Band Of Horses - Acoustic at the Ryman

Brown / Rough Trade
VÖ: 14.02.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ja, is denn heut scho ...?

Nach Weihnachten ist vor Weihnachten, ergo ist immer Zeit für Spezial-Releases. Stimmt doch, oder? Band Of Horses beantworten diese Frage mit einem leisen, zaghaften "Ja" und veröffentlichen das für jede Band dieser Größenordnung unvermeidliche Live-Album. Dass ebenjenes rein akustisch gehalten wurde, dürfte auch niemanden so wirklich überraschen, schließlich sind die Männer um Frontbart Benjamin Bridwell für ihren bedachten, melancholischen Folkrock bekannt, der immer auch eine gewisse Nähe zu Americana, Alternative Country und Southern Rock erkennen lässt. Da darf man dann eben auch einmal dezente Lagerfeuerstimmung aufkommen lassen.

Bislang brachte die Band aus Seattle vier Studioalben heraus, die eigentlich alle liebenswert sind, auch wenn nicht jeder Kritiker das genauso sieht. Um niemandem vor den Kopf zu stoßen, enthält "Acoustic at the Ryman" ausgewählte Stücke aller vier Platten, handverlesen und mit beinahe bürokratischem Ernst abgezählt. Die Auswahl ist natürlich exquisit, aber das liegt schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass Band Of Horses bislang nur wenig Ausschuss produziert haben. Kaum eine Band der letzten Jahre hat das Spannungsfeld zwischen sonnengegerbtem Alternative-Country und traditionsbewusstem Gitarrenpop so sorgfältig und eindrücklich kartografiert wie sie, was sich auch im Live-Outfit manifestiert.

Wild pochende Herzen toben zu "Marry song", Tränchen fließen zu "Slow cruel hands of time", während der Mond und die Sonne im steten Wechsel unendlich weite Weizenfelder in weißgelbes Licht hüllen. Bodenständigkeit mag nicht immer ein schönes Attribut sein, doch für diese Songs, die so herzlich, körperlich erfahrbar und atmosphärisch dicht sind, gibt es kein besseres. Meist benötigen die Stücke nicht viel außer der per se recht sparsamen Instrumentierung, die Arrangements sind aufs Wesentliche reduziert und stehen immer im Dienste des Songs. Eindringlich erhebt sich darüber die – Pardon, Pathos! – majestätisch anmutende Stimme Bridwells, die nun einmal zu den schönsten im globalen Indie-Business gehört.

Was hier nun sicher nicht passieren soll, ist die sich endlos hinschleppende, ziellose Diskussion über den Wert von Live-Alben. Jeder hat seine Meinung dazu, doch wichtig ist letztlich nur, ob man persönlich ein solches Tondokument als Bereicherung des heimischen Plattenregals betrachtet. Und das entscheidet dann jeder für sich selbst von Band zu Band neu. Menschen, die sich in der Musik von Band Of Horses wiederfinden, werden hiermit bestimmt ihre Freude haben, denn die pure, emotionale Wucht, die in Liedern wie "No one's gonna love you", "Factory" oder dem unvermeidlichen "The funeral" steckt, wird vor allem live greifbar. "Acoustic at the Ryman" ist folglich ein wunderbarer Soundtrack für einsame Abende in der Badewanne, gemeinsame Nächte auf den höchsten Dächern der Stadt oder den kleinen Herzschmerz für zwischendurch. Und jeder Tag ist wie Weihnachten.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Slow cruel hands of time
  • No one's gonna love you
  • Factory
  • The funeral

Tracklist

  1. Marry song
  2. Slow cruel hands of time
  3. Detlef Schrempf
  4. Everything's gonna be undone
  5. No one's gonna love you
  6. Factory
  7. Older
  8. Wicked Gil
  9. The funeral
  10. Neighbor
Gesamtspielzeit: 46:20 min

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