AFMB - A Forest Mighty Black

Drumpoet Community / Compost / Groove Attack
VÖ: 28.02.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Unser Schwarzwald

Wir schreiben das Jahr 1997. Zur Erinnerung: Die Menschen lebten ohne Facebook, ohne Euro, ja, sogar ohne Plattentests.de! Aber dass es mal anders kommen würde, konnte ja noch niemand wissen. Und so lebte auch Bernd Kunz ein Leben, das kein so Schlechtes gewesen sein kann. Schon damals war er Musiker, mochte Acid House und Garage, begann, mit Trip-Hop zu experimentieren und veröffentlichte schließlich sein Debütalbum als A Forest Mighty Black: "Mellowdramatic". Eine Platte zwischen Trip-Hop, jazzigem Downtempo und einer sanften Brise Drum'n'Bass im Nacken. Damals eher undeutsche Musik also, direkt vom Fuße des Schwarzwalds. Das Album fand seinen Platz in der Hörerschaft, Kunz hätte direkt nachlegen und sich auch außerhalb der Clubs einen Namen machen können. Aber der Freiburger ließ es entspannt angehen.

17 Jahre und etliche musikalische Schwerverbrechen später, Februar 2014: Facebook rennen die jungen Nutzer weg, Experten spekulieren, dass Plattentests.de verantwortlich ist (Verkaufsgerüchte sind Unsinn, Anm. d. Red.). Und erst jetzt macht Kunz' zweiter Langspieler die Windeln voll. Der Mann scheut jede Hektik, hat in der Zwischenzeit ein paar 12''s rausgehauen, ist nach Zürich gezogen und ließ die letzten drei Jahre überhaupt nichts von sich hören. Schwarzwälder Gemütlichkeit, trotz Umzug? "A Forest Mighty Black" trägt den dunklen Wald nicht nur im Namen. Während sich Kunz selbst nur noch kurz AFMB nennt, zelebriert er auf Platte eine kategorische Unaufgeregtheit, die direkt aus den Tiefen des Gebirges stammen könnte.

Trip-Hop findet sich da nur noch vereinzelt, Drum'n'Bass gibt es gar nicht mehr. Kunz' Nährboden heißt stattdessen House, von Baumwipfeln winken Disco, Soul und Funk. Der Wahl-Schweizer groovt betont langsam durch den Wald dieser Platte, weiß, dass allmähliche Entwicklung seinen Tracks gut zu Gesicht steht. Warum, fragt Ihr? Der Opener sagt "Because of...". Because of dem langen Intro, das sich so tief in die Gehörgänge windet, dass der schließlich einsetzende Beat plötzlich durch Mark und Bein geht. Because of dem zurückgelehnten Klavier über dezentem Blätterrauschen (oder ist es nur ein Hardware-Knistern?), das so cool ist wie ein Martini in der Hand von James Bond.

Dabei kommt die entspannte Stimmung zumeist gar nicht durch tatsächlich langsame Beats zustande. Stücke wie "Suite for b-boy" oder "And you know" dreschen vollkommen sorglos nach vorne und sagen klar an, wo das Tanzbein hingehört. Auffällig ist aber die Zeit, die Kunz seinen Tracks gibt, lebendig zu werden. In sechs Minuten lässt sich ein solides Soundgebirge ohne Hektik auf- und wieder abbauen, mit Blick auch auf die winzigsten Details. Kürzere Nummern nehmen sich von vornherein weniger vor, behalten aber den gleichen Perfektionismus, hier ist nichts überladen. So wird aus "A Forest Mighty Black" ein Album, das einer Tour durch den Schwarzwald nicht unähnlich ist. Da sind atemberaubende Kletterpartien und lange Strecken zum Durchatmen inmitten der perfekten Natur. Alle Eindrücke in sich aufnehmen kann man gar nicht – gut so. So bleibt genug Geheimnisvolles fürs nächste Mal.

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Because of...
  • Suite for B-Boy
  • And you know (feat. Geraldine Roth)
  • Somewhere

Tracklist

  1. Because of...
  2. A tribute
  3. All my lovin'
  4. Circumstances
  5. Suite for b-boy
  6. And you know (feat. Geraldine Roth)
  7. Somewhere
  8. And I still grow
  9. Jade nights, 2
  10. Untitled
  11. Vivement dimanche!
  12. It's all inside
Gesamtspielzeit: 63:47 min

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