Gameface - Now is what matters now

Redfield / Al!ve
VÖ: 21.03.2014
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wer hat an der Uhr gedreht?

Kommt schon, Ihr erinnert euch doch auch! 90er Jahre, Jahrtausendwende. Damals. Egal, ob man das nun Pop-Punk-Invasion, College-Rock-Schwemme, Emo-Plage oder wie auch immer schimpfte, tatsächlich war das damals hippe Musik – und sie war sicherlich nicht so schlecht wie heute ihr Ruf. Zugegeben: Auch wenn Something Corporate, New End Original oder The Ataris den perfekten Soundtrack zu vielen guten Nächten lieferten und etwa The Get Up Kids bis heute zurecht unvergessen bleiben, überlebte das Genre dann doch nicht sehr viele warme Jahreszeiten. Da erging es ihm wie vielen damaligen Bands.

Doch nanu? Auf einmal sind Gameface wieder da. Einfach so. Das hatte man dann wirklich nicht auf dem Schirm. Noch mal schnell erinnern: 1995 krallte die Band sich eine Scheibe des energischen Samiam-Sounds, fügte eine Schippe Pop und ein bisschen Galopp hinzu und hatte mit "Three to get ready" ein wirklich starkes Debütalbum parat. Die Herrlichkeit war aber nicht von Dauer. Und das letzte Lebenzeichen im Sommer 2003 entpuppte sich dann gar als ärgerliche Auflösungserscheinung – passenderweise "Four to go" betitelt. Und natürlich drängt sich eine Frage sofort auf: Braucht es heute Männer Mitte 40, die ihre Surfboards entstauben, die alten Skateshorts samt löchrigem Bandshirt wieder überstreifen und an lauen Sommerabenden zum Andenken an die eigene Vita musizieren?

Wozu Gameface auf ihrer sechsten Platte animieren wollen, wird recht schnell klar: "Sing me one more song / One we knew when we were young / Don’t miss a chance still turning around / Go and get yourself unwound / Wind it up again", frohlockt es allen Junggebliebenen und Mitgealterten entgegen. Heißt auch: Tiefgang sollte man von Gameface anno 2014 eher nicht erwarten. Aber wenn man ehrlich ist, stellt man ebenso fest: Sie kriegen uns dann doch hier und da nochmal in die Zeitmaschine. An den ersten Frühlingstagen, wenn die Sonne scheint und es auf dem Weg in den Feierabend sogar noch hell ist, funktionieren kleine, nach vorne preschende Hymnen wie "Come on down", "Swing state" oder "Always on" durchaus so gut wie ganz früher. Und dass alte Herren noch Hummeln im Hinterteil haben, beweist "Lifetime achievement award". Dagegen erinnert das melancholische "Now" – trotz knietief in Kitsch getauchter Lyrics – positiv an eine tolle 2003er-The Ataris-Platte namens "So long, Astoria".

Am Ende bleibt mal wieder die Frage nach dem halbleeren oder halbvollen Glas. Und vielleicht wäre eine EP wohl erst einmal das schlauere und würdigere Comeback gewesen. Denn wenn sich die grundlegend dürftigen Texte dann mit uninspiriertem Poppunkcollegestadionrock wie etwa Picture day", "Save your words" oder "My troubled half" im Sonnenuntergang treffen, gibt's kaum einen Comeback-Flirt und schon gar kein Revival-Küsschen. Zurückzublicken, sich zu erinnern, die guten alten Tage aufleben zu lassen, die alten Weggefährten einzuladen – ja, das kann schön sein. Taugt im Hier, Jetzt und Klartext aber leider meistens nur als Randnotiz. Denn entgegen aller Versprechen des entschlossenen Titels "Now is what matters now" schauen Gameface nicht wirklich nach vorne, sondern irren ein wenig orientierungslos in der Gegenwart herum. Und das reißt uns dann weder so richtig den Arsch auf, noch eines dieser verdammten grauen Haare vom Kopf.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Come on down
  • Swing state
  • Always on

Tracklist

  1. Come on down
  2. Swing state
  3. Regular size
  4. Now
  5. Picture Day
  6. Lifetime achievement award
  7. save your words
  8. Always on
  9. The quiet type
  10. Frames
  11. My troubled half
Gesamtspielzeit: 43:12 min

Im Forum kommentieren

Armin

2014-02-03 19:10:47

"Come on down" ist schon mal ein Riesensong. Wie Jimmy Eat World, als sie noch richtig gut waren.

