Truckfighters - Universe

Fuzzorama / OMN / Rough Trade
VÖ: 24.01.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Fuzzt weltweit

Das ist ja wie im Film. Oder wie im Film im Film. Ein kleines Rock-Trio aus dem schwedischen Örebro strampelt sich jahrelang bei Auftritten rund um den Erdball ab, verschleißt Mitglieder in Serie und schafft es trotzdem irgendwie, drei Alben aufzunehmen. Ein Fall für die musikalische Armenkasse? Mitnichten. Stattdessen werden ungleich bekanntere Namen aus dem Bereich Stoner und Heavy Psych-Rock auf Truckfighters aufmerksam – sowie zwei deutsche Regisseure, die kurzerhand mit auf Tour gehen und eine 85-minütige "Fuzzomentary" über die Band drehen. Diese zeigt nicht nur die allabendliche Verwandlung dreier stinknormaler Jungs in breitbeinige Bühnenmonster, sondern enthält auch Statements von Größen wie Josh Homme, Mastermind von Queens Of The Stone Age. Und der gibt nicht weniger zu Protokoll als: "Truckfighters sind die beste Band, die je existiert hat." Wir aktualisieren diese Äußerung einmal vorsichtig: Truckfighters existieren immer noch.

Und Homme weiß bekanntlich meist, was er tut. Beziehungsweise sagt. Irgendetwas müssen die Schweden auf ihren Platten "Gravity X", "Phi" und "Mania" also richtig gemacht haben. Ganz gleich, ob sie sich selbst die eher einfältigen Pseudonyme Ozo, Dango und Poncho verpasst haben, um eine geographische Nähe zu kalifornischen Wüstenkäffern vorzugaukeln. Angesichts des universellen Titels von Album Nummer vier ist ihre Herkunft aber ohnehin zu vernachlässigen – und wer hier der Boss ist, stellten Truckfighters bereits auf der 2013er EP "The chairman" klar. Die heizte nämlich neben drei mächtigen Live-Aufnahmen vor allem mit dem hier erneut vertretenen achtminütigen Titelsong ein. Die Rhythmusgruppe atmet schwer, verschlagene Licks und das Brüllgesäusel von Ozo alias Oscar Cedermalm täuschen zunächst die Zähmung der tollwütigen Fuzz-Sau an – bis ein tonnenschweres Riff so donnernd dazwischenfährt, dass auch der stärkste Kaktus nadelt wie ein rappeltrockener Tannenbaum .

Da muss man schon nach zwei von sieben Stücken kein "Prophet" sein, um zu wissen, dass am Ende von "Universe" wie von selbst verrückte Einrichtungsgegenstände und perforierte Trommelfelle stehen. Zur Auflockerung verblüfft "Convention" zwar ganz unkonventionell mit der geradezu sparsamen Laufzeit von nicht einmal 120 Sekunden – dafür wartet am Schluss das wahre Desert-Rock-Epos. "Mastodont" hebt scheinbar in gewohntem Stoikertum an, schrubbt dann aber dem Ur-Dickhäuter mit einer Schleifpaste aus Dröhngitarren die Stoßzähne blank und hat in einer geschlagenen Viertelstunde genug Zeit für irrlichternde Breaks und sogar für ein betont harmonisches Akustik-Outro. Ein glänzender oder vielmehr staubiger Parforceritt mit Blei in den Satteltaschen – wie das ganze Album, auf dem es in 45 Minuten einmal um die Fuzz-Welt geht. Und es liegt in der Natur der Sache, dass das Songwriting mitunter ausgefeilter und die Männerstimme noch kräftiger sein könnte. Aber erklär das bitte mal einer Josh Homme.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The chairman
  • Prophet
  • Mastodont

Tracklist

  1. Mindcontrol
  2. The chairman
  3. Prophet
  4. Get lifted
  5. Convention
  6. Dream sale
  7. Mastodont
Gesamtspielzeit: 45:34 min

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