Katy B - Little red
Rinse / Columbia / SonyVÖ: 07.02.2014
Momentaufnahme
Manche Zeitgenossen verwenden den Begriff "Pop" wie ein Schimpfwort. Dabei war und ist Pop ein Versprechen. Der Versuch, in dreieinhalb Minuten eine Emotion einzufangen und mittels einer Melodie zu konservieren. Der Flüchtigkeit des Lebens mit der flüchtigsten aller Kunstgattungen zu begegnen ist selbstverständlich ziemlich unvernünftig. Aber Spaß macht es allemal.
Katy Bs zweites Album "Little red" ist Pop. Es ist tanzbar, mitsingbar und modern produziert. Tiefsinnige Botschaften sind sicherlich nicht versteckt, vielmehr geht es um Dinge, die man mit Anfang 20 eben so macht: Tanzen, lang wachbleiben, sich mehr oder minder glücklich verlieben. Die stets unter der Oberfläche mitschwingenden Elemente zeitgenössischer britischer Clubmusik verleihen den auf Hochglanz polierten Songs aber eine gewisse Erdigkeit und Coolness. Und auch wenn die Beats stoisch stampfen, ist dies kein Material für die Dorfdisco. Housige Harmonien und Garage-Grooves passen viel besser in den Club am Rand einer Großstadt Eurer Wahl als in die Erlebnisgastronomie an der Autobahnausfahrt.
Die stärksten Momente auf "Little red" sind deshalb jene, die sich auf das Wesentliche beschränken. Wenn Katy B in dem unterkühlt pumpenden "I like you" von den Verfänglichkeiten des Kennenlernens singt, ist das ebenso glaubwürdig wie tanzflächentauglich. Auch die minimalistischen Tracks "Next thing" und "5 AM" zelebrieren mit einfachen Mitteln die Lust am Leben. Mit der nah an der Kitschgrenze operierenden Luxusschnulze "Crying for a reason" findet sich zudem ein veritabler Radiohit auf dem Album.
Leider können viele Songs nicht dieses hohe Niveau halten. So pluckert "Tumbling down" wenig wirksam vorbei, und auch die gegen Ende des Albums eingestreuten Popballaden sind einen Tick zu kundenorientiert. "Emotions" besitzt beispielsweise eine durchaus hübsche Melodie, die den Refrain verklebenden Trancesynthies sind dann doch zu viel des Guten.
"Little red" sitzt daher zwischen den Stühlen. Für den Untergrund ist es viel zu chart- und songorientiert, für die Charts hierzulande aber immer noch ein wenig zu technoid. Im Kontext zeitgenössischer Popmusik ist es allemal eine angenehme Erscheinung, auch wenn seine Halbwertszeit mit jener von Trainern des HSV kongruent sein dürfte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Crying for no reason
- I like you
- Aaliyah
Tracklist
- Next thing
- 5 AM
- Aaliyah
- Crying for no reason
- I like you
- All my lovin
- Tubling down
- Everything
- Play
- Sapphire blue
- Emotions
- Still
Im Forum kommentieren
Kevin
2014-03-06 00:34:25
Definitiv mehr als eine 5/10, sorry Christopher. Alleine "5 am" und "Aaliyah", Jeez!
Mainstream
2014-02-22 12:07:51
Es sind schon einige Pop-Kracher dabei, ähnlich "5 AM", die aufzeigen, was solche Musik zu leisten hat - hooken, entspannen, Körperlichkeit. Allerdings werden dann dieselben musikalischen Muster auf Albumlänge echt immer mäßiger, weshalb ich zu begreifen scheitere, wieso die unbedingt so viele ähnliche Tracks haben wollten.
nanu
2014-02-21 16:18:30
8/10
Onkel Wolfgang
2014-02-20 15:34:37
Süßes Häschen mit dem gewissen Etwas.
8/10
Christopher
2014-02-20 15:27:38
Die 5/10 hat nix mit "Industrieware, etc." zu tun. Ich fand die erste Albenhälfte gelungen, die zweite nicht. Ergibt ne mittlere Wertung.
Und dass das Album stellenweise arg in Richtung Mainstream gebügelt wurde, ist Fakt. Das muss aber keinesfalls heißen, dass es schlecht wäre. Wenn sie statt der lahmen Füller ein paar Tracks, die auf der Deluxe Edition drauf sind, mit reingenommen hätte, wärs locker ne 6 oder 7 geworden.
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