kurze Stippvisite abstatten und dann auf schnellstem Wege wieder verduften. Wenn dann mit \"Lemon water\" zum Abschluß auch noch ein Spoken-word-ähnlicher Track vorbeiplätschert, ist der Appetit endgültig vergangen und der verbleibende Geschmack äußerst fad. Das ist weder Punkrock, noch Guttermouth, sondern schlichtweg langweilig und höchstens etwas für den kleinen Hunger zwischendurch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Camp fire girl #62
Tracklist
- Camp fire girl #62
- Scholarship in punk
- Gusto
- Vacation
- Contagious
- Pee in the shower
- Walk of shame
- My town
- Contribution
- Foot-long
- Looking out for #1
- Twins
- My girlfriend
- Lemon water
Referenzen
Spotify
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- Guttermouth (4 Beiträge / Letzter am 08.06.2006 - 18:05 Uhr)