Suns Of Thyme - Fortune, shelter, love and cure

Motor / Edel
VÖ: 15.11.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Kuckuck!

"The hills have eyes"? Mag sein. Für jene, die weniger auf blutige Schlachtfeste mit eingebautem atomarem Raketenwurmfortsatz, sondern auf Krautwurst statt Hartwurst abfahren, dürften Suns Of Thyme aber weitaus interessanter sein als großkarierte Neuverfilmungen alter Horrorstreifen. Doch Vorsicht: Beim Betrachten des Artworks von "Fortune, shelter, love and cure" fühlt der Hörer sich tatsächlich beobachtet – und zwar von den einäugigen Rundtürmen des Sakralbaus auf dem Cover. Ganze hirnzerbeulende Arbeit hat nicht nur Designer Lionel Williams geleistet: Auch das seit einiger Zeit in Berlin ansässige Quartett entfesselt auf seinem Debüt eine mehrstöckige Dröhnland-Symphonie, die ihm erst einmal jemand nachmachen muss.

Allen ob dieser psychoaktiven Soundwälle nach Halt Suchenden sei nun gesagt: Nein, das hat überhaupt nichts mit der Band zu tun, deren Name im Albumtitel ganz zum Schluss kommt. Eher mit Zeitgenossen wie Toy und Lumerians oder Altvorderen der Pilzesser-Fraktion, die während der Zeit der Blumenkinder und der Prog-Ära im 13. Stock auf der dunklen Seite des Mondes um 25 Uhr gerne richtig auszuspannen pflegten. Zur Schau getragene Freakmatte und genauso umsichtige wie beziehungsreiche musikalische Rückbesinnung stehen Space-Rock und fidelen Drone-Köstlichkeiten schließlich mitnichten im Wege. Nicht, wenn Suns Of Thyme unter der Regie von Sänger und Gitarrist Tobias Feltes ihre köstlich unscharfen, aber extrem konzisen Songs in so bunten Hippie-Schwaden erblühen lassen wie hier.

Wobei die vier Jungspunde jedoch nie den Fehler machen, Trance mit Wachkoma oder Entspanntheit mit Schlafanfall zu verwechseln. "Violent eyes" geht auch ohne ominös blinzelnde Zyklopen-Glupscher als stimmungsvolles Intro durch, das behutsam auf die folgenden Stücke einschwört, bevor Suns Of Thyme das Tempo verschärfen. "The way" und "One song" heizen geschwind und fuzzgeschwängert ein, wobei die akzentuierte Produktion die Leads in derart meditative Höhen schraubt, als würden Ravi Shankar und Volker Kriegel auf ihren Sitars mit vereinten Kräften Hawkwind covern. Endgültig tobt die kosmische Rock-Wutz bei der fantastischen Single "Soma (God for gods)", die sich schlank und nebelverhangen durch den Zeittunnel windet. Feltes sinniert dazu: "As I walk through the haze / Will I ever learn my lesson?" Sieht nicht so aus. Zum Glück.

Nun sind Suns Of Thyme zwar ausgewiesene Nostalgiker, aber auch aktuellem Hipstertum nicht gänzlich abgeneigt. Und erzeugen darum ausreichend Echos für jüngere Shoegaze-Hüpfer, die allenfalls mit den qualmenden Indie-Auswüchsen der zumindest spirituell anwesenden Ride oder The Stone Roses vertraut sein dürften. Wer nach einem Groove sucht, findet ihn im unbestrittenen Highlight "Cataclysm 2084", das federnde Drums, traumhafte Keyboards und einen wurmig kreisenden Gitarrenlauf vereint, während das dazugehörige Video wundersame Bilder aus dem französischen Sci-Fi-Zeichentrickfilm "Der phantastische Planet" zeigt. Nicht einmal bei den allzu schamanischen Om-Vocals in "Blue phoenix tape" und "Asato maa" möchte man von kleinen Schwächen reden – sondern lieber ein Ohr riskieren. Und ein Auge natürlich.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The way
  • One song
  • Soma (God for gods)
  • Cataclysm 2084

Tracklist

  1. Violent eyes
  2. The way
  3. One song
  4. Soma (God for gods)
  5. The years we got are not enough
  6. Blue phoenix tape
  7. Cataclysm 2084
  8. Asato maa
  9. Interlude
  10. Earth, over.
Gesamtspielzeit: 39:41 min

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