Beachwood Sparks - Desert skies
Alive / CargoVÖ: 17.01.2014
Strandgut
In letzter Zeit wurde ja viel über diffuse Veröffentlichungspolitik gesprochen, aber das hier wirkt noch mal extra-komisch: Die allseits missachteten Beachwood Sparks bringen nun, als Nachfolger zu ihrem 2012 veröffentlichten "The tarnished gold", eine Platte heraus, die eigentlich schon siebzehn Jahre alt ist, also selbst schon fast die Volljährigkeit erreicht hat. Damals, im Sommer 1997, fanden sich ein paar Loser an der amerikanischen Pazifikküste zusammen, die Lust darauf hatten, in ihrer üppig bemessenen Freizeit gemeinsam lustvollen Folk- und Countryrock zu spielen. Auf diese Weise entstanden einige in der kalifornischen Sonne brutzelnde Hymnen für Surfer, Slacker und sonstige Lebemenschen. Beachwood Sparks formten aus ihnen ihr eigentliches Debütalbum "Desert skies", doch zu einer regulären Veröffentlichung kam es nicht. Zunächst. Einige der Songs sind nämlich schlicht zu gut, um in der Schatztruhe der Geschichte zu vermodern.
Nun erscheint also dieses Album, auf dem Beachwood Sparks ihre musikalischen Wurzeln freilegen und einen Blick in die eigene musikalische Genese gewähren. Das Resultat sind meist ausschweifende, semipsychedelische Rundreisen durch amerikanische Wüsten- und Strandlandschaften, was ja bereits beim Überfliegen der Tracklist ersichtlich wird: "Desert skies", "Watery moonlight", "Canyon ride", "Midsummer daydream" – das klingt nach roten Hügeln, unendlichen Weiten und vielleicht auch der berauschenden Wirkung von Mezcal und dem mythenumrankten Extrakt der Lophophora williamsii. Doch Beachwood Sparks funktionieren natürlich auch fernab jedweder halluzinatorischen Wirkung bewusstseinserweiternder Substanzen. Der eröffnende Titelsong ist ein in Melodie und Arrangement vollkommen ausgewogener Americana-Popsong, der dem Hörer ein wohliges Gefühl von Freiheit und Wärme vermittelt. Im darauf folgenden "Make it together" verquicken die Kalifornier ubiquitäre Beatles-Harmonien mit der Gelassenheit sonnensüchtiger Taugenichtse.
Im besten Song der Platte, dem majestätischen "Time", frönen sie der Melancholie, die einen umgibt, wenn man jemanden mit vollem Herzen vermisst. Für "Watery moonlight" wird dann gleich die Orgel herausgeholt, die sich wunderbar in den ohnehin vergangenheitsbezogenen Sound der Band einfügt. Wäre jetzt an dieser Stelle Schluss, läge eine absolut erhabene EP vor, denn die folgenden Stücke können mit der schieren Qualität des eröffnenden Song-Quartetts nicht mithalten, zu oft verlieren sich Beachwood Sparks in überlangen Spielereien, denen die nötigen Prägnanz dann doch ein wenig abgeht. Oder die guten Ideen. Ans Ende dieser musikalischen Zeitreise wurden noch einige Demos und Alternativ-Versionen gesetzt, die mitunter als nettes Accessoire zu werten sind, aber nicht unbedingt nötig gewesen wären. Es bleibt der Eindruck, dass diese Retrospektive einen sinnvollen, mehrwerthaltigen Einblick in die Historie einer Band gibt, für die sich nur die Wenigsten interessieren dürften. Sagt bloß nicht, wir hätten Euch nicht informiert!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Desert skies
- Time
Tracklist
- Desert skies
- Make it together
- Time
- Watery moonlight
- This is what he feels like
- Sweet Julie Ann
- Canyon ride
- Midsummer daydream
- Charm (Version 2)
- Desert skies (C.O.2 version)
- Make it together (Warm summer vibe version)
- Time (Original version)
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Armin
2014-01-21 00:29:03
Wir testen jetzt mal was und eröffnen zu ein paar frisch rezensierten Alben einen neuen Thread, wenn es noch keinen gibt. Hier könnt Ihr Euch über dieses Album austauschen.
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