Within Temptation - Hydra
BMG / Rough TradeVÖ: 31.01.2014
Gastritis
Irgendwas ist ja immer. Natürlich war es 2011 durchaus mutig von Within Temptation, nach drei geradezu abartig erfolgreichen Alben mit "The unforgiving" eine dezente Kurskorrektur einzuleiten. Raus mit dem bombastischen Plüsch, rein mit radiotauglichen, teils unverschämt eingängigen Rocksongs, eingebettet in eine dezente Comic-Story. Was für die einen ein notwendiger Schritt war, bestraften die anderen mit Liebesentzug – will sagen, "The unforgiving" war die erste Platte seit "Mother Earth" aus dem Jahr 2000, die sich nicht die niederländischen Album-Charts von oben ansehen konnte.
Letztlich ist das allerdings Jammern auf hohem Niveau und nicht wirklich ein Grund für eine stilistische Rolle rückwärts. Und so zeigen die Niederländer zu Beginn von "Hydra" zunächst Zähne. Während das eröffnende "Let us burn" beispielsweise ein kraftvoll aufstampfender Midtempo-Rocker mit gewohnt pompösem Refrain ist, geht das folgende "Dangerous" so richtig in die Vollen. Donnernde Riffwände, dazu der stimmige Gasteinsatz des ehemaligen Killswitch-Engage-Brüllwürfels Howard Jones – hier ist gar nichts mehr schnuckelig wie früher, hier gibt es gnadenlos auf die Glocke. Und auch "And we run" beginnt überaus gefällig, bis – ja, bis mit Xzibit der nächste Gast zu seinem Auftritt kommt. Huch, ein Rapper bei Within Temptation? Nun, das Experiment dürfte zwiespältig aufgenommen werden. Zwar fließen seine Reime durchaus passend, aber irgendwie will die Dicke-Hose-Attitüde nicht wirklich passen.
Viel besser macht es da eine gewisse Tarja Turunen. Eigentlich erstaunlich, dass es erst jetzt zu seiner Zusammenarbeit gekommen ist, sind Frontfrau Sharon den Adel und die Finnin doch so etwas wie Schwestern im Geiste. Doch "Paradise (What about us?)" fährt in der Tat Bombast-Metal vom Feinsten auf und dürfte sich als Single auf einen längeren Chart-Aufenthalt einstellen. Die größte Überraschung an "Hydra" jedoch sind nicht die Kohorten an Gästen. Denn bei "Silver moonlight" sind doch tatsächlich Growls zu hören. Kenner der frühen Werke der Band wissen: Das durfte Gitarrist Robert Westerholt zuletzt auf dem Debüt-Longplayer "Enter" im Jahre 1997. Noch viel besser ist, dass seine Eruptionen sehr fein in den Kontext eines für Bandverhältnisse geradezu rasanten Songs passen.
Ist "Hydra" also tatsächlich so monströs, so vielgesichtig, wie es der Albumtitel suggeriert? Nicht ganz. Zwar ist der Bombast wirklich auf ein solides Maß heruntergefahren, zeigen sich die Niederländer trotz fetter Produktion gar hemdsärmelig rockend. Doch bei der Schar von Gastmusikern wäre weniger deutlich mehr gewesen. Den Auftritt von Xzibit kann man zur Not noch in die Kategorie "Mut, der nicht belohnt wird" abheften. Wie kann man das Album jedoch mit einer derart schnarchigen Ballade abschließen wie "Whole world is watching" mit Dave Pirner, Sänger der gottlob längst vergessenen Soul Asylum? Das ist nicht mehr mutig, das ist einfach nur übles Radio-Trallala. Schade, dass "Hydra" sich am Ende selbst in den bis dato guten Gesamteindruck schneidet. Irgendwas ist ja immer.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Let us burn
- Paradise (What about us?) (feat. Tarja)
- Silver moonlight
Tracklist
- Let us burn
- Dangerous (feat. Howard Jones)
- And we run (feat. Xzibit)
- Paradise (What about us?) (feat. Tarja)
- Edge of the world
- Silver moonlight
- Covered by roses
- Dog days
- Tell me why
- Whole world is watching (feat. Dave Pirner)
Im Forum kommentieren
uz uz
2014-08-24 09:42:35
live besser als erwartet. machen stimmung!
wargl
2014-02-07 20:46:03
Habe das Album beim Relase gekauft, super enttäuscht. Produktion ist dumpf und matschig, Songs sind superöde. Nicht kaufen, außer man ist sich gaaanz sicher..
Armin
2014-01-21 00:32:54
Wir testen jetzt mal was und eröffnen zu ein paar frisch rezensierten Alben einen neuen Thread, wenn es noch keinen gibt. Hier könnt Ihr Euch über dieses Album austauschen.
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