
Spain - Sargent place
Glitterhouse / IndigoVÖ: 28.02.2014
Lieber langsam
Weil das vielleicht nicht zwingend jeder weiß: Spain sind eine große Nummer. In gewissen Kreisen. Johnny Cash stand auf die. Wim Wenders tut es womöglich immer noch. Sie gelten - wie auch Low und die (30-Prozent-Rockstars) Red House Painters als Pioniere des Slowcore oder Sadcore. Also ungefähr so wie Hardcore und auch doch ganz anders. Generell werden über diesen Kamm nämlich Künstler geschoren die sich der Entschleunigung und Reduktion verschrieben haben. Weniger Töne. Weniger Dezibel. Weniger Alles. Gaaaaanz laaangsaam. Und Spain sind die Aerosmith dieser musikalischen Spielart. Zugegeben, der Vergleich humpelt auf einer Krücke daher, aber keine Sorge die neue Platte ist schon ganz ok. Also die von Spain.
So wie die Musik sich Zeit lässt, hat auch "Sargent place" ganz schön auf sich warten lassen. Nach einer längeren Schaffenspause hat der Chef Josh Haden 2007 die Band neu formiert und es hat eine ganze Weile gedauert neues Material für ein Album zu schreiben. Seit 2012 scheinen Spain aber keine Zeit mehr verlieren zu wollen, denn seitdem wird regelmäßig veröffentlicht. Wobei wir eeeendlich beim Thema wären. Anders als proklamiert sprühen bei "Love at first sight" aber auch nicht sofort die Funken. Ist eher so die unscheinbare mit dem schwarzen Rollkragen von nebenan, mit der man, nach etwas zusammen verbrachter Zeit selbstverständlich, durchaus anregende Gespräche führen kann. Nach so etwa drei Minuten fängt hier eine ungezogen vorlaute Gitarre an zu quengeln und gegen die Gelassenheit zu rebellieren. Darf sie aber nicht lange. Irgendwann wird dann einfach der Strom abgestellt. "You and I" kommt hingegen nicht aus sich raus und stellt somit das musikalische Äquivalent zur Aspirin und legt noch eine flauschige Decke drüber.
Inoffiziell aber ist das hier dennoch die Popplatte mit Rock dabei von Spain. Keiner der Songs hat hier mehr Überlänge. Und nach nicht mal vierzig Minuten steht der letzte Schleicher schon an der Tür. Es gibt sogar einen Rocksong. Na zumindest halb. "Sunday morning" ist die willkommene Abwechslung bei Halbzeit und swingt unbeschwert und, in diesem Kontext, recht exaltiert vor sich hin bevor "Let your angel" wieder einen beinahe auf der Stelle stehenden, engumschlungenen Walzer tanzen darf. Das mach-mal-langsam-mäßige mögen die eben. Lasst sie doch! Merke: Aus einem Trabant wird eben auch niemals eine bella machina. Der Trabi rostet dafür nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sunday morning
- You And I
Tracklist
- Love at first sight
- The fighter
- It could be heaven
- From the dust
- Sunday morning
- Let your angel
- To be a man
- In my soul
- You and I
- Waking song
Referenzen
Spotify
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