Pendentif - Mafia douce

Discograph / Strictly Confidential / Gloria
VÖ: 14.02.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Zuckerschock

Warum groß um den heißen Brei reden? Machen Pendentif ja auch nicht auf ihrem Debüt "Mafia douce". Kostverächter hin oder her, diesen deliziösen kleinen Songtörtchen dürfte nur schwer zu widerstehen sein. Wer sagt schon Nein zu leckerem Gebäck mit Zuckerguss? Eben. Die vier Jungs plus ein Mädchen aus Bordeaux wissen da Bescheid und verzieren ihre frankophone Musik bisweilen auch von vorne bis hinten mit allem, was süß ist. Früchte, Süßigkeiten, nackte Frauenrücken, was eben dazugehört zum schönen Leben. Zu hören und zu sehen gibt es das etwa im verspielten Video zu "Embrasse moi", was auf Deutsch "Küss mich" heißt. Da lassen wir uns nicht lange bitten.

Aber ernsthaft: Das können sie wirklich, die Franzosen. Also, das mit dem Schmeicheln, mit dem Fröhlichsein und -machen. Das mit L' amour. Pendentif haben aber noch mehr in der Pfanne. Hier ein bisschen großräumige, somnambule Beach-House-artige Klangflächen hinzumischen, da eine schlanke 60's-Gitarre à la The Drums unterheben. Oder gleich Nile Rodgers' luftig-transparenten Funk beimengen. Die feinen Dance- und House-Beats haben sie eh schon drauf. Ein Schuss Körperlichkeit und Laszivität, besonders in Bezug auf die Sängerin, nicht zu vergessen. Das alles funktioniert einzeln schon wunderbar, aber am besten ist es doch, wenn man die zur Verfügung stehenden Zutaten auf ausgeklügelte Art und Weise so kombiniert, dass am Ende ein Ratatouille-Feuerwerk daraus wird – oder was sonst gut schmeckt.

Man höre das wabernde, vor sich her stampfende "Ondine", oder lausche den sphärischen, von grummeligem Bass getragenen und leicht im Limbus hängenden Klängen in "Boulevard du crépuscule". Da sind diese Refrains, die die leckere Kirsche oben auf die Sahne draufsetzen und gleichzeitig nicht zu viele Kalorien haben. Es sind, wie so oft, die kleineren Dinge, die erst das Rezept verfeinern, wie etwa im letzten Stück "La nuit dernière". Oder auch das merkwürdige vertonte Schimmern zu Anfang von "Jerricane", das dann sofort von einem Chor und diesem klebrig-süßen Keyboard abgefangen wird. Die eventuell vorhandene Sprachbarriere ist übrigens nicht der Rede wert, im Gegenteil: Sie macht ja gerade den Großteil der anziehenden und manchmal anzüglichen Atmosphäre des Albums aus. Das Französische darf jedoch mit dem Englischen in "Embrasse moi" die sprichwörtliche Liaison eingehen und beide Sprachen geben dabei eine gute Figur ab. Nicht nur Naschkatzen dürften an "Mafia douce" Gefallen finden, und auch, wenn nach mehrmaligen Hören der Zuckerschock droht, ist die nächste Diät in weiter Ferne.

(Tobias Scheibe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Embrasse moi
  • Ondine
  • Boulevard du crépuscule

Tracklist

  1. Riviera
  2. Embrasse moi
  3. Mafia douce
  4. Ondine
  5. Panache
  6. Boulevarde du crépuscule
  7. Jerricane
  8. 1er juillet
  9. Pendentif
  10. God save la France
  11. Voltige
  12. La nuit dernière
Gesamtspielzeit: 45:57 min