The Melodic - Effra parade
Anti / IndigoVÖ: 14.03.2014
Die Kurzweiler
Von Freund, Freundin und/oder allen guten Geistern zwar noch nicht verlassen, bei Wein und Zigarette aber durchaus darüber hersinnend, dass es sich zumindest für den Augenblick auch allein ganz gut aushalten lässt? Zur ersten Frühlingssonne den sommerlichen Rückweg vom letztjährigen Club des Vertrauens als beschwingter erinnernd, als er tatsächlich gewesen sein mag? Und auch sonst zwar noch so gar keinen Bock auf Dosenbier zu Skapunk, aber doch endlich wieder auf Luft in der Wohnung, die sich schmerzfrei atmen lässt und an schläfrigen Sonntagen auch schon mal die Dusche ersetzen kann? Dann, liebe Schnuffis, Schluffis und Teilzeits(ch)lacker, haben The Melodic mit "Effra parade" den genau richtigen Stimmungsbegleiter für euch. Ein Debütalbum derart voller sonnendurchfluteter Melancholie, dass den Kings Of Convenience vor Neid der Milchkaffee aus den Nasenlöchern schießen dürfte – und dem man alles andere anhört, aber gewiss nicht die Londoner Homebase des Sechsergespanns.
Stattdessen wimmelt "Effra parade" nur so vor kleinen und großen Zupfinstrumenten aus aller Herren Länder, die stets ultraharmonisch durcheinanderplappern. Dazu rasseln, schütteln und schunkeln die Rhythmen durch Karibik, Iberien und Süd- bis Mittelamerika, geben Harmonika, Flöten und Trompeten genau die richtige Portion Kitsch zum Besten und besingen Huw Williams und Anna Schmidt so gut wie nie für sich, sondern stets gemeinsam folkloristische Gemütszustände zwischen Sonnenuntergang, Halbschlaf und König Der Löwen. Für die Dauer von "Effra parade" ergibt das schon eine kleine Gehirnwäsche, die zwar nie zu Führerscheinentzug führt, aber das nächste Mixgetränk eigentlich schon überlüssig macht. Allzu kuschelig oder gar hippiesk wird es auf diesem Album andererseits aber glücklicherweise nie, obwohl sich The Melodic ihre Songs von zusätzlichen 15 Musikern zu echtem Kommunen-Wimmelbilder-Pop zurechtspielen lassen.
So muss der Hörer also schon genau wissen, ob er – und sei es auch nur zu bestimmten Zeiten und besonderen Situationen im Jahr – ein derartiges Wohlfühlprogramm wirklich verträgt. Kleine Hits wie "On my way" oder "Ode to Victor Jara" helfen dabei, weil hier all die instrumentalen Mückenschwärme ein wenig mehr an Williams' und Schmidts Gesangsmelodien gebunden werden. "Come outside" fidelt und pickt sich durch Amerikas Mittelwesten, und "Imperfect time" baut eine kleine Portion Jazz mit ein, natürlich nicht ohne eben diesen ebenfalls ganz auf Wohlfühlprogramm umzustellen. "I am half asleep / Yes I am dreaming of reality / So take me outside": Für alle, die die Zeiten genießen, in denen Realität nur ein Traum zu sein scheint, bietet "Effra parade" Tänze auf dem mentalen Dachfirst zuhauf. Alle anderen können gerne draußen den nächstbesten Aprilsturm anbellen – unsere guten Geister begleiten sie, Wein und Zigaretten bleiben aber hier.
Highlights & Tracklist
Highlights
- On my way
- Imperfect time
- Ode to Victor Jara
- Come outside
- Watch the world turn blue
Tracklist
- The last thing you said (Intro)
- On my way
- Imperfect time
- Plunge
- Honey bee (Interlude)
- Roots
- Runaway
- Ode to Victor Jara
- Willow (Interlude)
- Come outside
- Lost to you
- Dreams of air
- Watch the world turn blue
- Piece me back together
- Effra parade (Outro)
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Armin
2014-09-16 23:54:28
Schön, dass mit so viel Verspätung wenigstens eine Antwort kommt.
dergelbedaumen
2014-09-15 22:01:45
.. weil der Radio wohl keine gute Musik mag. Wunderbar schönes Album
Armin
2014-04-17 22:54:11
Macht riesigen Spaß! Und wieso ist "On my way" eigentlich noch kein Radio-Hit?
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