
Weekend - Jinx
Strange Dog / Rough TradeVÖ: 06.12.2013
Grauer Montag
Thank God it's Friday: Das Wochenende steht überall hoch im Kurs. Momentan inbesondere bei Musikern. Der Gelsenkirchener Weekend etwa ist "Am Wochenende Rapper", und eine "Tour de Frau" wie beim kanadischen Neo-R'n'B-Senkrechtstarter The Weeknd auf "Kiss land" ist auch keine schlechte Idee. Da kann man ähnlich oder sogar gleich benannte Bands zuweilen glatt übersehen beziehungsweise überhören, selbst wenn sie musikalisch rein gar nichts mit Obigen gemein haben. Denn Weekend aus San Francisco verbringen ihre Freitag- und Samstagnächte weder auf HipHop-Jams noch unter der Glitzerkugel – vermutlich kann ihnen im Gegenteil kein Kellerschuppen dunkel genug sein. Und das nicht erst, seit das Trio seinen Wohnsitz nach New York verlegte.
Schließlich sind Weekend mit ihrem klirrenden Sound in direkter Nachbarschaft von Bands wie Crystal Stilts oder Interpol zweifellos besser aufgehoben als im sonnigen Kalifornien. Eine noch einleuchtendere Homebase wäre jedoch England, genauer gesagt das graue Manchester. Dort stand bis 1997 nämlich der so legendäre wie maximal lichtblitzartig befunzelte Club Haçienda, den das nicht minder legendäre Label Factory Records hauptsächlich aus den Verkäufen von New Order finanzierte. Und "Jinx" ist passenderweise die ideale Platte für alle, die sich noch nie recht zwischen Joy Division und New Order entscheiden konnten. Und das hier auch nicht müssen, da Shaun Durkan, Kevin Johnson und Abe Pedroza klingen wie der Schnittstelle entsprungen, an der sich die verbliebenen Musiker nach Ian Curtis' Tod gerade neu sortierten.
Sehr gut sortiert zeigen sich Weekend auch auf ihrem zweiten Album nach "Sports" – nur dass die körperliche Betätigung hier unter den flackernden Neonröhren der Tanzfläche stattfindet. Hinter vorgehaltener Hand wurde der Einstieg "Mirror" bereits zu Recht als bestgehütetes Indie-Geheimnis des Jahres gehandelt – und wenn die Drummachine blechern pumpt und sich eisige Synthie-Flächen mit hyperaktivem Grollen und Gitarrengesplitter vermengen, weiß man auch, warum: nur eine halbe Minute kürzer als "Blue Monday" und fast genau so gut. "Oubliette" zieht das Tempo merklich an, die Riffs zünden Platzpatronen, und Durkans Gesang versinkt im Mehrzweckhall zwischen Melancholie und Klagelied. "Celebration, FL" feiert dann bewölkt die Wiederkunft von New Orders "Temptation" – die spätestens jetzt uneinholbar auf Platz eins bei den Referenzen liegen.
Doch Weekend zucken wahrscheinlich nur mit den Schultern, bedanken sich artig für einen Verweis, der jeder Band zur Ehre gereichen würde – und verlieren trotzdem nicht die Aktualität aus den Augen, wenn es um Tendenzen in Shoegaze und noisigem Dream-Pop geht. Und auch bei Post-Punk und Feedback-Knirschereien der letzten Zeit haben die drei anscheinend ganz genau hingehört. Wie könnte sonst "It's alright" mit Brodelbass und sechssaitigem Gecrunche A Place To Bury Strangers Konkurrenz machen und "Adelaide" zu heulenden Leads ähnlich nihilistisch rotieren wie The Soft Moon? "I wanna save you from the world / I wanna save you from myself" fleht Durkan dort – und weiß natürlich selbst am besten, dass Rettung naht: Bald ist Montag. Und der lässt sich nach einem Wochenende mit "Jinx" verzüglich ertragen. Endlich wieder im Büro!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mirror
- Oubliette
- Celebration, FL
- It's alright
Tracklist
- Mirror
- July
- Oubliette
- Celebration, FL
- Sirens
- Adelaide
- It's alright
- Rosaries
- Scream queen
- Just drive
Referenzen
Spotify
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