The Intersphere - Relations in the unseen

Long Branch / SPV
VÖ: 07.03.2014
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Zettelwirtschaft

Lieber Promotext, jetzt mal ehrlich: Was Du einem da manchmal schwarz auf weiß ins Blickfeld rückst, bevor man überhaupt auch nur einen Ton der Dir anvertrauten Veröffentlichung gehört hat, lässt die Vorfreude auf den ersten Durchlauf des Albums nicht immer ausnahmslos steigen. Mal im Ernst, jetzt und hier, aber natürlich höchst subjektiv und nicht böse gemeint: Ergreifende Rockmusik, die "weg vom Plastik" möchte, und – klar – in besonderem Maße aus "Herzen und Händen" geformt ist, und damit – natürlich – ein authentischer Gegenpol zum "lieblosen Dance-Gewummer" ist. So mancher wäre Dir, lieber Promotext, verbunden, wenn du diese Worte nicht mitgebracht hättest. Weil: Das schmeckt pelzig und hat eine Bartdichte, vor der jeder preisgekrönte Rasierer hoffnungslos kapitulieren würde. Schnell weg mit diesem Beipack-Zettel! Glücklicherweise schaffen es die ersten dreieinhalb Minuten Rockmusik des Openers "Relations in the unseen" vom gleichnamigen Album von The Intersphere, die empor geschlichene Missmutigkeit fast wieder auszulöschen.

Auch das folgende "Thanks for nothing" geht ins Ohr. Gitarre, Bass, Schlagzeug, gute Stimme, euphorischer Refrain. Nicht neu, aber gut. A propos, "nicht neu", auch das darf mal gesagt werden: Nicht wenige Künstler kramen derzeit bekanntlich ausgiebig in der neonfarbenen 80s-Klangkiste, und lassen Elemente und Sounds dieser Dekade in ihre Songs einfließen. Oft ernten sie dafür viel Lob. Doch – genau – Synthie- oder Dreampop mögen zeitgemäß sein, existieren allerdings auch nicht erst seit gestern. Und dennoch schwingt keiner den beliebten, roten "zu wenig innovativ"-Stempel. Ungleich schwerer haben es Gitarrenbands wie The Intersphere aus Mannheim, deren Sound es anscheinend geschafft hat, sich über 10 bis 15 Jahre hinweg zu konservieren. "Relations in the unseen", ihr viertes Album, verortet sich klanglich definitiv zu großen Anteilen in der Zeit des Alternative-Rock-Booms um die Jahrtausendwende. Allerdings, lieber Promotext, auch das muss erwähnt werden: Nicht nur Du bist voller Euphorie über diese Band. Auch andere, große Musikmagazine im Lande hieven The Intersphere mit dieser Platte in luftige Höhen. Etwa wegen Gitarrenhymnen wie "Tonight", bei denen die Mannen um Sänger und Gitarrist Christoph Hessler auch produktionstechnisch nicht kleckern, und der Weg aus der Pop-Akademie hinauf auf die großen Festivalbühnen nicht weit ist.

Vielleicht auch wegen der Fähigkeit, ihre Songs neben poppigen Elementen auch mit progressiveren, verspielteren Versatzstücken zu füttern, wie etwa dem Achterbahn-artigen Basslauf in "Joker". Oder auch wegen des Muts, mit "Out of phase" gar einen düsteren Wave-Brecher zu bringen. Sicherlich aber auch wegen des furiosen, in einem Hardcore-Punk-Feuerwerk endenden "The ghost of a chance" – potzblitz! Solchen Mut hätte man sich von den vier Mannheimern allerdings viel häufiger gewünscht. Denn leider verharrt in dieser Dreivierstelstunde auch so einiges bei (handwerklich sicherlich guten) Ansätzen. Viele Songs können den engen Grenzen des Genres nicht entfliehen, können den sich wiederholenden Strukturen dann doch nicht wirklich entkommen. Und so verpufft dann auch der Albumabschluss mit "…like it is" und "Golden mean" irgendwo im schon oft gehörten Widerhall der alternativen Statosphäre. Lieber Promotext, vielleicht war das eingangs auch zu hart formuliert. Dass Du begeistert bist, ist natürlich Dein gutes Recht. Dieses Mal allerdings beruhen Deine Freudensprünge in schwarz auf weiß leider nicht ganz auf Gegenseitigkeit. Aber wir kriegen das wieder hin, vielleicht schon beim nächsten Mal. Nichts für ungut. Bis bald, Dein Plattentester

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Out of phase
  • Tonight
  • The ghost of a chance

Tracklist

  1. Relations in the unseen
  2. Thanks for nothing
  3. The ones we never know
  4. Out of phase
  5. Panic waves
  6. Joker
  7. Tonight
  8. Origin: unknown
  9. Walk on broken glass
  10. The ghost of a chance
  11. ... like it is
  12. Golden mean
Gesamtspielzeit: 46:18 min

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