James Vincent McMorrow - Post tropical

Believe / Rough Trade
VÖ: 17.01.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Baby an Bord

Das gesamte Album erfüllt die Prophezeiung sicher nicht, aber wir denken doch: Zu "Cavalier" werden in Bälde Kinder gezeugt werden. Wenn das nicht schon geschehen ist, immerhin verschönerte die erste Single aus James Vincent McMorrows zweitem Album "Post tropical" bereits die letzten Monate des Jahres 2013. Der Song strahlt eine Sinnlichkeit aus, wie sie in jüngster Zeit Milosh oder auch Rhye gelang und eine Erotik, die Marvin Gaye vor Jahrzehnten in die Welt sandte. Hier passt alles. McMorrows Kopf- und Falsetto-Stimme, Harfe, Bass, Soul, R'n'B, Folk, Bläser und Drums leben in Einklang mit der fragilen Erzählhaltung des Iren: "I remember my first love." Es ist sein bester Song bislang.

Etwas überraschend sitzt McMorrow hier zwischen Bon Iver, James Blake und Jamie Woon. Das deutete sich vielleicht zaghaft an in einigen seiner zwischenzeitlich dargebotenen Coversongs. Dass der 30-Jährige dereinst hingegen N.E.R.D-Songs zum Spaß instrumental umarrangierte, verwundert dann anfangs schon, nach kurzer Umstellungsphase allerdings immer weniger. Dann ist McMorrows Abnabelungsprozess in vollem Gange. Sicher lassen sich noch in den Bläsersektionen Hinterlassenschaften seines durchaus tollen Debüts "Early in the morning" finden, der dort prägende Folk-Pop aber driftet ab in die Tiefen der Wälder, Inseln und Eisberge. Statt Akustikklampfe flirren ätherische Harfen und ein ums andere Mal rückt die Lap-Steel-Gitarre auf die rosafarbene Pelle des Cover-Flamingos, um den tropikalen Part des Albums zu vertonen.

Vielleicht geht es nicht jedem Hörer so, aber der Rezensent brauchte viele, viele Durchgänge, um sich darauf und ein paar weitere Punkte einzustellen. Dann aber dient das handclapartige Gebilde im 808-Gerüst von "Red dust" nicht mehr der Animation, es fadet gar aus wie eine zusammensinkende Hüpfburg. "Gold" klammert sich zwar an Bon Iver, mutet unter dem Strich aber immer noch majestätisch an. Und packt jene, für die Drama kein Drama darstellt. Ja, phasenweise setzt McMorrow auf zaghafte Theatralik. Vielleicht ist es auch ein stolzes Triumphieren ob der eigenen Metamorphose. Vor allem aber sind Songs wie "Glacier" oder der Titeltrack nicht schon nach ein paar Sekunden auserzählt. Der Break eine Minute vor dem Ende des mit synthetischer Fläche versehenen "Looking out", dieser kleine Übergang ins scheinbare Nichts, gehört zu den besten Momenten auf "Post tropical". Und jetzt ab in die Federn.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cavalier
  • Looking out
  • Post tropical
  • Glacier

Tracklist

  1. Cavalier
  2. The lakes
  3. Red dust
  4. Gold
  5. All points
  6. Looking out
  7. Repeating
  8. Post tropical
  9. Glacier
  10. Outside, digging
Gesamtspielzeit: 40:55 min

Im Forum kommentieren

lego

2014-05-01 17:44:05

verstehe die 7/10 auch nicht und wieso bon iver generell höher gehandelt wird.

der mindestwert für dieses album ist ne 8.

hans123

2014-02-16 23:00:12

Live in München gesehen, konnte die Erwartungen vollkommen erfüllen.
Sehr fein!

captain kidd

2014-01-26 22:12:24

so ein quatsch. nur weil er jetzt auch falsettiert. als würde man sagen: bayern und braunschweig - das gib es keinen unterschied, spielen doch beide fußball.

Achim2

2014-01-26 12:00:08

Wäre Gold von vernon, wäre es hier von leuten wie c.kidd in den siebten himmel gehyped worden

dem ist nichts hinzuzufügen. kidd wie er leibt und lebt :(

Achim.

Cosmig Egg

2014-01-26 11:24:20

wenn man das nicht mit bon iver vergleichen kann, was dann?

Wäre Gold von vernon, wäre es hier von leuten wie c.kidd in den siebten himmel gehyped worden

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