
The Men - Tomorrow's hits
Sacred Bones / CargoVÖ: 28.02.2014
Fünf ungerade lassen
"Things will be different", so lautete am 26. November 2013 ein etwas kryptischer Blogeintrag der Brooklyner Band The Men. Darunter verlinkte das Quintett das Video "Right back where we started from" der britischen Sängerin Maxine Nightingale, und die Verwirrung war perfekt. Was sollte das bedeuten? Dass die einstige Noise-Rock-turned-Punk-turned-Indie-Rock-Kombo sich ab sofort an Disco-Soul versuchen will? Dass sie eine Sängerin eingestellt haben? Weder noch. Und so different ist "Tomorrow's hits", das mittlerweile fünfte Album der Männer, auf den ersten Blick ja auch gar nicht geworden – zum Glück, will man da sagen. Noch immer wird hier Putz von den Wänden geschrammelt, wie sie es zuletzt vor fast genau einem Jahr auf "New moon" getan haben. Und noch immer brauchen sie dafür nicht viel Zeit – hier gerade mal acht Songs.
Die etwas irreführende Botschaft sollte wohl also eher als Ansage verstanden werden: The Men sind immer The Men, deren Sound sich von Album zu Album zwar verändert und entwickelt, die aber längst ihren Platz gefunden haben. Die größte Neuerung auf "Tomorrow's hits" besteht in dem verstärkten Einsatz von Bläsern und ist somit nur logische Konsequenz: Wer, wenn nicht sie? Wann, wenn nicht jetzt? Dem dreckigen Garagensound, wie er beispielsweise in der grandios nach vorne stürmenden ersten Single "Pearly gates" nicht nur präsentiert, sondern gar zelebriert wird, tut der Brasseinsatz mehr als gut, die Mischung aus Krautrock, Blues und 60er-Jahre-Rock sowieso.
Der Opener "Dark waltz" hingegen wühlt sich den einen oder anderen Zentimeter aus dem eben noch verschlingenden Schlammloch raus und wartet mit Classic-Rock-Anleihen auf, wobei natürlich das standesgemäße Gitarrensolo in der zweiten Hälfte nicht fehlen darf. Den eben noch abgeklopften Staub wirbelt "Different days" alsbald wieder zurück auf die Schultern, und wer hier nicht einen Hauch von "Open your heart" schnuppert, sollte das dritte Album schnellstmöglich mal wieder einlegen. Ähnlich rasant verhält es sich mit "Another night", das stellenweise an einen jungen Springsteen erinnert, der die alten Blues-Platten seines Vaters im Schrank entdeckt hat.
"Things will be different", also doch. Rhythmus hatten sie vorher schon, das messerscharfe Gitarrenspiel, das starke und stets anfeuernde Schlagzeug, alles geschenkt. Wie The Men es dennoch schaffen, Album über Album über Album hinweg ihrem Grundsound zwar treu zu bleiben, ihn aber auf dem Weg noch zu verfeinern, verdient eine Runde Extra-Applaus. Zum Schluss, wenn auf "Going down" natürlich nichts wirklich untergeht außer dem Song selbst – stilecht lässt die Band das Stück einfach ausfaden –, juckt es jetzt schon in den Fingern, bis man das nächste Werk der fünf Neu-Erfinder hören kann. Ob sie schon einen neuen Blog-Eintrag gepostet haben? Nein? Dann vielleicht ja nächste Woche.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dark waltz
- Different days
- Pearly gates
Tracklist
- Dark waltz
- Get what you give
- Another night
- Different days
- Sleepless
- Pearly gates
- Settle me down
- Going down
Referenzen
Spotify
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