Twin Forks - Twin Forks

Dine Alone / Soulfood
VÖ: 14.03.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Damals wie heute

Es ist ein bisschen so, als würde man einem früher etwas verpickelten Mitschüler nach Jahren wieder begegnen. Der, der damals immer in diesen merkwürdig anmutenden Klamotten, in die er gar nicht richtig reingepasst hat, rumgelaufen ist. Den man trotzdem irgendwie mochte, auch wenn sich die anderen darüber lustig machten. Der zwar manchmal doofe Sachen sagte, aber ganz oft auch ziemlich tolle, und die man sich heute noch gern in Erinnerung ruft, ab und zu zumindest. Der nie der beste Freund war oder gar einen besonders großen Teil des Lebens ausmachte, aber von größerer Wichtigkeit war, als man damals vielleicht erkannte. Chris Carrabba ist dieser ehemalige Mitschüler, den man noch irgendwie kennt: Damals, um die Jahrtausendwende, als man von ihm zum ersten Mal als Kopf von Dashboard Confessional hörte, deren Musik in allen Teenie-Filmen und Coming-of-Age-Serien von Los Angeles bis Berlin gespielt wurde. Der mit Further Seems Forever womöglich hätte erfolgreicher sein sollen. Den die Mädchen aus der Klasse heimlich gut fanden, was sie aber niemals zugegeben hätten.

Eben dieser Chris Carrabba steht nun vor einem. Aus dem Teenie-Schwarm ist ein mittlerweile 38-jähriger Mann geworden, und die Teenies von heute dürften keine Ahnung haben, wer er ist. Ob er selbst nicht vielleicht sogar ganz froh darüber ist? Gut möglich. Fakt ist, dass die letzten Alben von Dashboard Confessional "The shade of poison trees" und "Alter the ending" nicht mal mehr Carrabbas eingefleischteste Fans besonders gejuckt hat. Zeit, um nach vorne zu blicken: Aus der Poprock-Zuckerwatte für die inzwischen längst erwachsen gewordene Teenie-Zielgruppe ist gar nicht doof gemachte Folkmusik geworden, die er mitsamt seines neuen Projekts Twin Forks aufgenommen hat. Deren selbstbetiteltes Debüt bedient sich natürlich allerlei Klischees, von dem mit Holzfällerhemd bekleideten Barden am Lagerfeuer zur gen Sonnenuntergang reitenden großen Liebe ist alles dabei, aber auch das braucht man manchmal, und weh tut Carrabba damit auch keinem. Und wenn er im entspannt und durchaus sonnigen "Reasoned and roughened" einen auf Willie Nelson macht, hat das schon viel Charme.

Viel poppiger, aber nicht unnötig aufgesetzter, klingt "Cross my mind", welches der informierte Hörer bereits von der im letzten Herbst veröffentlichten EP kennen dürfte, gemeinsam mit vier anderen Songs, die hier ihre Auferstehung feiern dürfen. Darunter auch das nach vorne galoppierende "Something we just know", in dem Carrabba ein bisschen wie zu besten Dashboard-Confessional-Zeiten klingt, und der Südstaaten-Balztanz von "Scraping up the pieces". Und auch, wenn er selbst vielleicht gar keinen Bock mehr auf verpickelte kleine Mädchen hat, weiß Carrabba natürlich nach wie vor um seine Wirkung bei ihnen und kuschelt sich mit "Plans" so doll an, bis auch die neue Generation seinen Namen kennt – zumindest bis der iPod den nächsten Song im Shuffle-Modus ausspuckt. "Done is done" vereint schließlich die alten Wurzeln mit seinem neuen Anspruch und lässt auf eine vielversprechende Zukunft hoffen – wenn Carrabba sich keinen Kopf mehr um seine Hörer macht, sondern nur noch um das, was ihm gefällt. Machen die Mädchen ja mittlerweile auch.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cross my mind
  • Plans
  • Done is done

Tracklist

  1. Can't be broken
  2. Cross my mind
  3. Back to you
  4. Kiss me darling
  5. Scraping up the pieces
  6. Something we just know
  7. Danger
  8. Reasoned and roughened
  9. Plans
  10. Done is done
  11. Come on
  12. Who's looking out
Gesamtspielzeit: 41:55 min

Im Forum kommentieren

Derp Derp

2014-03-20 09:51:05

wat?
naja ganz netter Folk POP und POP wird hier ziemlich großgeschrieben...

das tut nicht wie, wie die Rezension so nett beschreibt.

Aber bleibt halt vermutlich auch nichts hängen
außer vielleicht der Opener, der ist tatsächlich recht "nett"

Obrac

2014-03-19 13:13:24

Bei dem muss doch irgendwas passiert sein, dass der seine Herangehensweise zur Musik so grundlegend geändert hat. Das ist ja seit Jahren ein ganz anderer Musiker.

eric

2014-03-19 10:02:01

Zwei Mal gehört, außer dem ersten Song kannste das ... naja, gähn halt.

Obrac

2014-03-19 07:46:49

Hört sich leider wieder ziemlich schlimm an.

eric

2014-03-13 17:26:25

Hm, vergleicht man das, was Carraba da macht, mit den Alben Anfang der 00er, dann ist das textlich tatsächlich nichts Neues. Aber musikalisch? Klar, ähnliche Grundlage/Songwriting, aber nun ja, wie soll ich es sagen: Der Sound von 2003 wäre mir lieber. Jetzt gibt es Folk mit Gegniedel. Den Mumfords sei Dank!

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