Redweik - Keine Liebe

Warner
VÖ: 28.02.2014
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Alle beleidigt - alle Achtung!

Manchmal kommt so ein Rezensionsexemplar schon über einen Monat vor Erscheinen des Albums an – super, sehr löblich und danke dafür! Manchmal sträubt sich der Rezensent aber doch, beim Anblick des klischeetriefenden, ge- oder besser verphotoshoppten Covers in das Album reinzuhören. Tut er es dann doch, bestätigen sich zumeist alle bösen Vorahnungen, und er reicht beim Plattentests.de-Chef ein kurzes, aber vernichtendes Fazit ein. Nun ist ja aber noch so viel Zeit bis zur Veröffentlichung, das Bangen beginnt. Denn mit gewisser Regelmäßigkeit wird Scheiße eben doch zu Verkaufsgold. Und auch wenn man ab und an gerne einen Verriss schreibt, bleibt einem manches eben doch gerne erspart. Manchmal ist jetzt, und manches ist "Keine Liebe" von Redweik.

Es ist die nächste Runde im Belgischen Kreisel des rundgelutschten Steno-Poprocks. Berechenbare 08/15-Gitarrenwände als Hintergrunddudelei wechseln sich mit hohlen Pianoballaden ab, die ebenso austauschbar sind wie die Papp-Kollegen, die sich auf dem Cover um Robert Redweik scharen. Der Moderator der "The voice of Germany"-Webshow leiht dem Bandkonstrukt seinen Nachnamen, und er ist es auch, der hemmunglos und ohne Scham vermarktet werden soll. Dass er dabei stimmliche Probleme mit den hohen Tonlagen und nur ein lyrisches Vokabular auf dem Niveau eines ABC-Schützen mitbringt, kratzt ja zum Glück nicht am Image des Sunnyboys. Wenn sich Redweik dann aber noch in Interviews dahingehend äußert, dass er versuche, "deutsche Texte mit internationalem Sound zusammenzubringen", sodass das "für den "deutschen" Hörer manchmal fast etwas ungewohnt" sein könnte, sind endgültig alle beleidigt – national wie international. Alle Achtung!

Lieder gibt es auch, Highlights allerdings keine. Fast immer wird die Liebe behandelt, zu keinem Zeitpunkt ist das hörenswert. Das spannendste am emotional stark verunsicherten "Sammelst Du Herzen" ist noch der Fakt, dass das Lied auf einer Treue-Aktion von Tengelmann beruht. Danach kommt lange nichts, und tatsächlich hat man nach Stück Nummer drei alles gehört, was "Keine Liebe" so auf dem Kasten hat. Die Standard-Herz-Schmerz-Reime werden auch dann nicht aufgebrochen, wenn Redweik im Titelstück ganz radikal proklamiert, dass er auf dieses stärkste aller Gefühle einfach verzichten kann. Und ein "Rausch" kann die Liebe auch noch sein, ganz wie eine Sucht, wie das Verlangen nach einer Droge. Wenn der durchschnittliche "deutsche" Hörer von diesen – ansonsten unausgesprochenen – Extremen mal nicht ein weiteres Mal völlig überfordert ist. Ganz schön gewagt!

Zugutehalten muss man "Keine Liebe", dass es wenigstens schon nach etwas mehr als 45 Minuten und nicht wie üblich bei solch gründlich misslungenen Alben erst nach einer Stunde Folter vorbei ist. Und außerdem, dass dem Ganzen ein 5000 Anschläge starkes Schreiben beiliegt, das die Wörter "Unternehmensgründer", "Privatinvestorenkreis" und "Coldplay" beeindruckend auf zwei Seiten vereint. Interesse geweckt? Wir tippen es gerne für Euch ab – wenn wir nur nicht noch einmal "Keine Liebe" durchhören müssen.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Einsam
  2. Maschine
  3. Sammelst Du Herzen
  4. Du weinst nie
  5. Keine Liebe
  6. So schön
  7. Ich lieb' Dich sehr
  8. In Schönheit sterben
  9. Rausch
  10. Ich kann nichts für uns tun
  11. Hochhaus
  12. Nichts ist klar
  13. Ich seh doch, dass Du weinst
Gesamtspielzeit: 48:19 min

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GRP

2014-03-01 13:47:39

Tippt doch bitte mal das Albumschreiben ab :)

Armin

2014-02-26 00:02:20

Wir eröffnen dann mal wieder lustig ein paar Threads zu frisch rezensierten Alben.

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