Armin

2014-01-31 18:14:40

Die vor kurzem wiedervereinigten GAMEFACE haben für die Veröffentlichung ihres sechsten Studioalbums bei Equal Vision Records (US) und Redfield Records unterschrieben. „Now Is What Matters Now“ erscheint am 21. März in Europa (am 24. März in UK).

Der brandneue Song „Come On Down“ wurde bereits als Single veröffentlicht, zusammen mit der exklusiven B-Seite „The Only Chance We Get“, einer Neuaufnahme des Songs vom 1995er Album „Three To Get Ready“, auf der Gastauftritte von Ingo Knollmann (Donots) und Mike McTernan (Damnation A.D.) zu hören sind.

„Wir sind unglaublich aufgeregt das neue Material zu veröffentlichen und ein neues Kapitel in unserer Geschichte zu beginnen“, betont Sänger Jeff Claudill. Redfield Records Geschäftsführer Alexander Schröder ergänzt: „Als wir Jeff Claudills Solo-Album „Here’s What You Should Do“ 2005 veröffentlicht haben, war er der erste internationale Künstler auf unserem Label. Wir sind hier alle große Fans von GAMEFACE und waren beeindruckt von der Möglichkeit sein Album zusammen veröffentlichen zu können. Da wir über die Jahre gute Freunde wurden, wollten wir natürlich auch das neue GAMEFACE Album rausbringen.“

Die südkalifornische Formation, heute bestehend aus Claudill zusammen mit Todd D. Trout (Gitarre), Guy Julian (Bass) und Steve Sanderson (Schlagzeug), wurde ursprünglich im Sommer 1990 gegründet und hat seitdem fünf Studioalben veröffentlicht, die durchweg durch ihren unverwechselbaren Sound und ihre Dynamik eine Vielzahl von Bands über die Jahre beeinflusst haben.

Das Debütalbum „Good“ (1993) war noch purer, ungezähmter Pop-Punk, während „Three To Get Ready“ (1995) – mit seinen nachdenklichen Texten und Untertönen – den emotionalen Triumph der Band darstellte, über die Tragödie des viel zu frühen Todes ihres Schlagzeugers Bob Binckley 1994. „With Every Last Time“ (1999) und der Einstieg des neuen Schlagzeugers Steve Sanderson, brachten neuen Schwung in das Songwriting sowie die Tourpläne von GAMEFACE. Während der Aufnahmen zu „Always On“ (2000) wuchs aber die Distanz zwischen einzelnen Mitgliedern und schließlich verließ Gründungsmitglied Paul Martin die Band, noch bevor das Album erschien. Als Ersatz stieg Guy Julian am Bass ein und es entstand „Four To Go“ (2003), bevor man sich schon bald nach dem Release entschloss, getrennte Wege zu gehen. 2012 spielte die Band eine Reihe von Reunionshows, die aus als Initialzündung dienten und die Sache wieder ans Laufen zu brachten. Es fühlte sich wieder alles richtig an, als Caudill die neue Single „Come On Down“ schrieb und so den Deal, mit GAMEFACE in die nächste Runde zu gehen, besiegelte.


Discography
2014 Now Is What Matters Now
2003 Four To Go
2000 Always On
1999 Every Last Time
1995 Three To Get Ready
1993 Good

Band
Jeff Caudill (Vocals / Guitar)
Todd D. Trout (Guitar)
Steven Sanderson (Drums)
Guy Julian (Bass)

Links
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