Tensnake - Glow
Virgin / UniversalVÖ: 07.03.2014
Bitte lächeln!
Zielgruppenforschung ahoi, Probandin 08/15: "I don't need any tinkly 80s. Come on. I want like... big bass, like whoawhoawhoaa, like... dubstep, clubstep, electro, you know ..." Aha, setzen. Und lieber schnell weg mit "Glow". Die Dame, die sich da in Tensnakes Intermezzo "Ten minutes" echauffiert, mag fiktiv sein und der Belustigung dienen. In einer Gruppe Pauschaltouristen zwischen Barcelona, Los Angeles, London und Hamburg würde sie aber wohl kaum auffallen. Aus Hamburg kommt Marco Niemerski, all die anderen Städte bereist er mit seiner Musik. Als Tensnake wurde er zur respektablen Szenegröße, ist längst international gut dabei. Der Durchbruch kam, als er es 2010 schaffte, mit "Coma cat" eine Nu-Disco-Popowackel-Nummer in den UK-Charts zu parken, worauf es Remix-Anfragen regnete. Auch deshalb kommt sein Debütalbum erst jetzt.
Zurück zur Zielgruppe: Niemerski steht auf "tinkly 80s", das ist "Glow" deutlich anzuhören. Er holt den Disco-Sound ins Jetzt, spielt durch, wie sich daraus House emanzipierte. Dann kommen Funk und Soul dazu, Pop und R'n'B, nicht selten wird's tropical. Aktuelle Dance-Trends bleiben im Hintergrund, sind aber nicht kategorisch verbannt. Der Hanseat beweist Fingerspitzengefühl beim Verweben der vielen Einzelteile und lässt alles wunderbar leicht klingen. "Glow" verbreitet endlos gute Laune – von unserer Lieblingsprobandin einmal abgesehen.
Als letztes Appetithäppchen gut einen Monat vor Albumveröffentlichung ging "Love sublime" an den Start, ein funky House-Groove, über dem kein Geringerer als Nile Rodgers die Gitarrensaiten krault. Am Mikro steht die Wahl-Berlinerin Fiora, die auf "Glow" Stammgast ist. So zum Beispiel auch im ersten Vorboten "58 BPM" – mit genau der Ruhe, die der Titel verspricht – und dem sehr an Oliver Koletzki erinnernden "See right through" mit Gangsterpärchen im Video.
Damit ist das Gästebuch aber noch nicht voll: Für "Feel of love" hat sich Jamie Lidell nicht lange bitten lassen, den Kontakt vermittelte Stuart Price von Zoot Woman, der unter seinem Pseudonym Jacques Lu Cont hier auch mit im Boot ist. "Holla" tritt musikalisch am weitesten ins Hier und Jetzt und erinnert an eine schnellere Variante der Chillwave- und Future-Garage-Spielchen von Flume. Und das Drumsample für "Kill the time" mopst sich Tensnake aus Frank Oceans "Lost", ordentlicher R'n'B-Touch inklusive.
Klingt nach großem Durcheinander, ist aber genau deswegen umso besser. Wenn Niemerski sich nicht gerade quer durch den Pop-Olymp remixt, verleibt er sich die Vielseitigkeit seiner Kunden wie selbstverständlich ein. All die Sternchen, bei denen er Hand anlegen durfte, haben ihren Fußabdruck hinterlassen – auf diesem Debüt klingt Tensnake wie jemand, der Popmusik verstanden hat. Seine Songs gehören auf die Tanzfläche und aufs Sonnendeck, bitte lächeln! "Glow" ist ein ausgelassener Sommersoundtrack – ganz ohne Dubstep, Clubstep und Whoawhoawhoaa.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Love sublime (feat. Nile Rodgers & Fiora)
- Feel of love (feat. Jacques Lu Cont & Jamie Lidell)
- No relief (feat. Fiora)
- 58 BPM (feat. Fiora)
Tracklist
- First song (feat. Mnek)
- Love sublime (feat. Nile Rodgers & Fiora)
- Pressure
- Feel of love (feat. Jacques Lu Cont & Jamie Lidell)
- No colour
- Ten minutes
- Kill the time (feat. Fiora)
- Selfish (feat. Jeremy Glenn)
- Good enough to keep (feat. Nile Rodgers & Fiora)
- Holla
- Listen everybody
- See right through (feat. Fiora)
- No relief (feat. Fiora)
- Things left to say
- 58 BPM (feat. Fiora)
- Last song
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Armin
2014-03-04 20:38:50
Frisch rezensiert! Meinungen?
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- Tensnake - Glow (1 Beiträge / Letzter am 04.03.2014 - 20:38 Uhr)