Flo Mega - Mann über Bord
Four / SonyVÖ: 24.01.2014
Oh Käpt'n, mein Käpt'n
Da steht er, ein Mann wie ein Baum. Souverän und unangefochten lenkt er sein Schiff über die Weltmeere. Er beherrscht die See, hier gibt es nur ihn, hier gilt nur er, er ist die Orientierungsgröße der Natur, das Alpha und (Fl)Omega des Kosmos. Ja, Flo Mega inszeniert sich gern als der Macker überhaupt, so auch auf dem Cover seiner aktuellen Platte "Mann über Bord" und vor allen Dingen in seiner Musik: nach vorne preschender Sound mit Männerlyrics, irgendwo zwischen übercool und saucharmant.
Seit Jan Delay es salonfähig machte, als selbsternanntes "dünnes Weißbrot aus Hamburg-Eppendorf" dem Soul zu frönen, versucht sich der eine oder andere Hobbykiffer ins Big Business der Black Music zu schlingeln. Soviel vorweg: Flo Mega ist keiner von ihnen. Zwar liegen seine Wurzeln in Bremen, doch den HipHop-Background und das hellweiße Erscheinungsbild haben Delay und er gemein. Womöglich ist die musikalische Ausdrucksweise der beiden schlicht in der Überkompensation fehlender Pigmentierung begründet? Spaß beiseite, was der Mann da abliefert, hat Charakter und geht ins Ohr.
"Du bist eine Blume" ist eigentlich viel zu kitschig, um den Song zu mögen, aber wenn Mega schon mal die Sonnenbrille herunterklappt und die Hose dermaßen herunterlässt, gilt es das zu würdigen. "Du bist eine Blume / Doch niemand hat es Dir gesagt / Hab keine Sorgen denn / Schönheit blüht im Verborgenen", heißt es da und wenn der Chorus nicht eine solche Anziehungskraft entfaltete, würde man sich womöglich über sich selbst wundern und doch lieber einen Disney-Film ansehen – das kommt fast weniger schmalzig. Trotzdem und irgendwie auch gerade deswegen der Übersong der Platte. Der Titeltrack "Mann über Bord" legt enormes Tempo vor, die Gitarre gibt ein langgezogenes SOS-Signal von sich. Hier ist Mega fast wieder der Rapper, der er mal war, wenn er in der Panik schier die Double Time entert. Und der Refrain lässt einen geheimnisvollen Shanty-Chor aus der See steigen.
"Mann über Bord" beschäftigt sich mit dem Alltag eines Menschen, der unter seinen eigenen Kontrollzwängen leidet, einige Täler durchschritten hat und versucht, die letzten Geister loszuwerden. Es thematisiert mit "Hinter dem Burnout" und "Weltempfänger" den Umgang mit und die Furcht vor der Krankheit, bei "Du fehlst" die Angst vorm Verlassenwerden und in "Mann über Bord" den Respekt vorm Monster der hohen See als Metapher für den Kontrollverlust. Denn Mega hat tatsächlich ein Burnout-Syndrom und Depressionen hinter sich. Als Musiker übt er sich vielleicht gerade deswegen in vorlautem Optimismus und schöpft seine Kraft daraus, dass andere in ihm sehen, was er gerne wäre: ein Mann wie ein Baum, ein unangefochtener Kapitän. Gebt dem Mann das Ruder in die Hand! Er hat es sich verdient.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Du bist eine Blume
- Hinter dem Burnout
- Mann über Bord
Tracklist
- Soul II soul
- Meteorit
- Du bist eine Blume
- Fremdes Glück
- Hinter dem Burnout
- Ich bin raus
- Du fehlst
- Zeit
- Das Scheißspiel, das sich Liebe nennt
- Hello und goodbye
- Die Welt dreht durch
- Weltempfänger
- Silber ist Gold
- Mann über Bord
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Armin
2014-01-27 20:24:00
Wir machen mal wieder ein paar Threads auf zu frisch rezensierten Alben, die noch keinen haben. Hier könnt Ihr Euch über diese Platte austauschen.
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Threads im Forum
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