Thomas D - Aufstieg und Fall des Tommy Blank

Four / Sony
VÖ: 20.12.2013
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Seht Euch Tommy an

Thomas Dürr pflegt seine Alter Egos mit der Beharrlichkeit eines deutschen Vogelzüchters. Nachdem ihm allerdings vor zwei Jahren Reflektor Falke endgültig von der Stange geplumpst ist, ist es nun Zeit für eine neue Inkarnation des D: Vorhang auf für Tommy Blank, den rebellischen Poeten, den Retter des Rap.

Die Geschichte, die Thomas D mit zahlreichen Gästen (u. a. Moses Pelham, Herbert Grönemeyer, Cäthe und Nicholas Müller von Jupiter Jones) auf "Aufstieg und Fall des Tommy Blank" erzählt, ist etwas ausschweifender: Tommy Blank ist Rapper und durchlebt die alte Mär vom schnellen Ruhm mit jähem Ende. Nicht gerade innovativ, aber auch nicht gänzlich ohne Potenzial. Zumal Thomas D sie ausschmückt und behauptet, diesen Tommy Blank gebe es wirklich – tatsächlich findet sich dann auch ein bereits jahrelang existierender YouTube-Channel, auf dem ein Underground-Musiker teils unter dem Namen Tommy Blunt seine Songs zum Besten gibt. Die Gäste auf dem Albums sollen diesen Blank alle wirklich gekannt haben. Und er soll mit an "Aufstieg und Fall des Tommy Blank" gearbeitet haben, wenngleich er nicht zu hören ist. Dazu gibt es einen von Thomas D verfassten Pressetext, in dem er den Werdegang des Tommy Blank erzählt, bevor dieser spurlos verschwand und sein verlassener Wohnwagen gefunden wurde. Was ist echt an der Geschichte, was ist Fake? Darüber darf und soll der Hörer gerne rätseln.

Gerade das sich durchs Album ziehende Motiv der verschwimmenden Grenzen zwischen Mysterium, Kunstfigur und Künstler böte also Spielraum für clevere Statements zum Zustand des Pop. Die Einführung der Figur Tommy Blank, welche von Dürr und Gästen auf dem Album besungen wird, gerät allerdings reichlich plump. Ein Rap-Philosoph soll er sein, ein prolliger Gernegroß ist er wohl. "Ihr könnt mich mal" ruft der selbsternannte "young rebel" und erzeugt Schulterzucken statt Kopfnicken.

Das zentrale Stück des Albums ist "Schicksal", eine siebenminütige Pampe aus esoterischem Geschwurbel, die es an Penetranz fast mit Thomas‘ früheren Ausflügen in vom Unheil schwangere Gefilde aufnehmen kann. Dass auch noch Samy Deluxe eine Strophe lang Klischees verbreiten und Fremdscham erzeugen darf, macht das zwischenzeitliche Desaster perfekt.

Doch nicht alles ist schlecht im Hause Blank: "Hurensöhne" gelingt es beispielsweise auf intelligente Art und Weise, Rap-Stereotype aufzunehmen und mit einer gehörigen Dosis Irrsinn zu kontrastieren. Auch die ruhigeren Tracks überzeugen. So ist das von Beth Gibbons & Rustin Man inspirierte "Show" eine angenehm unprätentiöse Verschnaufpause. Und "Segen und Fluch", das elegant ein elegisches Streichermotiv mit Maxims schwermütigem Gesang kombiniert, stellt ein richtiges Highlight dar.

Die letzten Zeilen des Albums lauten "Ruhe in Frieden Tommy, rest in peace." Ob dem so ist, wird die Zeit zeigen. Schade, dass es "Bitte melde Dich" nicht mehr gibt.

(Christopher Sennfelder)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hurensöhne (feat. Alin Coen)
  • Show (feat. Cäthe)
  • Segen und Fluch (feat. Maxim)

Tracklist

  1. Intro
  2. Aufstieg und Fall (feat. Cäthe)
  3. Ihr könnt mich mal (feat. Kaas)
  4. Sirenen (feat. Exklusive)
  5. Erfolg Is A Bitch (feat. Nicholas Müller)
  6. Sieh Dir Tommy an (feat. Herr Sorge)
  7. Schicksal (feat. Alin Coen, Samy Deluxe, Chefket)
  8. Hurensöhne (feat. Alin Coen)
  9. Show (feat. Cäthe)
  10. Brüder (feat. Herbert Grönemeyer)
  11. Tommy Is Back (feat. Herr Sorge, Afrob)
  12. Segen und Fluch (feat. Maxim)
  13. Der Tod ist mein Bodyguard
  14. Tommy Blank ist tot (feat. Moses Pelham, Haudegen)
Gesamtspielzeit: 52:35 min

Im Forum kommentieren

Vollator

2013-12-17 15:02:37

"Dein Schinken" ist klasse, und nicht ohne Humor.

Pole

2013-12-17 13:22:19

Thomas D. ist im Übrigen DAS Paradeeispiel dafür, warum man sich über seine Tätowierungen Gedanken machen sollte. Oder es am besten sein lässt.

what?

2013-12-14 16:00:40

LOL

nörtz

2013-12-14 15:59:21

"Rückenwind" ist immer noch ein guter Song!

Vater

2013-12-14 14:33:23

Wiesch Erschtschlenz, gäh duzi.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum