Sonnit - Popgun
Undercover / Columbia / SonyVÖ: 24.06.2002
Sounds like a melody
Die Achtziger, das unbekannte Wesen. So mancher war dabei und hat doch fast alles schon wieder verdrängt. Nicht so Sonnit. Der Braunschweiger Fünfer macht keinen Hehl daraus, in welcher Zeit er seine ersten Erfahrungen mit den großen Ms gemacht hat: Mädchen und Musik. Zwischen den Ratschlägen von Doktor Sommer und den feuchten Träumen von anschwellenden Blusen tapezierte man sich also die eigenen vier Wände mit Postern von Sandra, Falco, Duran Duran und wie sie alle hießen. Zwischendurch blieb zudem jede Menge Zeit, sich auch noch deren zuckersüße Melodien zum Frühstück einzuverleiben.
Und so kennt sich das muntere Grüppchen um Sänger Alexander Struck bestens aus mit dem zarten Popschmelz von Bands wie Heaven 17, Tears For Fears oder A-Ha, von deren Produzenten Roland Spremberg sie sich für ihr Debüt gleich auch noch den passenden Sound auf den Leib schneidern ließen: transparent, unterkühlt, zeitgemäß. Man selber ist ja gar nicht von gestern. Wie selbstverständlich gehört auch noch eine ordentliche Portion Schminke dazu, denn man will schließlich beim baldigen Auftritt im Neonlicht von "Top of the pops" gut aussehen.
So bedenkenlos wie Sonnit suhlte sich zuletzt nur Zoot Woman im Jahrzehnt der Tennissocken. Hier ist jedoch statt Ironie klinisch reine Unterhaltung das Ziel. Robbie Williams ohne Tattoos und Weibergeschichten. Und ohne die Bierfahne. Verwirrt von soviel großen Namen verschwimmt bei Songs wie "New born star" die zeitliche Orientierung fast völlig. Schon glaubt man, es sei wieder 1985, bis man erkennt, daß das Gitarrenriff doch bloß von Alphaville gemopst wurde. Zu solchen glitzernden Arrangements passen die große Gesten der Songs, die sich allesamt H-Y-M-N-E buchstabieren lassen wollen. Hoffentlich kommt da keiner ans Lispeln.
Setzt man "Popgun" allerdings die Pistole der Eigenständigkeit auf die Brust, müssen sich die fünf Norddeutschen verschämt zur Seite drehen. Klingt auch ihr Vorsänger bisweilen, als schlüge in ihm das schwere Herz von Stephen Morrissey, wirkt der niemals aufdringliche Pop zumindest für diejenigen, die Madonna noch kennen, als ihre Brüste noch knackig waren, etwas vorhersehbar. Wer sich davon nicht abschrecken läßt, bekommt es mit erstaunlich ausgeschlafenen Plagiaten zu tun, die dank der schicken Produktion und raffinierten Melodien durchaus Spaß machen können. Man sollte nur aufpassen, daß man sich an dem ganzen Glitter nicht verschluckt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Parties
- Stay
- Love
- New born star
Tracklist
- Inside outside
- Parties
- Stay
- Heaven is close
- Get your mind free (Long version)
- Serial killer
- Love
- New born star
- She can run
- Always
- Sandman
- Sinners